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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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›Almosen‹, wie er es nannte...«
    Sie brach ab, weil Tsanko aufhorchte.
    »Augenblick mal«, sagte er überrascht. »Bemish war nämlich mit einer Bulgarin verheiratet.
    Bei uns ist es üblich, daß die Frau eines Ausländers auch weiterhin ihren bulgarischen
    Namen führt. So ist Mrs. Bemish in Sofia immer noch als Stella Trendafilov bekannt.«
    »Aber das klingt ganz ähnlich wie —«
    »Genau«, nickte Tsanko. »Könnte Trendafilov in Amerika seinen Namen nicht verkürzt
    haben?«
    »Du lieber Himmel«, sagte Mrs. Pollifax.
    »Aber ein abgekürzter Trendafilov wird zu Trenda!« rief Debby aus. »Damit wäre Phil ein Verwandter — ein Neffe!
    Weshalb aber sollte Mr. Bemish seinen Neffen wegen Spionage verhaften lassen? Das
    verstehe ich nicht«, schloß sie ratlos.
    »Das ist auch nicht notwendig«, erklärte Tsanko fest. »Nur keine voreiligen Schlüsse. Wir brauchen Tatsachen. Ein Bild machen wir uns später.«
    »Bloß drängt es sich von selbst auf«, bemerkte Mrs. Pollifax trocken. »Wir haben entdeckt, daß Phil vermutlich der Sohn Peter Trendas ist, dem die Trenda — Arctic Oil Company
    gehört. Er dürfte also ein wohlhabender Mann sein. Bemish andererseits hat einen
    Schwager namens Petrov Trendafilov in Amerika, und Bemish scheint bei Phils Verhaftung
    eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Vielleicht stammt der Einfall sogar von ihm.«
    »Wau, ja«, sagte Debby eifrig.
    »Halten Sie Bemish für einen Geheimpolizisten wie Nikki?«
    Tsanko schüttelte den Kopf. »Dazu ist er viel zu unverläßlich.
    Nein, eher ist er ein Informant der Polizei. Das traue ich ihm zu.
    Das würde auch seine Verbindung mit Nikki erklären.« Er seufzte. »Bemish hat einen sehr schlechten Ruf. Angeblich bezieht er Geld aus dunklen Quellen und behandelt seine Frau
    sehr brutal. Sie soll einmal sehr schön gewesen sein, sagt man.«
    »Dann beginnt alles mit Bemish und Nikki — Phils Verhaftung, meine ich«, sagte Mrs.
    Pollifax gedehnt. » Davon sollten Debby und ich nichts wissen.«
    »Inzwischen geht es aber um bedeutend mehr. Vergessen Sie nicht, Amerikanski, daß Sie
    von Geheimpolizisten beschattet wurden. Wann und warum sie sich eingemengt haben...«
    Tsanko war sehr nachdenklich geworden. »Hier stinkt etwas ganz gewaltig. Nach allem, was heute geschehen ist, muß ich mit meinen Umfragen sehr diskret sein.«
    »Aber sie sind beide tot und sogar begraben«, sagte Debby.
    Mrs. Pollifax sah sie an. »Nikki ist noch immer in Sofia.«
    »O Gott, ja.« Debbys Augen wurden feucht. »Sie werden doch etwas ausfindig machen?«
    fragte sie Tsanko.
    »Ja, daran liegt uns sehr«, sagte Mrs. Pollifax ernst.
    »Ich versuche dauernd, mich an Jugoslawien zu erinnern«, sagte Debby gequält. »Phil hat nie von Verwandten in Bulgarien gesprochen, aber er wollte auch nie erklären, weshalb er uns nicht begleiten wollte. ›Ich kann nicht‹, hat er ständig nachdrücklich versichert. Nur einmal hat er erwähnt, daß sein Vater sehr böse wäre, wenn er mitkäme. Den Grund hat er allerdings nicht genannt.«
    Tsanko nickte. »Sein Vater hatte recht. Wenn er Bulgare und von hier geflüchtet ist, dann hat er immer etwas zu befürchten. Der Geheimdienst hier ist sehr rege.« Er seufzte. »Das alles aber sind Hypothesen. Wir brauchen Beweise.«
    Mrs. Pollifax zog die Nadeln aus ihrem Hut, den sie Tsanko reichte. »Die Pässe sind im
    Kopfteil«, erläuterte sie. »Angeblich hat man mir acht Stück für Sie mitgegeben.«
    »Im Hut ?« sagte er verwundert.
    »Pässe?« Debby riß die Augen auf. »Deshalb kamen Sie mit ihm zusammen!«
    Belustigt drehte Tsanko den Hut um. »Wir werden dieses Gebilde mit größtem Interesse
    prüfen. Tja, die amerikanische Technik. Ihr Ruhm ist bis zu uns gedrungen.« Ein zweiter junger Mann trat ein. Tsanko begrüßte ihn herzlich. »Das ist Encho«, sagte er. »Er hat den schwarzen Renault wieder nach Tarnovo gefahren und in der Hauptstraße abgestellt. Wenn
    also beobachtet wurde, daß der Wagen nach Tsavarets fuhr, so sah man ihn jetzt auch
    wieder abfahren. Und Sie gehen auch wieder zurück.« Er zog eine schwere, altmodische
    Golduhr hervor. »Ich denke, es ist höchste Zeit. Sonst fällt Ihre Abwesenheit auf.«
    »Aber die Nachforschungen?« drängte Mrs. Pollifax. »Wann hören wir, was Sie über Philip erfahren haben?«
    »Sie haben mir den Hut mit den Pässen überbracht«, antwortete er überrascht. »Damit ist Ihr Auftrag erledigt, und Sie können Bulgarien bereits morgen mittag verlassen.«
    Sie

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