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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Invasion
musste man sich immer wieder darum kümmern, was er gerade trieb.
Ob er bei der Sturmschlacht ums Leben gekommen war? Die Berichte von
Nasqueron waren nicht eindeutig. Aber das waren Berichte von
Nasqueron schließlich nie. Auf jeden Fall wurde er vermisst,
und wahrscheinlich befand er sich noch im Gasriesen – allerdings
hatte es zwischen der Zerstörung des ersten Netzes von
Beobachtungssatelliten um den Planeten zur Zeit der Sturmschlacht und
der Errichtung eines neuen nach der Bildung der Dweller-Abordnung ein
Zeitfenster gegeben, in dem selbst ein ziemlich großes Schiff
die Nasqueron-Atmosphäre hätte verlassen können –
aber wer wusste das schon? Und wenn Taak sich immer noch dort
herumtrieb, was mochte er vorhaben?
    Selbst wenn er noch am Leben sein sollte, Saluus beneidete ihn
nicht mehr. Wenn einem nicht nur die ganze Familie auf einen Schlag
ausgelöscht, sondern auch die Existenzgrundlage zerstört
wurde… vielleicht hatte Fassin Selbstmord begangen? Offenbar
hatte er noch vor dem grässlichen Debakel beim GasClipper-Rennen
von dem Unglück erfahren. Er wusste, dass alle seine
Angehörigen tot waren. Falls er noch lebte, dann wäre er so
einsam wie nie zuvor, und er hätte kaum noch eine Heimat, in die
er zurückkehren könnte. Er konnte einem Leid tun.
    Selbst wenn Fassin jemals wieder auftauchen sollte, hatte Saluus
zunächst gedacht, hätte er so viel verloren, dass Liss
sicher nicht wieder zu ihm zurückkehren würde. Doch dann
hatte er sich daran erinnert, dass die Menschen manchmal alle
Erwartungen enttäuschten. Besonders Frauen waren fähig,
sich in eine bestimmte Form von an sich rühmlicher,
tatsächlich aber fehlgeleiteter und sogar schädlicher
Nächstenliebe zu verrennen und sich selbst zu opfern, wenn
jemand vom Schicksal hart getroffen wurde. Zum Glück hatte Jaal
Tonderon überlebt. Sal und seine Frau hatten sie eine Weile zu
sich eingeladen, um sie aufzumuntern. Er wollte, dass sie stark
wäre, falls Fassin jemals den Rückweg fände und sie
alle noch hier wären.
    Die Dweller-Abordnung war ein großer Erfolg gewesen. Die
Dweller hatten offenbar den dringenden Wunsch, für das
Missverständnis im Sturm Wiedergutmachung zu leisten, und die
Ulubis-Merkatoria wollte um keinen Preis einen hoffnungslosen Krieg
an zwei Fronten führen. Man hatte Uerkle, einen anderen Mond,
zum Standort für die neue Gemeinschaftsanlage der Seher bestimmt
– die Anlage befand sich inzwischen längst im Bau –
und einer kleinen Flotte gestattet, um den Gasriesen in den Orbit zu
gehen. Die Seher hatten wieder mit direkten Trips begonnen – die
Ausrüstung für virtuelle Trips war noch nicht
vollständig installiert – und die Dweller merkten entweder
nicht oder kümmerten sich nicht darum, dass viele von den neuen
vermeintlichen Sehern in Wirklichkeit Kundschafter – genauer
gesagt Spione – der Navarchie, der Cessoria und der
Justitiarität waren. Sie hatten die Aufgabe, nach Fassin Taak zu
suchen, nach einem ebenfalls verschwundenen Dweller namens Valseir,
nach jeder Spur von den Waffen, die während der Schlacht im
GasClipper-Sturmrennen gegen die Streitkräfte der Merkatoria
eingesetzt worden waren, sowie nach eventuellen Hinweisen auf die
Dweller-Liste und allem, was auch nur entfernt damit zu tun haben
könnte. Bislang war der Erfolg leider ausgeblieben. Auch die
Schiffe dieser Kundschafter mussten gekennzeichnet, mit
Spürsendern ausgerüstet und von einem Dweller-Führer
eskortiert werden, aber es war immerhin ein Anfang.
    Ebenfalls im Anfangsstadium – und bislang ebenfalls erfolglos
– waren die Verhandlungen mit den Dwellern mit dem Ziel, ein
Bündnis zu schließen oder die Dweller-Waffen in die
merkatorialen Hände zu bekommen. Die Dweller hatten gezeigt,
dass sie über Offensivkapazitäten verfügten –
streng genommen hatten sie sich nur verteidigt, aber das spielte
keine Rolle –, die ihnen niemand zugetraut hätte. Wenn man
sie dazu bewegen könnte, ein Bündnis mit dem Rest des
Ulubis-Systems einzugehen, ließe sich das
Kräfteverhältnis zwischen Invasoren und Verteidigern
vielleicht umkehren. Selbst wenn die Dweller nur einen Teil ihres
militärisch-technischen Wissens preisgäben – oder
bereit wären, einige ihrer Hyperwaffen zu verleihen oder zu
vermieten –, könnte das Ulubis so stärken, dass es
fähig wäre, sich allein gegen die Invasion zu wehren, ohne
auf das Eintreffen der Generalflotte warten zu müssen.
    Und wenn dieser Plan scheiterte, müsste man

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