Der Afghane
wussten nicht, warum die in London hysterisch wurden, als sie von einem großen Mann mit langem schwarzem Haar und Vollbart hörten. Sie konnten nur berichten, dass er jetzt sauber rasiert war und wahrscheinlich einen dunkelgrauen Mohairanzug trug.
Die letzte Information von dem Friseur und dem Schneider versetzte Steve Hill, Marek Gumienny und das Team in Edzell in Entzücken.
Die Araber hatten ihren Mann wie einen Ehrengast behandelt. Und offensichtlich bereiteten sie ihn auf seine Abreise vor. Er lag nicht als Leiche auf einem Fliesenboden irgendwo am Arabischen Golf.
Michael McDonald und Gordon Phillips in Edzell waren ebenso erfreut wie ratlos. Sie wussten, dass ihr Agent sämtliche Prüfungen bestanden hatte und als Dschihadi aufgenommen worden war. Nach wochenlangen Sorgen hatten sie jetzt ein zweites Lebenszeichen von ihm bekommen. Aber hatte er irgendetwas über Stingray herausgefunden, was ja der einzige Sinn dieser Übung war? Wohin ging er jetzt? Konnten sie irgendwie Kontakt mit ihm aufnehmen?
Doch selbst wenn sie mit ihrem Agenten gesprochen hätten, er hätte ihnen nicht helfen können. Er wusste nichts.
Und niemand wusste, dass die Countess of Richmond dabei war, ihre Jaguars in Singapur auszuladen.
DREIZEHN
Zwar konnte die Reisegruppe es nicht wissen, aber sie wurde im Abstand von nur wenigen Stunden verfolgt, und so war ihr Entkommen nur ein glücklicher Zufall.
Wenn sie Kurs auf die Küste der sechs Emirate genommen hätte, wären sie wahrscheinlich gefasst worden. Aber sie fuhr nach Osten, über die gebirgige Landenge und auf das siebte Emirat zu, nach Fujairah am Golf von Oman.
Bald ließen sie die letzte Asphaltstraße hinter sich und fuhren auf ausgefahrenen Pisten, die sich zwischen den braun gebrannten Bergen von Jebel Yibir verloren. Von der Passhöhe ging es hinunter zu dem kleinen Hafen von Dibbah.
Ein gutes Stück weiter unten an derselben Küste erhielt die Polizei von Fujairah eine Anfrage mit einer umfassenden Beschreibung aus Dubai, und sie richtete an der Straße, die aus den Bergen zu ihrer Stadt führte, eine Straßensperre ein. Viele Lieferwagen wurden gestoppt, aber in keinem saßen die vier Terroristen.
Dibbah ist nicht weiter bemerkenswert: weiße Häuser, eine Moschee mit grüner Kuppel, ein kleiner Hafen für Fischer und manchmal auch Charterboote für westliche Taucher. Zwei Flussmündungen weiter wartete ein Aluminiumboot; es war auf den Strand heraufgezogen, und die beiden großen Außenborder ragten aus dem Wasser. Der Laderaum mittschiffs war von angeketteten Zusatztanks ausgefüllt. Die zweiköpfige Besatzung hatte im Schatten eines einzelnen Kameldorns zwischen den Felsen Schutz gesucht.
Für die beiden einheimischen jungen Männer war die Reise hier zu Ende. Sie würden den gestohlenen Lieferwagen hoch hinauf in die Berge fahren und dort zurücklassen. Und dann würden sie einfach in denselben Straßen verschwinden, die auch Marwan al-Shehhi hervorgebracht hatten. Suleiman und der Afghane halfen mit, das Zigarettenboot wieder ins hüfttiefe Wasser zu schieben. Ihre westliche Kleidung war noch verpackt, um sie vor der Salzwassergischt zu schützen.
Als die beiden Passagiere und die Besatzung an Bord waren, fuhr das Schmugglerboot geruhsam an der Küste entlang fast bis zur Spitze der Halbinsel hinauf. Erst in der Dunkelheit würden die Schmuggler die rasende Überfahrt durch die Meerenge beginnen.
Zwanzig Minuten nach Sonnenuntergang forderte der Mann am Steuer seine Passagiere auf, sich festzuhalten, und dann gab er Vollgas. Das Boot hob sich aus dem unruhigen Wasser vor der äußersten Spitze Arabiens und schoss in Richtung Iran. Die fünfhundert PS der beiden Motoren ließen es über das Wasser fliegen. Martin schätzte, dass sie fast fünfzig Knoten erreichten. Die kleinste Welle traf das Boot wie ein Klotz, Gischt peitschte über die Bordwände. Alle vier hatten sich das Gesicht mit der keffiyeh umwickelt, um die Sonne abzuhalten, und jetzt schützte das Tuch sie vor den harten Wassertropfen.
Nach weniger als dreißig Minuten tauchten an Backbord die ersten verstreuten Lichter der persischen Küste auf, doch das Schmugglerboot raste weiter ostwärts in Richtung Gwador und Pakistan. Die gleiche Strecke hatte Martin vor einem Monat unter den ruhigen Segeln der Rasha zurückgelegt. Die Rückfahrt ging jetzt zehnmal so schnell.
Vor den Lichtern von Gwador drosselte die Besatzung die Motoren und stoppte dann. Es war eine willkommene Erleichterung.
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