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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen.«
    »Wieso?«
    Was für ein intensives Leben dieser Mann geführt haben muß, dachte sie. Er war stämmig
    und struppig, und Sonne und Wind hatten sein faltiges Gesicht gebräunt. »Ich habe etwas gegen Mordanschläge«, sagte sie ruhig. »Und ich fand Philip Trenda sympathisch.
    Außerdem ist er Debbys Freund und noch sehr jung. Ich glaube, daß niemand —
    einschließlich der amerikanischen Botschaft — ehrlichen Anteil an ihm nimmt.«
    »Und Sie tun es?«
    »Einer muß ja«, sagte sie fest.
    »Dann sehen wir uns wieder«, versprach Tsanko, griff nach dem Vogelhut und gab ihn ihr
    zurück. Diese Geste verschlug Mrs. Pollifax die Sprache. Er gab ihr die Pässe, also den Gegenwert des Lebens seiner Freunde — als Unterpfand. »Wir treffen uns am Vormittag,
    hoffe ich. Wenn möglich, holt Encho Sie im Hotel ab. Encho wohnt hier in Tarnovo und fährt ein Regierungstaxi für die Fremden. Er spricht auch etwas Englisch.
    Es ist bereits nach Mitternacht.« Er stand auf. »Balkantourist wird sich sehr aufregen, daß Sie in Tarnovo statt in Borovets sind. Außerdem wurden heute nacht zwei Männer
    erschossen und sind wie vom Erdboden verschwunden. Das ist in jedem Land gefährlich.
    Wir haben eine arbeitsreiche Nacht vor uns.«
    Mrs. Pollifax streckte ihm den Hut entgegen. »Sie gaben mir eben zurück, was ich Ihnen
    auftragsgemäß abliefern sollte. Wenn ich annehme, ist das wohl nicht sehr fachmännisch
    von mir?«
    Er lächelte leise. In seinen Augen blitzte es schwach auf. »Wäre es nicht möglich, daß wir beide keine Fachleute sind?«
    Sie starrte ihn verwundert an. Schlagartig war ein heimliches Einvernehmen zwischen ihnen entstanden.
    »Sie haben noch einen langen Weg vor sich«, sagte er und begleitete sie zum
    Höhlenausgang. »Wenn Sie die bulgarischen Berge bei Mond gesehen haben, kennen Sie
    mein Land von seiner besten Seite. Schlafen Sie wohl, Amerikanski.«
    Sie nickte. Dann gingen Debby und sie Kosta nach.

14
    Das Hauptquartier des CIA in Langley Field, Virginia, hatte einen hektischen Donnerstag hinter sich. In Südamerika war am Vorabend ein Botschafter entführt worden, und seit dem Morgen galt ein Agent in Hongkong als vermißt. Außerdem war die Affäre Philip Trenda
    noch immer nicht aufgeklärt. Sämtliche Titelblätter schrieben über seine Verhaftung. Gestern hatte das Außenamt Carstairs nahegelegt, auf inoffiziellem Weg Näheres über die Sache zu erfahren. Das fehlte ihm gerade noch. Auf seinem Schreibtisch häufte sich die Arbeit.
    Da Carstairs sich erst seit vierundzwanzig Stunden um den Fall bemühte, hatte er kaum
    Fortschritte erzielt. Im Augenblick überflog er den Routinebericht eines B. Eastlake von der amerikanischen Botschaft in Sofia. Es handelte sich um einen Auszug aus den ständigen
    Kommuniques aus Sofia. Auf der ersten Seite fand Carstairs einen Hinweis auf zwei
    amerikanische Touristen, die Eastlake am Dienstag in der Botschaft aufgesucht hatten. Sie hatten angedeutet, Philip sei von einem jungen Jugoslawen, der mit einem deutschen Paß
    reiste, nach Bulgarien gelockt worden.
    Solche Schauermärchen gab es immer und überall. Eastlake hatte diesem Gespräch zu
    Recht wenig Bedeutung beigemessen.
    Er hatte die Unterredung nur mit drei Zeilen in seinem Bericht gestreift.
    Eastlakes Aufgabe jedoch war es, verbindlich und diplomatisch zu sein. Carstairs anderseits lebte und arbeitete in einer Welt, in der selbst die verrücktesten Fantasien nicht von der Hand zu weisen waren. Er ließ Bishop kommen und gab ihm den Bericht.
    »Beschaffen Sie mir genaue Angaben über diese beiden Touristen, die Eastlake in Sofia
    aufgesucht haben. Ich muß wissen, was gesprochen wurde und um welche Art von Leuten
    es sich handelt. Ich erwarte noch heute Ihre Antwort.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Bishop und ging.
    Carstairs seufzte. Vorläufig ließ sich für Trendas Festnahme nicht die leiseste Ursache erkennen. Das Außenamt konnte sich nicht erklären, was die Bulgaren damit beabsichtigten.
    Bisher hatte die Botschaft in Sofia noch keine Erlaubnis erhalten, sich mit Trenda in
    Verbindung zu setzen. Einzelheiten über die Spionageanklage waren nicht bekannt. Das
    alles sah nicht gut für Philip aus. Soweit Carstairs bekannt war, stand der junge Mann weder mit politischen noch anarchistischen Gruppen in Kontakt. Der Vorwurf der Spionage schien auf schwachen Füßen zu stehen. Aber natürlich mußte Philips Vorleben genauest überprüft werden.
    Der Junge tat

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