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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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konnte
– und sagte laut: »Ja?«
    Wie schön, wenn diese aufgeblasenen Prahlhänse
erschrocken zusammenzuckten, wenn Männer, die es gewöhnt
waren, dass man ihnen auf der Stelle und ohne Widerrede gehorchte,
sich auch nur kaum merklich vor ihm duckten.
    Tuhluer, der Adjutant, der ihm noch am wenigsten auf die Nerven
ging, in letzter Zeit sogar so etwas wie sein Favorit, trat
lächelnd vor und runzelte zugleich die Stirn. »Ich bedauere
die Störung vorhin.« Dabei hob er die Augenbrauen ein wenig
an, als wollte er sagen: Nicht meine Schuld – Sie kennen die
Typen ja selbst. »Eben kam ein Alarm von der Kommandozentrale:
Hochgeschwindigkeitsschiff direkt von Ulubis im Anflug, laut Signal
unbewaffnet, keine Sprengköpfe, ein bis zwei menschliche
Insassen, die ein Gespräch suchen. Bremst bereits ab und wird in
zehn Stunden auf gleicher Geschwindigkeit mit uns sein. Bei
derzeitigem Kurs müsste es linksseits hundert Kilometer neben
dem Flottenzentrum anlegen.«
    Der Archimandrit funkelte die anderen über Tuhluers Kopf
hinweg an. »Und das erforderte mein Eingreifen?«
    »Ein Leitstandproblem«, sagte Tuhluer sanft mit einem
kleinen Lächeln. »Das Schiff passierte zu diesem Zeitpunkt
die vordersten Schiffe der ersten Zerstörerfront und war im
Begriff, sich aus der Reichweite der Strahlenwaffen zu entfernen. Die
Frage war, ob man schießen sollte oder nicht. Hat sich
erledigt. Es kommt in einer halben Stunde in Reichweite der zweiten
Verteidigungsfront. Natürlich kann man auch Raketen einsetzen.
Eine Trägerdrohne hat bereits die Verfolgung
aufgenommen.«
    Der Archimandrit Lusiferus stutzte einen Moment, dann
lächelte er. Alle atmeten erleichtert auf. »Nun ja«,
sagte er. »Dann läuft doch alles nach Wunsch. Es gab also
keinen Grund, mich zu stören?«
    »Wahrhaftig nicht«, versicherte sein Adjutant und nickte
reumütig.
    »Und welchen Rang haben die Menschen, falls dieses Ding
wirklich Menschen enthält?«
    »Laut Meldung ist ein Mann an Bord, ein hochrangiger
Industrieller mit Namen Saluus Kehar.«
     
    Wieder die Benommenheit, diese Müdigkeit, das Gefühl,
schmutzig zu sein, sich kratzen zu müssen. Fassin war sicher,
dass er nach jeder Schlafphase länger brauchte, um wieder zu
sich zu kommen, und dass die Trägheit, die dumpfe Verwirrung
jedes Mal stärker wurden. Mehr als vierzig Tage hatte die Reise
an einen Punkt auf der anderen Seite der Galaxis gedauert, der volle
neunzigtausend Lichtjahre von Ulubis entfernt war, wobei die Zahlen
nicht viel bedeuteten. Die Zeit innerhalb des Wurmlochs wäre
dennoch nicht der Rede wert gewesen. Die Tage und Wochen hatte der
Flug vom Portal zu dem Schiff in den Tiefen des interstellaren Raums
verschlungen, nach dem sie suchten.
    Etliche Tage. Eine weite Strecke. Noch mehr Zeit verloren, noch
weiter entfernt von dem, wonach er suchte, während zu Hause in
Ulubis die Dinge ohne ihn ihren Lauf nahmen.
    Er testete den defekten linken Manipulatorarm des Pfeilsschiffs,
winkelte ihn an und streckte ihn wieder. Dann zwang er sich, auf den
Bildschirm an der Wand zu schauen. Die Sterne drehten wie eh und je
ihre Kreise und bildeten dann den Hintergrund für ein
großes, schwarzes Schiff mit unregelmäßiger
Oberfläche, eine riesige Ringröhre von zweihundert
Kilometern Durchmesser mit pechschwarzen, glänzenden Rippen und
vielen Facetten, die im matten Licht einer fernen Sonne glänzte
wie eine primitive Krone aus feuchter Kohle. Das war das
Nekro-Cineropol-Schiff Rovruetz, ein Totenträger, und es
gehörte zur weit verstreuten Großen Exitus-Flotte der
Ythyn.
    Y’sul betrachtete das Bild auf dem Schirm von der anderen
Seite des Raumes und schüttelte seine Flossensäume.
»Jetzt müssen wir uns auch noch unter die Morbs
mischen«, sagte er. Es klang verschlafen, mürrisch und
resigniert zugleich. »Na großartig.«
     
    - Und was ist aus den Schultern geworden, fragte Fassin.
– Ich dachte, Leisicrofe wollte als Nächstes die
Schufter erforschen.
    - Sie haben offenbar umsonst geschuftet, sendete
Y’sul.
    - Eine falsche Spur.
    - Ein Bluff.
    Die Velpin hing über einem ganzen Friedhof von
Schiffen, die um den Totenträger herumlagen. Y’sul und
Fassin waren allein auf dem Weg zu dem Riesenschiff. Die Ythyn hatten
ihnen vorgeschlagen, mit der Velpin in die Rovruetz hineinzufahren, aber das hatten Quercer & Janath in ihrem
glänzenden Overall mit einem durchaus überzeugenden Schauer
des Entsetzens abgelehnt. Fassin kam es so vor, als seien ihnen das
Nekro-Schiff und seine

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