Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
doch nicht hilflos in diesem Hotel lassen oder darauf bestehen, daß sie in ein anderes einsames Hotelzimmer in einem anderen fremden Land flog. Mrs. Pollifax seufzte schwer. »Gut. Dann nehme ich
    sie mit.«
    Punkt halb zehn Uhr fuhren sie vom Hotel ab. Debby hatte es sich auf dem hinteren Sitz
    bequem gemacht. Sie hatte den Auftrag, Straßenschilder zu lesen, sich still zu verhalten und nicht zu erkälten. Die erste halbe Stunde war Mrs. Pollifax vollauf damit beschäftigt, aus der Stadt herauszufinden. Das war nicht einfach. Sämtliche Straßennamen schienen auf ev oder iski zu enden. Außerdem wollte sie nach Osten zur Straße Nummer eins nach Tarnovo. Im Hotel jedoch hatte man ihr genau die Zufahrt zur Hauptstraße Nummer fünf nach Borovets
    erklärt.
    Inzwischen hatte sie erfahren, wie wenige Bulgaren Englisch sprachen und wie leicht man sich verirren konnte. Sie hielt sich an ihren gedruckten Wegweiser und schwenkte dann
    außerhalb der Stadt in einem weiten Bogen nach Norden zur Straße Nummer eins. Dadurch
    machte sie einen Umweg von vielen Meilen und kam durch eine Ortschaft mit dem
    komischen Namen Elin Pelin.
    »Endlich! Jetzt haben wir die Straße Nummer eins erreicht«, verkündete sie, als der Wagen in eine gepflasterte Straße holperte. »Ein Glück, daß Zahlen in allen Sprachen gleich
    aussehen.«
    »Besser ist sie aber auch nicht«, sagte Debby und sah sich um. »Woraus sind diese
    Straßen eigentlich?«
    Pappeln säumten die Straße, und dahinter dehnten sich Felder bis zu den Bergen, über
    denen noch der Morgennebel hing. Das Tal war grün und breit. Sie fuhren an einem
    Heuwagen und an einem landwirtschaftlichen Fahrzeug vorbei. Dann waren sie allein.
    »Aus Stein«, antwortete Mrs. Pollifax. »Genau wie die Mauern der Bauernhöfe.«
    »Komisch, ich habe noch nie über die Gegenden nachgedacht, durch die ich per Anhalter
    gefahren bin.«
    »Das war ein Fehler. Woran dachten Sie denn?«
    »Wo ich andere junge Leute finden werde. Oder wo etwas los ist.«
    »Wissen Ihre Eltern, daß Sie sich so völlig auf den Zufall verlassen?«
    Debby stieß einen Laut aus, der wie »Itch« klang.
    »Wissen sie überhaupt, daß Sie in Bulgarien sind?« fragte Mrs. Pollifax erschrocken.
    Diesmal klang Debbys Antwort wie »Aaah«.
    Mrs. Pollifax seufzte. »Debby, solange wir zusammengespannt sind, sollten Sie wirklich
    Ihren Wortschatz vergrößern. Bestimmt würden Sie die Gesellschaft Gleichaltriger
    vorziehen, aber einige Tage müssen wir uns eben mit dieser Situation abfinden und uns auf ein paar Grundregeln einigen. Was › aaah‹ bedeutet, können Sie mir später erklären, aber was soll › itch‹ heißen?«
    Debby sah sie vorwurfsvoll an. »Dr. Kidd fragt mich das nie. Er ist mein Psychotherapeut und verlangt spontane Reaktionen.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden, nur finde ich, daß klare Äußerungen das Leben
    beträchtlich vereinfachen. Also, was heißt itch ?«
    »Wie komisch das aus Ihrem Mund klingt«, Debby lachte.
    »Es klingt bei Ihnen auch komisch. Was hat Sie übrigens zum Psychiater geführt?«
    »Ich laufe oft davon«, sagte Debby. »Und verliebe mich zu oft. Das macht meine Eltern ganz krank. Aber sie schlagen mir nie etwas ab und haben Angst vor mir.«
    Mrs. Pollifax übersetzte sich das eben Gehörte. »Heißt das, daß Sie Ihren Eltern überhaupt nicht geschrieben haben, seit Sie von Amerika fort sind?«
    »Stimmt genau. Damit verschaffe ich ihnen einen geruhsamen Sommer.«
    »Aber stört es sie denn nicht, nichts von Ihnen zu wissen? Sind sie nicht besorgt?«
    »Wissen Sie, manchmal wünsche ich, sie wären es«, sagte Debby sehnsüchtig. »Sie wissen
    nichts mit mir anzufangen und möchten bloß dauernd, daß ich glücklich bin. Für Ferienlager bin ich zu alt, deshalb waren sie einverstanden, daß ich allein nach Europa fahre. Dr. Kidd meint, daß ich dabei vielleicht mich selbst finden werde.«
    Mrs. Pollifax schwieg. Schließlich sagte sie trocken: »Verstehe. Also eine Art Fundbüro.«
    Debby war das Thema langweilig geworden. »Wenn ich nur wüßte, wo Phil heute steckt.
    Wie sieht es eigentlich in Borovets aus? Oder überlassen Sie es mir, das herauszufinden, wenn wir dort sind?«
    »Wir kommen gar nicht hin. Wir fahren nämlich nach Tarnovo.«
    »Nanu? Warum denn?«
    »Weil ich niemals woandershin wollte. Sehen Sie auf der Karte nach, ob es in Zlatica eine Tankstelle gibt, ja? Die Tankstellen sind mit winzigen roten Autos bezeichnet.«
    Debby schlug die Karte auf. »Doch, in

Weitere Kostenlose Bücher