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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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legte sie gleichmütig auf sein Knie.
    »Wußten Sie, daß die russischen Rubel gefälscht sind?« erkundigte sie sich liebenswürdig.
    Sie hatte sich ihm gegenüber aufs Bett gesetzt.
    »Klar weiß ich das. Aber woher wissen Sie es?«
    »Ich finde Ihre Pistole ausgesprochen taktlos. Möchten Sie damit nicht in eine andere
    Richtung zielen? Schließlich sollen wir doch Verbündete sein.«
    »Nur, damit Ihnen keine Dummheiten einfallen und Sie sich nicht zu sehr darauf verlassen, daß wir Verbündete sind. Ich kenne keine Verbündeten. Ich arbeite für Geld. Und ich will die Banknoten haben.«
    »Und wir möchten Sie haben«, versetzte Mrs. Pollifax sonnig. »Weil Sie nämlich ein Fachmann sind, und so was brauchen wir dringend.« Operation klang fachmännisch. »Wir
    bereiten eine Operation vor.«
    Er seufzte wütend. »Blinddarm oder Mandeln? Hören Sie, Frau, ich habe es eilig, und ich will das Geld haben. Muß ich Sie zu diesem Zweck umlegen?«
    Mrs. Pollifax zuckte die Achseln. »Kann schon sein. Haben Sie von Philip Trenda gehört?«
    »Klar. Er ist tot. Er wurde heute in Belgrad tot aufgefunden.«
    »So bald schon?« murmelte Mrs. Pollifax. »Der arme Junge.
    Bloß ist der Tote in Belgrad nicht Philip Trenda, sondern ein Doppelgänger. Der richtige Philip Trenda lebt und ist hier in Sofia.«
    Wieder seufzte Radev. »Das läßt mich völlig kalt, Frau. Ich werde nicht dafür bezahlt, daß ich mich um Trenda sorge. Man bezahlt mich, damit ich das Geld übernehme, das Sie
    brachten.«
    »Dabei übersehen Sie nur, daß ich es habe und Sie nicht«, erinnerte Mrs. Pollifax ihn
    freundlich.
    Er starrte sie verwundert an. »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Endlich haben Sie begriffen«, sagte sie selig. »Natürlich erpresse ich Sie. Aber ich gebe Ihnen die Rubel mit dem größten Vergnügen, sobald Sie uns freiwillig helfen.«
    »Freiwillig?« spottete er.
    »Ganz recht.«
    »Himmel«, brummte er. »Vielleicht sollte ich Sie einfach über den Haufen knallen und
    Schluß.«
    »Dann würden die anderen wissen, wer mein Mörder war. Und dann möchte ich nicht in
    Ihrer Haut stecken.«
    »Welche anderen?«
    »Die Leute, mit denen ich arbeite. Der Untergrund, an den ich mich hier angeschlossen
    habe.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Mein Auftrag lautet, die Verbindung mit diesen Leuten herzustellen. Sie waren es, die Sie identifizierten, als Sie mir nachreisten. Sie waren es auch, die Ihren Koffer durchsuchten und den kopierten Mantel entdeckten. Sie wissen über Sie Bescheid. Name, Adresse und — hm
    — Verbindungen.«
    »Himmel!« ächzte er. »Also gut, was wollen Sie von mir?«
    »Daß Sie mit uns zusammen Philip Trenda und einigen anderen guten Freunden vom
    Untergrund zur Flucht verhelfen.«
    Er dachte nach. »Dann bekomme ich die Rubel?«
    »Dann bekommen Sie die Rubel.«
    »Und wo sind diese Leute?«
    Im Panchevsky-Institut.«
    Er sprang auf. »Sind Sie verrückt? Das ist der helle Wahnsinn. Und wann soll die Sache
    steigen?«
    »Dieses Wochenende.«
    »Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Das ist völlig unmöglich. Ich habe einen Mittelsmann im Panchevsky-Institut, durch den ich die Sicherheitsvorkehrungen kenne. Sie sind
    narrensicher und —«
    »Ein Mittelsmann?« fragte Mrs. Pollifax flink. »Ein Gefangener?«
    »Natürlich nicht, sondern ein Aufseher«, herrschte er sie an.
    »Halten Sie mich für einen Waisenknaben? Von ihm erfahre ich, wer eingeliefert und wer
    entlassen wird — gegen Bezahlung natürlich. Aber er hat mir auch gesagt —«
    »Mr. Radev, ich liebe Sie«, sagte Mrs. Pollifax und drückte ihm einen Kuß auf die Wange.
    »Sehen Sie? Sie kennen einen Aufseher. Ich wußte doch, daß Sie imstande sein würden, uns zu helfen.«
    Radev wich zurück. »Lassen Sie die Hände von mir, Frau.«
    »Ich bin bloß so selig«, gestand sie. »Den anderen fehlt es ein bißchen an Härte und
    Erfahrung — aber Sie haben eine Pistole.«
    »Und die anderen nicht ?« fragte er bestürzt.
    »Es ist beinahe fünf«, sagte sie nach einem Blick auf die Uhr.
    »Am besten, Sie begleiten mich jetzt zu ihnen. Die Zeit drängt, und wir müssen heute abend den endgültigen Plan fassen.«
    Er stand da wie ein Klotz. »Eines muß ich Ihnen sagen. Sie sehen aus wie eine feine alte Dame. Richtig fein, vornehm, sanft. Sie sind nicht fein.«
    »Das ist das schönste Kompliment, das mir je von einem Agenten gemacht wurde. Vielen Dank, Mr. Radev.«
    »Himmel«, sagte er verbissen.

19
    Der kleine blaue Wagen fuhr

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