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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zweiten Kategorie gehört, gäbe es mehr Häftlinge als Polizisten.
    Sicher war, dass er sich nach jenem Tag vor der Moschee anscheinend nie wieder in der Nähe von Extremisten aufgehalten hatte. Aber einen dummen Jungen, der irgendwann zur Besinnung gekommen war, sah man nicht im Gespräch mit dem Kapitän der Rasha im Hafen von Abu Dhabi. Also gehörte er zu Kategorie Nummer eins: Er war ein al-Qaida-Schläfer, solange das Gegenteil nicht erwiesen wäre.
    Weitere diskrete Nachprüfungen ergaben, dass er wieder in Großbritannien war und seine Labortätigkeit an der Universität aufgenommen hatte. Die Frage war: Sollte man ihn verhaften oder lieber beobachten? Das Problem war, dass eine Luftaufnahme, die nicht offenbart werden durfte, keine Überführung sicherstellen konnte. Also entschied man, den Akademiker unter Beobachtung zu stellen, so kostspielig das auch sein mochte.
    Das Dilemma löste sich eine Woche später, als Dr. al-Khattab einen Flug zurück zum Arabischen Golf buchte. Jetzt brachte man das SRR ins Spiel.
    Großbritannien besitzt seit Jahren eine der besten Aufspüreinheiten der Welt. Früher war sie bekannt als 14th Intelligence Company, aber auch als »Detachment« oder noch kürzer als »The Det«. Mike Martin hatte 1988 bei dieser Einheit in Nordirland gedient. Sie arbeitete extrem verdeckt. Im Gegensatz zum SAS und zur SBS war es keine Einheit ultraharter Kämpfer. Ihre Talente waren das unauffällige und geschickte Anbringen von Wanzen, das Fotografieren über große Distanzen und Lauschen und Verfolgen. Gegen die nordirische IRA war sie besonders erfolgreich im Einsatz.
    In mehreren Fällen konnte der SAS aufgrund von Informationen, die »The Det« geliefert hatte, terroristische Angriffskommandos in die Falle gehen lassen und eliminieren. Anders als die harten Einheiten setzte das Det häufig Frauen ein. Bei Beschattungseinsätzen wirkten sie viel harmloser, und niemand hatte Angst vor ihnen. Aber die Informationen, die sie lieferten, waren umso mehr Grund, sie zu fürchten.
    2005 entschied die britische Regierung, das Det zu erweitern und höher einzustufen, und wandelte es in das Special Reconnaissance Regiment um. Es gab eine Gründungsparade, bei der jeder, einschließlich des führenden Generals, nur von der Hüfte abwärts fotografiert werden durfte. Der Sitz seines Hauptquartiers ist geheim, und wenn SAS und SBS schon diskret sind, so ist das SRR unsichtbar. Aber Dame Eliza bat um seine Unterstützung und bekam sie.
    Als Dr. al-Khattab das Flugzeug von London Heathrow nach Dubai bestieg, waren sechs Leute vom SRR an Bord, unauffällig unter dreihundert Passagiere verteilt. Einer davon war ein junger Buchhalter, der in der Reihe hinter dem Kuwaiti saß.
    Weil es sich nur um einen Beschattungseinsatz handelte, sah man keinen Grund, die Special Forces der Vereinigten Arabischen Emirate nicht um Unterstützung zu bitten. Seit bekannt war, dass der 9/11-Attentäter Marwan al-Shehhi aus den Emiraten stammte, und mehr noch seit durchgesickert war, dass das Weiße Haus erwogen hatte, den Fernsehsender al-Dschasira in Qatar zu bombardieren, waren die Vereinigten Arabischen Emirate extrem vorsichtig gegenüber dem islamistischen Extremismus, und sie waren es vor allem in Dubai, wo die Special Forces ihr Hauptquartier hatten.
    Und so standen zwei Mietwagen und zwei gemietete Motorroller für das SRR-Team bereit, als die Maschine landete, für den Fall, dass Dr. al-Khattab abgeholt werden sollte. Man hatte beobachtet, dass er nur Bordgepäck dabeihatte. Aber die Mühe hätte man sich sparen können: Er mietete einen japanischen Kleinwagen, und so hatten sie genug Zeit, ihre Positionen einzunehmen.
    Zunächst verfolgten sie ihn vom Flughafen zum Creek in Dubai, wo die Rasha nach ihrer Rückkehr aus Gwador festgemacht hatte. Diesmal näherte er sich dem Schiff nicht, sondern blieb hundert Meter weit entfernt bei seinem Wagen stehen, bis Bin Selim ihn entdeckte.
    Ein paar Minuten später kam ein junger Mann, den niemand kannte, von unten an Deck der Rasha, bahnte sich seinen Weg durch die Menge und flüsterte dem Kuwaiti etwas ins Ohr. Es war die Antwort des Mannes in den Bergen in Wasiristan. Al-Khattab machte ein erstauntes Gesicht. Im dichten Verkehr der Küstenstraße fuhr er hinauf nach Ajman und Umm al-Quwain und weiter nach Ras al-Khaimah. Dort checkte er im Hilton ein und zog sich um. Das war rücksichtsvoll von ihm, denn so konnten die drei jungen Frauen, die zum SRR-Team gehörten, sich auf

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