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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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geschickt, um es
auszuräumen – doch dann wurde es wohl von jemand anderem
beschlagnahmt oder geraubt. Und man nimmt an, dass die Besatzung sehr
gemischt war, aber zumeist aus Schwimmern bestand:
Wasserweltbewohnern. Ursprünglich könnte es sogar ein
Schiff der Oerileithe gewesen sein, die Bauweise passt zu den
Klein-dwellern. Aber ein Kriegsschiff war es sicherlich.«
    Taince schnaubte. Sal sah sie an. »Bitte?«
    »Auf keinen Fall«, sagte sie, »ist es ein
Nadelschiff.«
    »Habe ich das behauptet?«, fragte Sal.
    »Wenn überhaupt, dann wäre es eine ziemlich fette
Nadel«, sagte Fassin. Er drehte sich um die eigene Achse und
folgte mit den Augen der Wölbung der Schiffswände in die
Dunkelheit hinein bis dahin, wo etwa einen Kilometer entfernt die
eingedrückte Nase im Boden steckte.
    »Es ist kein Nadelschiff«, protestierte Sal.
»Ich habe nie gesagt, dass es ein Nadelschiff
ist.«
    »Siehst du«, sagte Taince. »Jetzt hast du alle
verwirrt.«
    »Jedenfalls«, sagte Sal, ohne darauf einzugehen,
»behauptet ein Gerücht, man hätte zwei Voehn-Leichen
aus den Trümmern gezogen, und das macht es eigentlich erst
interessant.«
    »Voehn?« Taince lachte laut auf. »Tote
Dornflosser?« Ihre Stimme triefte vor Verachtung. Sie
lächelte sogar, und das erlebte man bei ihr nicht jeden Tag.
Schade, dachte Fassin, denn ihr glattes, etwas zu breites Gesicht
– der Schädel war vorschriftsmäßig kahl rasiert
– bekam dann etwas Koboldhaftes, das sehr anziehend war.
Vermutlich war genau das der Grund, warum sie so selten
lächelte. Fassin fand ohnehin, dass Taince in ihrer schwarzen
Freizeitkombination sehr gut aussah. (Die anderen trugen die
übliche strapazierfähige Wanderkleidung, wobei Sals Sachen
natürlich dezent, aber doch deutlich besser und zweifellos
unverschämt viel teurer waren.) Tainces Anzug beulte sich zwar
an den seltsamsten Stellen aus, lag aber da an, wo es wichtig war,
und ließ keinen Zweifel daran, dass man keinen Army-Boy,
sondern ein Army-Girl vor sich hatte. Hier im Halbdunkel wirkte der
Stoff so matt und schwarz wie die Schatten. Offenbar verfügten
bei den Nav-Streitkräften sogar die Freizeitanzüge der
Rekruten über eine integrierte Tarnfunktion.
    Jetzt schüttelte Taince den Kopf, als traute sie ihren Ohren
nicht. Selbst Fassin, der schon bald nach dem Einsetzen der
Pubertät über das zwanghafte Interesse jedes Jungen an
allem, was mit Militär und Aliens zu tun hatte, mehr oder
weniger hinausgewachsen war, hatte von den Voehn gehört. In den
Medien wurden sie gewöhnlich als lebende Legenden oder fast
mythische Kriegshelden bezeichnet, doch das war eine Verharmlosung.
In Wirklichkeit waren sie Einsatzkräfte und Leibwächter der
neuen Herren der Galaxis.
    Die Voehn waren gnadenlos und durch nichts zu erschüttern,
hoch intelligente Alleskönner, fast unzerstörbar, unter
allen Lebensbedingungen einsatzfähig und seit etwa neuntausend
Jahren unbesiegt. Diese Übersoldaten waren die martialischen
Idole der Epoche, das Nonplusultra an militärischer Perfektion
für alle Spezies, aber sie waren selten, nicht sehr zahlreich
und weit verstreut. Wo sich die neuen Herren, die Culmina,
aufhielten, waren auch die Voehn zu finden, aber nur an wenigen
anderen Orten. Zumindest soweit Fassin wusste, hatte in diesen neun
Jahrtausenden kein einziger Voehn jemals das Ulubis-System und seinen
Hauptplaneten Sepekte betreten. In die Nähe von Nasqueron waren
sie schon gar nicht gekommen, und auf dem kleinen Planetenmond
’glantine war noch nicht einmal ein totes Exemplar gelandet.
    Für die Menschen, ob f- oder r-Menschen hatten die Voehn und
ihr Ruf natürlich eine besondere Bedeutung. Immerhin waren es
vor fast achttausend Jahren die Taten eines einzelnen Voehn-Schiffes
gewesen, die diese Unterscheidung und die beiden Präfixe
überhaupt erforderlich gemacht hatten.
    »Voehn«, sagte Sal in herausforderndem Ton zu Taince.
»Voehn-Überreste. So geht das Gerücht.«
    Taince kniff die Augen zusammen und richtete sich in ihrer
Nav-Kombi auf. »Ich habe davon nichts gehört.«
    »Mag sein«, sagte Sal. »Meine Kontaktleute sitzen
natürlich ein paar Stockwerke über der
Rekrutenstube.«
    Fassin schluckte. »Ich dachte, nach dem Aufprall war hier
drin alles Matsch«, sagte er rasch, bevor Taince antworten
konnte. »Und was nicht Schmiere war, ist verdampft.«
    »Stimmt«, stieß Taince mit zusammengebissenen
Zähnen hervor, ohne den Blick von Sal zu wenden.
    »Ganz richtig«, nickte Sal. »Aber die Voehn

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