Der Afghane
mit Faisal bin Selim, dem Kapitän der Rasha, die in Dubai vor Anker lag. Am Nachmittag fuhr er mit seinem billigen Mietwagen nach Dubai und sprach mit dem Kapitän, und dieser nahm einen langen persönlichen Brief in Empfang und verbarg ihn tief unter seinen Gewändern. Und zwanzigtausend Fuß hoch über ihnen kreiste der Predator.
Islamistische Terrorgruppen haben schon viel zu viele führende Agenten verloren, um nicht zu wissen, dass Handys und Satellitentelefone gefährlich für sie sind, mögen sie noch so vorsichtig sein. Die Abhör- und Entschlüsselungstechnologie des Westens ist einfach zu gut. Und ihre zweite Achillesferse ist der Transfer großer Summen über das normale Bankensystem.
Um den Gefahren des Letzteren zu entgehen, benutzen sie das hundi- System , das mit einigen Abwandlungen so alt ist wie das erste Kalifat. Hundi basiert auf dem Konzept des totalen Vertrauens, und jeder Rechtsanwalt würde davon abraten. Aber es funktioniert, weil jeder Geldwäscher, der seinen Kunden betrügt, bald arbeitslos wäre – oder Schlimmeres.
Der Zahlende gibt sein Geld in bar dem hundi- Mann am Ort A und bittet darum, dass sein Freund am Ort B die gleiche Summe abzüglich des Anteils für den hundi- Mann erhalte.
Der hundi- Mann hat einen Partner seines Vertrauens, meistens einen Verwandten, am Ort B. Er informiert diesen Partner und weist ihn an, dem Zahlungsempfänger, der sich auf eine vereinbarte Weise zu identifizieren hat, die entsprechende Summe Bargeld auszuhändigen.
Angesichts der zig Millionen Muslime, die Geld an ihre Familien in der Heimat schicken, und in Anbetracht dessen, dass es weder Computer noch überprüfbare Akten gibt, dass die gesamte Transaktion in bar vorgenommen wird und dass Zahler und Empfänger Pseudonyme benutzen können, sind solche Geldbewegungen unmöglich abzufangen oder zu verfolgen.
Für die Kommunikation besteht die Lösung darin, die Botschaften der Terroristen mit dreistelligen Codes zu verschlüsseln, die sich per E-Mail oder SMS um die ganze Welt schicken lassen. Nur ein Empfänger, der über die Liste mit bis zu dreihundert solchen Zifferngruppen verfügt, kann die Nachricht entschlüsseln. Das funktioniert mit kurzen Anweisungen und Warnungen. Aber ab und zu muss ein längerer und exakter Text um die halbe Welt reisen.
Nur der Westen hat es immer eilig. Der Orient hat Geduld. Was lange dauert, dauert eben lange. Die Rasha stach an diesem Abend in See und fuhr zurück nach Gwador. Ein loyaler Kurier in Karachi, weiter unten an der Küste, war per SMS herbeibeordert worden. Er war mit seinem Motorrad da, übernahm den Brief und fuhr nordwärts durch Pakistan bis zu der kleinen Fanatikerstadt Miram Schah.
In einem vereinbarten chaikhanna wartete der Mann, der so viel Vertrauen genoss, dass er ins Hochgebirge von Südwasiristan gehen durfte, und der versiegelte Umschlag wechselte erneut die Hände. Die Antwort kam auf demselben Weg zurück. Sie brauchte zehn Tage.
Aber Dr. al-Khattab blieb nicht am Arabischen Golf. Er flog nach Kairo und von dort weiter nach Westen, nach Marokko. Dort führte er ein paar Gespräche und wählte die vier Nordafrikaner aus, die zur neuen Mannschaft gehören würden. Da er noch immer nicht beobachtet wurde, erfasste auch kein Radar diese Reise.
Bei der Verteilung des guten Aussehens hatte Mr. Wei Wing Li eine Niete gezogen. Er war kurz, gedrungen und krötenähnlich, und auf seinen Schultern saß ein Kopf wie ein Fußball. Sein Gesicht war von Pockennarben übersät. Aber er verstand seinen Job.
Er war mit seiner Truppe zwei Tage vor der Java Star bei dem verborgenen Flusslauf auf der Halbinsel Zamboanga eingetroffen. Auf ihrer Reise von China, wo sie eine bedeutende Rolle in der kriminellen Unterwelt von Guangdong spielten, hatte es keine lästigen Pass- und Visaprobleme gegeben. Sie waren einfach an Bord eines Frachters gegangen, dessen Kapitän gut bezahlt worden war, und waren so zur Insel Jolo gelangt, wo zwei Schnellboote aus einer philippinischen Flussmündung gekommen waren und sie abgeholt hatten.
Mr. Wei hatte seinen Gastgeber, Mr. Lampong, und den örtlichen Abu-Sayyaf-Führer, der ihn empfohlen hatte, begrüßt, die Quartiere für sein Dutzend Arbeiter inspiziert, fünfzig Prozent seines Honorars als Anzahlung kassiert und darum gebeten, die Werkstätten sehen zu dürfen. Nach einer gründlichen Inspektion zählte er die Sauerstoff- und Azetylenflaschen und erklärte sich zufrieden. Dann studierte er die Fotos aus
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