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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Clowns von Mechanikern sich nicht selbst mit
einem Stromschlag hingerichtet oder so lange in die Lichtleitungen
geschaut haben, um zu sehen, ob sie auch funktionieren, dass sie
davon blind geworden sind, müsste etwa eine Stunde vor
Mitternacht alles bereit sein für Ihre Unterredung mit dem
Wesen, das gerade abgestrahlt wird. Wäre Ihnen neunzehn Uhr
gelegen?«
    Fassin überlegte. »Es könnte sein, dass meine
Verlobte Jaal Tonderon und ich…«
    »Die Antwort, die Sie suchen, lautet ›Ja‹, Seher
Taak«, sagte Verpych.
    Fassin sah stirnrunzelnd auf den alten Mann hinab. »Warum
fragen Sie dann überhaupt…?«
    »Ich wollte nur höflich sein.«
    »Ach ja, natürlich. Das fällt Ihnen sicher nicht
ganz leicht.«
    »Ganz im Gegenteil. Aber mit der Unterwürfigkeit hat man
bisweilen zu kämpfen.«
    »Ihre Anstrengungen finden jedenfalls die gebührende
Anerkennung.«
    »Nur dafür lebe ich, junger Herr.« Verpych
lächelte schmal.
    Fassin sah ihm fest in die Augen. »Verpych, könnte es
sein, dass ich in Schwierigkeiten stecke?«
    Der Diener wandte den Blick ab. »Ich habe keine Ahnung.«
Der Fahrstuhl wurde langsamer. »Diese Abgesandten-Projektion ist
in der Geschichte des Sept Bantrabal ohne Beispiel. Ich habe mit
etlichen anderen Haushofmeistern gesprochen, und niemand kann sich an
etwas Vergleichbares erinnern. Wir dachten alle, solche
Phänomene gäbe es nur im Umkreis des Hierchon und seiner
engsten Freunde in der Hauptstadt des Systems. Ich habe mich auch mit
einem Kontaktmann im Palast in Verbindung gesetzt und ihn um
Ratschläge oder sachdienliche Hinweise gebeten. Aber bisher
warte ich noch auf eine Antwort.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich, die beiden stiegen
aus. Wieder lag ein Korridor vor ihnen, aus dem blanken Fels gehauen
und mit vielen Kurven. Hier war es ziemlich warm. Der Haushofmeister
sah Fassin an. Aus seinem Blick sprach Besorgnis, sogar
Mitgefühl. »Ein Ereignis ohne Beispiel kann dennoch ein
positives Ereignis sein, Seher Taak.«
    Fassin hoffte, dass seine Miene die Skepsis ausdrückte, die
er empfand. »Was habe ich denn nun zu tun?«
    »Sie begeben sich um neunzehn Uhr oder besser noch etwas
früher in den Audienzsaal im obersten Stockwerk.« Sie kamen
an eine Y-Kreuzung und bogen in einen breiteren Korridor ein. Rot
uniformierte Mechaniker rollten eine Palette mit verwirrend
komplizierten Geräten auf eine offene Doppeltür zu.
    »Es wäre mir lieb, wenn Olmey dabei sein
könnte«, sagte Fassin. Tchayan Olmey war in seiner Kindheit
seine Lehrerin und mütterliche Freundin gewesen und hätte
Slovius’ Nachfolge als Familienoberhaupt und Oberste Seherin
antreten können – aber sie hatte sich lieber in die
Hausbibliothek zurückgezogen, um sich ausschließlich der
Forschung und der Ausbildung von Sehern zu widmen, ohne eigene Trips
zu unternehmen.
    »Das wird sich wohl nicht einrichten lassen«, sagte
Verpych und schob Fassin durch die Doppeltür in einen Saal, der
halbrund war wie ein kleines Theater. Hier war es heiß, und es
wimmelte von Mechanikern in roten Uniformen. Dutzende von
Schränken standen offen und gaben den Blick auf komplexe
Apparaturen frei, von der hohen Decke hingen Kabel herab,
schlängelten sich über den Boden und verschwanden in Rohren
in der Wand. Es roch nach Öl, verschmortem Plastik und
Schweiß. Verpych postierte sich ganz hinten am höchsten
Punkt des Raumes und beobachtete das Treiben. Als zwei Mechaniker
zusammenstießen und ihre Kabel fallen ließen,
schüttelte er den Kopf.
    »Wieso denn nicht?«, fragte Fassin. »Olmey ist im
Haus. Eigentlich wollte ich Onkel Slovius ebenfalls zu dem
Gespräch dazubitten.«
    »Auch das wird nicht möglich sein«, sagte Verpych.
»Nur Sie und ich allein werden mit diesem Ding
sprechen.«
    »Und mir bleibt keine andere Wahl?«, fragte Fassin.
    »Ganz recht«, sagte der Haushofmeister.
»Keine.« Er wandte sich wieder den Mechanikern zu. Einer
von den ranghöheren war bis auf ein paar Meter herangekommen und
wartete darauf, mit ihm zu sprechen.
    »Aber wieso denn nicht?«, wiederholte Fassin und merkte
sofort, dass er quengelte wie ein kleines Kind.
    Verpych schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.
Aus technischer Sicht spräche meines Wissens nichts dagegen.
Aber vielleicht ist der Inhalt der Unterredung nicht für andere
Ohren bestimmt.« Er wandte sich an den Mann in der roten
Uniform, der immer noch vor ihm stand. »Meister Imming«,
sagte er freundlich. »Ich halte nach dem Grundsatz, dass alles
schief gehen

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