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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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brachen
Stücke ab, schlugen mit Felsen gegen die Felswände, bis
Risse entstanden, Teile herabstürzten und zerschellten. So
schliff das Meer über Jahrhunderte und Jahrtausende mit
unbeirrbarem Leistungswillen das Land zu einer neuen Form
zurecht.
    Er sah den Wellen eine Weile zu, bewunderte ihre dumpfe Gewalt und
war wider Willen beeindruckt von so viel lärmender
Unermüdlichkeit. Der Salzgischt benetzte sein Haar und drang ihm
in Augen, Nase und Lungen. Er atmete tief ein, fühlte sich
vereint, verbunden mit, aufgehoben in diesem ewigen erbitterten Kampf
der Elemente.
    Ein goldener Strahl glitt flach über den rauen Meeresflor,
hinter einem dicken Wolkengebirge im Westen kam langsam die Sonne
hervor. Die Nebelschleier über den fernen Gipfeln und
Felstürmen lösten sich auf und zogen über dem langen,
gewölbten Strand nach Norden ab.
    Seevögel kämpften über den Wellen mit dem Wind,
stießen herab, packten mit ihren Krallen schlanke, in allen
Regenbogenfarben schillernde Fische und flogen mit ihnen davon.
    Zunächst hatte er sich außerhalb des Gasschiffchens
ganz fremd gefühlt. Das war immer so gewesen, doch diesmal war
das Gefühl der Fremdheit anders, irgendwie intensiver. Dies war
die Heimat fremder Wesen, ein vertrauter und doch ganz anderer Ort;
näher der Welt, die sein Zuhause sein sollte, weiter weg von
der, die es tatsächlich war. Elftausend Lichtjahre waren sie
diesmal von Ulubis entfernt, obwohl sie hierher einen weiteren Weg
zurückgelegt hatten als beim letzten Mal. Und doch hatten sie
nur zwölf Tage gebraucht.
    Als er die Luke des Gasschiffs geöffnet hatte und
aufgestanden war, hatte er so stark geschwankt, dass Y’sul ihn
stützen musste. Ein krampfhafter Husten hatte ihn
geschüttelt, bis er würgen musste, er hatte sich abgemagert
und schwach gefühlt, wie ausgelaugt. Diese Rückkehr in den
Urzustand des Menschen war wie eine Steigerung von Nacktheit. Er war
schleimig, feucht und unbekleidet wie ein Neugeborenes, und ihm war
kalt. Sogar die Kiemenwasser- und Schockgelröhren, die sich aus
seinem Körper zurückzogen, erinnerten an Nabelschnüre
und passten zum Bild einer Geburt. Er kam sich leichter und zugleich
schwerer vor, das Blut sackte ihm in die Beine, seine Knochen
protestierten.
    Nach einer Weile empfand er die Nacktheit – und nackt
fühlte er sich auch in gewöhnlicher Kleidung –
allmählich wieder als normal. Dennoch überlief ihn hin und
wieder ein Frösteln. Der Replikator der Velpin hatte sein
Möglichstes getan, um Kleidung zu produzieren, die ein Mensch
tragen konnte, aber das Ergebnis lag dennoch fremdartig kalt und
glatt auf seiner Haut.
    Sie waren auf Mavirouelo, einer zu neunzig Prozent
erdähnlichen Welt, nicht weit vom Rand der Galaxis entfernt,
aber weniger isoliert als Ulubis. Eine Kolonie von
Wasserweltbewohnern, ein Sceuri-Planet. Wasserwelten waren die Abart
von Felsplaneten, die in der Galaxis am häufigsten zu finden
war, obwohl man den Fels nicht sehen konnte. Ein im Durchschnitt etwa
erdgroßer Metall/Felskern war unter fünftausend Kilometern
Druckeis begraben, auf dem wiederum ein hundert Kilometer tiefer
Ozean lastete. Dieser Planetentyp war nach den fast
allgegenwärtigen Gasriesen der gängigste, und ihm verdankte
die Merkatoria drei ihrer acht Hauptspezies: die Sceuri, die Ifrahile
und die Kuskunde.
    Mavirouelo war keine klassische Wasserwelt – der Wasseranteil
war nicht einmal so hoch wie auf der Erde –, aber es war von den
Sceuri kolonisiert worden, bevor sich irgendein einheimisches Tier
– zu Land, zu Wasser oder in der Luft – weit genug hatte
entwickeln können, um den Planeten als Lebensraum zu
beanspruchen. So war Mavirouelo zu einer der Fernwelten der Sceuri
geworden, ein Außenposten ihres SemiImperiums innerhalb des
übergeordneten politischen Gemeinwesens unter der Kontrolle der
Merkatoria.
    Die Sceuri waren auch keine konventionellen Wasserweltbewohner,
sondern Cetasegler, sie ähnelten großen
Meeressäugern, hatten aber Spinnakerflossen auf dem Rücken,
die sie in den Wind drehen konnten. Daher konnten sie nicht nur
schwimmen, sondern auch über ihre Welten segeln.
    Y’sul tauchte in seinem Schutzanzug aus dem Meer wie der
Kommandoturm eines U-Boots. Die Seevögel flogen erschrocken auf.
Er schwamm ans Ufer und kämpfte sich durch die tosenden Wellen
zu Fassin vor, der auf einer flachen Klippe stand. Der Mensch sah
sich plötzlich wieder mit Saluus Kehar auf dem Balkon des Hauses
auf der Wassersäule stehen und zusehen, wie

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