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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aus. Die meisten schienen
mehr oder weniger auf dem gleichen Orbit zu bleiben wie Third
Fury.
    Beide schauten schweigend zu. Der Mond veränderte sich. Er
taumelte hin und her, schien teilweise in sich zusammenzubrechen und
kehrte, nachdem er viel von seiner Masse verloren hatte, langsam und
sehr plastisch wieder zur Kugelform zurück. Gelbe Wolken kamen
ihm in nahezu flacher Linie entgegen und dann verschwand der kleine
glühende Ball hinter dem Horizont.
    Fassin ließ die Aufzeichnung bis zum Ende laufen und spulte
zum Anfang zurück. Dann hielt er sie an. Der Bildschirm zeigte
das erste Bild von Third Fury, fast genau über ihnen, kurz nach
dem ersten Einschlag.
    - Das sieht nicht so aus, als hätte jemand überlebt, sendete der Colonel in ruhigem Ton.
    - Da haben Sie wohl Recht.
    - Es tut mir sehr Leid. Wie viele Personen hielten sich wohl in
der Gemeinschaftsanlage auf?
    - Zweihundert.
    - Ich habe keine Spur vom Schiff Ihres Meistertechnikers und
auch nichts von den Angriffen auf uns gesehen, nachdem wir das
Absetzschiff verlassen hatten.
    Fassin verglich den Zeitcode der Aufzeichnung mit der
Ereignisliste des Gasschiffs. – Die fanden erst später
statt, erklärte er dem Colonel. Und von da, wo diese
Aufzeichnung gemacht wurde, wären wir ohnehin hinter dem
Horizont gewesen.
    - So viel zum Thema Sicherheit und Ersatz. Der Colonel
wandte sich ihm zu. – Aber wir machen doch weiter,
ja?
    - Ja.
    - Und was jetzt, Fassin Taak?
    - Jetzt müssen wir mit einigen Leuten sprechen.
     
    »Du willst also mit deinesgleichen Verbindung
aufnehmen?«, fragte Y’sul.
    »Über ein Relais an einem abgelegenen Standort«,
sagte Fassin.
    »Warum hast du es noch nicht getan?«
    »Ich wollte deine Erlaubnis einholen.«
    »Du brauchst meine Erlaubnis nicht. Such dir einfach eine
abgelegene Schüssel und setz deinen Spruch ab. Sekundäre
Auswirkungen auf mein Kudos-Niveau wären wohl nicht einmal
messbar.«
    Sie befanden sich im Vorzimmer des Administrators der Stadt. Der
Raum war ziemlich groß. An den Wänden hingen Teppiche aus
alten Wolkendrücker-Häuten, gelbrot und gewirtelt. Bei
einigen waren noch die Löcher zu sehen, wo man die Wesen
durchbohrt hatte. Ein Wandabschnitt war ein riesiges gewölbtes
Fenster, durch das man auf die Räderlandschaft von Hauskip
schauen konnte. Der Abend senkte sich hernieder, überall in der
Stadt gingen die Lichter an. Y’sul schwebte an das Fenster und
klappte es wenig elegant nach außen auf, indem er hart
dagegenschlug. Dann schwebte er auf den so entstandenen Balkon
hinaus, murmelte etwas von schöner Aussicht und vielleicht
sollte er auch sein Haus hier herauf verlegen. Ein Windstoß
wehte herein, und die WolkenDrücker-Häute bewegten sich,
als wollten ihre längst verstorbenen Besitzer immer noch vor
ihren Jägern fliehen.
    Colonel Hatherence beugte sich zu Fassin. – Diese
Kudos-Geschichte, sendete sie. – Ist das tatsächlich
das Verfahren, nach dem sie ihren Wert bestimmen?
    - Ich fürchte ja.
    - Es ist also wahr! Ich hielt es für einen Scherz.
    - Zwischen Wahrheit und Scherz zu unterscheiden, ist nicht
gerade die Stärke der Dweller.
    Y’sul kam zurück, ohne das Fenster zu schließen,
und rotterte mit leise surrenden Flügelrädern durch das Gas
auf die beiden zu. »Gib mir deine Nachricht«, sagte er.
»Ich leite sie weiter.«
    »Über einen abgelegenen Transceiver?«, fragte
Fassin.
    »Natürlich!«
    »Sende einfach eine Botschaft an Sept Bantrabal. Teile mit,
dass es mir gut geht, und frage, ob dort alles in Ordnung ist.
Vermutlich weiß man bereits, was mit dem Third-Fury-Mond
geschehen ist. Du könntest fragen, ob man etwas von
Meistertechniker Apsile und dem Absetzschiff gehört hat, das dem
Angriff auf den Mond entkommen ist, und was aus den Schiffen wurde,
die Third Fury beschützen sollten.«
    »Ähem«, räusperte sich der Colonel.
    Beide sahen sie an. »Ist das klug?«, fragte sie.
    »Sie meinen, ich sollte mich lieber tot stellen?«,
fragte Fassin.
    »Ja.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber ich möchte doch
einigen Leuten mitteilen, dass ich noch lebe.« Er dachte an den
kurzen Blitz während der Bombardierung von Third Fury.
    Das könnte ein Einschlag auf ’glantine gewesen sein.
»Und ich möchte wissen, ob es meinen Freunden und meinen
Angehörigen gut geht.«
    »Natürlich«, sagte der Colonel. »Ich
überlege nur, ob es nicht vernünftiger wäre, wenn ich
mich zuerst mit meinen Vorgesetzten in Verbindung setzte. Wir
könnten Dweller Y’sul bitten,

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