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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wissen.
    »Um das alte ›Teile und Herrsche‹. Auch bei den
eigenen Leuten. Man will Rivalitäten schüren. Auch das
unter den eigenen Leuten. Sogar ganz besonders. Man sorgt dafür,
dass alle zerstritten sind, dass alle sich gegenseitig belauern, dass
jeder sich fragt, was die anderen wohl im Schilde führen
mögen. Dass sie um Aufmerksamkeit, um Anerkennung buhlen.
Gewiss, einerseits ist es Verschwendung, aber aus anderer Sicht ist
es klug. So schafft es die Culmina, alles unter Kontrolle zu halten
junger Mann. So herrscht sie über uns. Und das mit Erfolg,
findest du nicht auch?«
    Saluus war damals nicht ganz überzeugt gewesen. Die krasse
Vergeudung von Ressourcen hatte ihn empört. Inzwischen war er
älter und klüger geworden und hatte sich daran
gewöhnt, dass es wichtiger war, ob etwas überhaupt
funktionierte, als dass es so funktionierte, wie es sollte (nur in
den Augen der Öffentlichkeit war es natürlich genau
umgekehrt).
    Doch jetzt war man mit einer akuten und tödlichen Gefahr
konfrontiert. Durfte man auch in dieser Situation Feindschaft Hass
und Zwietracht zwischen Individuen und Organisationen schüren,
wenn doch alle an einem Strang ziehen müssten, um der Gefahr
Herr zu werden?
    Zum Teufel damit! Rivalitäten würde es immer geben. Alle
Streitkräfte waren darauf getrimmt, das eigene Revier zu
verteidigen, Kämpfe zu führen, sich durchzusetzen.
Natürlich kämpften sie auch gegeneinander.
    Und angenommen, diese angeblich so verdammt gewaltige und
allmächtige Merkatoria-Flotte raste nicht genau in diesem Moment
auf Ulubis zu. Würden dann nicht einige – oder sogar sehr
viele – Leute im System mit dem Gedanken spielen, sich der
Invasion der Allianz aus Beyondern und Hungerleidern erst gar nicht
zu widersetzen, sondern lieber zu versuchen, mit den Gegnern zu einer
gütlichen Einigung zu kommen?
    Trotz aller Propaganda, der man die Bevölkerung ausgesetzt
hatte, ließ sich aus geheimen Umfragen und Polizeiberichten
entnehmen, dass viele einfache Leute den Eindruck hatten, mit den
Beyondern und Hungerleidern nicht unbedingt schlechter zu fahren. Und
einige von den Machthabern dachten sicher genauso, besonders, wenn
man von ihnen verlangte, für eine möglicherweise
aussichtslose Sache Eigentum und Wohlstand zu opfern oder gar ihr
Leben aufs Spiel zu setzen.
    Sogar an diesem beeindruckend großen runden Tisch in diesem
beeindruckend großen, kühlen, dezent beleuchteten
Konferenzraum mit dem Flair einer Vorstandsetage könnte der eine
oder andere in Versuchung geraten, über eine Reaktion auf die
drohende Invasion nachzudenken, die nicht Widerstand bis zum letzten
Schiff und zum letzten Soldaten bedeutete – wenn diese nahende
Merkatoria-Flotte nicht wäre.
    Man musste wohl davon ausgehen, dass die Flotte tatsächlich
unterwegs war. Es gab auch andere Möglichkeiten, und Saluus
hatte sie alle berücksichtigt – und mit seinen eigenen
Beratern und Spezialisten durchgesprochen – sie aber dann
letztlich verworfen. Ob die Dweller-Liste nun ein Mythos war oder
nicht, wenn alle so taten, als existiere sie, zählte nur das. Es
war fast wie mit dem Geld; eine Frage des Vertrauens, der
Überzeugung. Der Wert lag nicht in der Sache an sich, sondern
darin, dass man an sie glaubte.
    Egal! Nachdem die neuesten Geheimdienstberichte abgehandelt waren
und man sich lange genug darüber ereifert hatte, dass er es
versäumt habe, die umgerüsteten Schiffe ausreichend gegen
fremde Hyperwaffen zu schützen, kam man endlich zu einem
sinnvolleren Thema.
    Zurück in die grausige Wirklichkeit.
    »Die Hauptsache ist«, erklärte Flottenadmiral
Brimiaice (der Quaup-Kommandeur war ein großer Freund von
›Hauptsachen‹ und ›Letzten Enden‹) »dass die
Dweller offenbar nicht beabsichtigen, die Feindseligkeiten
fortzusetzen.«
    Nachdem die Dweller anfangs nach der Devise ›Es werden keine
Gefangenen gemacht‹ auch all jene gnadenlos abgeknallt hatten,
die zunächst noch entkommen waren, hatten sie ebenso
plötzlich auf ihre übliche Pose umgeschaltet, die naiven
Tollpatsche gespielt und behauptet, alles sei nur ein schreckliches
Missverständnis gewesen und ob sie nicht beim Wiederaufbau von
Third Fury behilflich sein könnten?
    »Und darüber können wir verflucht froh sein!«,
sagte General Thovin von den Sicherheitskräften.
»Andernfalls hätten wir nicht die geringste Chance. Gegen
Beyonder und Hungerleider und die Dweller auf einmal! Schöne
Scheiße! Keine Chance. Überhaupt keine Chance!«
Thovin war ein

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