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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schlichten Vertreterinnen des
weiblichen Geschlechts. Wenn sie auch nur halbwegs gut aussahen, war
es unvermeidlich und hatte oft drastische Folgen. Wahrscheinlich lag
es daran, dass man sie, wenn sie redeten, lange betrachten konnte,
ohne dass es auffiel. Oder es manifestierte sich einfach der geheime
Wunsch, die zivilisatorische Tünche abzuwerfen und vom braven
kleinen Firmenangestellten wieder zum Höhlenmenschen zu werden,
der sich in den Dreck warf und hemmungslos rammelte.
    Gerade faselte der Erste Minister Heuypzlagger. Saluus
verließ sich darauf, dass er den Anschein erweckte, sich kein
Wort des Ersten Ministers entgehen zu lassen, und dass sein
Kurzzeitgedächtnis ihn sofort zurückholen würde, wenn
und falls irgendetwas wirklich Wichtiges ins Blickfeld gestolpert
käme, das seine volle Aufmerksamkeit verdiente. Doch da er
inzwischen der Körpersprache und dem allgemeinen Verhalten der
anderen Teilnehmer wohl so ziemlich alles über die
tatsächliche Lage entnommen hatte, was er je erfahren
würde, glaubte er es sich leisten zu können, seinen eigenen
Gedanken nachzuhängen. Er warf einen Blick auf Colonel
Somjomion, die einzige Frau in dieser Konferenz. Sie redete nicht
viel, man hatte also nur selten Gelegenheit, sie direkt anzusehen.
Keine auffallende Schönheit (obwohl er sich neuerdings
einzureden suchte, er lerne reifere Frauen mehr zu schätzen als
junge Mädchen und schaue allmählich auch hinter die
äußeren Geschlechtsmerkmale). Die Vorstellung, eine Frau
in Uniform zu entkleiden, war natürlich von besonderem Reiz,
aber das hatte er längst hinter sich, er besaß sogar
Aufzeichnungen davon. Lieber beschäftigte er sich mit seiner
neuesten Geliebten.
    Saluus dachte an die letzte Nacht mit ihr, an heute Morgen und an
den Abend, an dem sie sich kennen gelernt und zum ersten Mal
miteinander gebumst hatten. Das führte rasch zu einer fast schon
schmerzhaften Erektion. In der Perfektionierungsklinik hatte man ihm
auch beigebracht, solche Regungen zu kontrollieren, aber
normalerweise ließ er das Auf und Ab da unten einfach zu,
solange ihn weder das eine noch das andere gesellschaftlich
unmöglich machte. Vielleicht, so dachte er seit langem, konnte
er seinem lieben alten Dad auf diese Weise heimzahlen, dass er ihm
alle diese Verbesserungen aufgezwungen hatte, so nützlich sie
ihm sonst auch gewesen sein mochten.
    Er hasste Konferenzen immer noch.
    Alles in allem hatte er sich hier noch recht gut aus der
Affäre gezogen, dachte Saluus. Er hatte zwar einer eingehenden
Prüfung der Verfahren zur Gastauglichmachung der Schiffe im
Rahmen der allgemeinen Ursachenforschung nach der Niederlage
zustimmen müssen, aber das war – trotz der versteckten
Beleidigung und des damit verbundenen Zeitaufwands, den sie sich
gerade jetzt nicht leisten konnten – nicht allzu schlimm. Den
größten Teil der Kritik hatte er von sich abwenden
können, indem er unter den Vertretern der Navarchie, der
Sicherheitskräfte und der Ocula der Justitiarität einen
Streit darüber provozierte, wer mit dem ganzen Schlamassel am
wenigsten zu tun gehabt hatte.
    Ein guter Trick. Teile und herrsche. In diesem System nicht weiter
schwierig. Es war sogar wie geschaffen dafür. Saluus erinnerte
sich an die Fragen, die er seinem Vater gestellt hatte, als er noch
zu Hause unterrichtet wurde. Wozu dieser Wust von Behörden? Wozu
diese Inflation (er hatte das Wort gerade entdeckt und benutzte es
mit Begeisterung) von militärischen, Sicherheits- und anderen
Organisationen innerhalb der Merkatoria? Kriegsschiffe waren ein
gutes Beispiel: die Sicherheitskräfte hatten Kriegsschiffe; die
Truppen der Navarchie hatten Kriegsschiffe; die Außengeschwader
hatten Kriegsschiffe; die Generalflotte hatte natürlich
ebenfalls ihre Kriegsschiffe. Daneben hatten die Techniker, die
Propylaea, die Omnokratie, die Lustrale der Cessoria, die
Justitiarität, die Ocula der Justitiarität und sogar die
Administrata ihre eigene Flotte, und in jeder Flotte gab es auch ein
paar Kriegsschiffe für wichtige Geleitschutzaufgaben. Warum so
viele? Warum zersplitterte man seine Kräfte? Das Gleiche galt
für die Sicherheitsdienste. Jede Organisation hatte auch ihre
eigene Sicherheitsabteilung. War das nicht Verschwendung?
    »Gewiss«, hatte sein Vater geantwortet. »Aber in
der Verschwendung liegt eine Chance. Und was du Verschwendung nennst,
könnte man auch als Redundanz bezeichnen. Aber soll ich dir
sagen, worum es wirklich geht?«
    Natürlich wollte Saluus das

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