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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Bibliotheken und Datenbanken zum
Thema Tod an. Die Schauplätze großer Schlachten, grausiger
Blutbäder oder schrecklicher Katastrophen übten eine
unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Mit der Zeit begannen
sie, an diesen Orten die namenlosen Leichen einzusammeln und mehr
oder weniger so, wie sie sie gefunden hatten, in ihren großen,
luftleeren Schiffen einzulagern. Jedes Schiff schleppte seine
Totenfracht von einem Ende der Galaxis zum anderen oder drehte
langsame Spiralen am Rand entlang. Die Nekro-Schiffe waren für
Wurmlochreisen zu groß und wagten sich nicht einmal allzu nahe
an einen Stern heran, deshalb brauchten die Ythyn kleinere Schiffe,
um die Toten zu ernten. Doch auch diese benutzten die Wurmlöcher
in diesen Tagen nur noch selten. Die Propylaea, die alle Portale der
Merkatoria verwaltete, war keine Wohlfahrtsorganisation und verlangte
Geld für jede Passage. Und die Ythyn waren nicht reich.
    Sie nahmen die Schiffe, mit denen man die Toten zu ihnen brachte
– oder deren Insassen zum Sterben zu ihnen kamen –, aber
das waren gewöhnlich nur noch leere Rümpfe, Wracks oder
schrottreife Kähne, außerdem waren sie den Ythyn ebenso
heilig wie die Toten selbst. Gelegentlich gab es Spenden und Legate
von verschiedenen Vereinigungen, aber nur vereinzelt und in
großen Abständen. Wenn es am anderen Ende eines Wurmlochs
Tote zu bergen gab und die Ythyn sich die Ausgabe leisten konnten,
mieteten sie mit ihren spärlichen Reserven ein Nadelschiff. Aber
gewöhnlich suchten sie die Stellen in der Galaxis, an denen es
sporadisch zu Massentodesfällen kam, persönlich auf.
    Die letzten Leichen der inzwischen ausgestorbenen Spezies, die
ihnen einst ihre Strafe auferlegt hatte, waren längst
eingesammelt. Nun hätten sie ohne große Mühe und ohne
auf Widerstand zu stoßen die Erbgutveränderung
rückgängig machen und den ursprünglichen Zustand
wiederherstellen können. Dass sie darauf verzichtet hatten, war
entweder ihre größte Tragik, oder ein Zeichen dafür,
dass sie in der galaktischen Gemeinschaft einen Platz gefunden
hatten, der ihnen besser entsprach als jeder andere.
    - Wir sind auf dem Weg zum Chistimonouth-System, erklärte der Diensthabende Rezeptionär Neunter
Lapidarius dem Dweller und dem Menschen. Sie folgten einem breiten,
gekrümmten Korridor tief im Innern des Riesenschiffs. Das
große Vogelwesen steuerte mit einem der zwei dünnen
Vordergliedmaßen einen kleinen käfigartigen Wagen
über eine Monoschiene im Zentrum des Tunnels. Der Wagen fuhr
vollkommen lautlos, und auch die Dunkelheit war vollkommen. Sie
mussten Aktivsensoren einsetzen, um in dem scheinbar endlosen Gang
überhaupt sehen zu können. – Wir suchen nach den
sterblichen Überresten einer serpenterischen Zivilisation, mit
der erst seit kurzem Kontakt besteht, möglicherweise ein Ableger
der Desii-Chau (die bedauerlicherweise selbst nicht mehr sind; wenn
nicht bereits ausgestorben, dann bestenfalls weit im fünften
Stadium des Niedergangs). Niemand kümmerte sich darum, als sie
vor ein paar Jahrhunderten durch eine Serie von Sonneneruptionen
ausgelöscht wurde. Der einzige von ihr bewohnte Planet trug
schwere Schäden davon. Es gab dort nur eine
empfindungsfähige Spezies, von der angeblich niemand
überlebt hat. Wenn wir in einigen Jahrzehnten dort ankommen,
wird es uns eine Ehre sein, in diesen heiligen Hallen so viele von
den noch nicht Bestatteten beizusetzen, wie wir nur
können.
    - In welchem Zustand werden die Unbestatteten sein?, fragte
Y’sul. – Schweben sie im All? Oder sind sie längst
in ihren eigenen Tiefen versunken? In Wasser oder Schlamm oder
flüssigem Fels vielleicht?
    Die Korridore waren von Toten gesäumt – die Leichen
waren innen an die Tunnelröhren geklammert, geheftet, genagelt
oder kryogeschweißt. (Begriffe wie Böden, Wände und
Decken waren nur von Bedeutung, solange das Schiff unter Schub stand,
was nur zeitweise der Fall war.) Manche Körper konservierte man
am besten in Höhlungen oder Nischen, die mit Diamantfolie
verschlossen wurden.
    - Wer dieses Glück hatte, bleibt im Untergrund, erklärte der Diensthabende. – Einige Überreste
werden sich vermutlich auch nach so langer Zeit noch in Gebäuden
finden lassen. Aus den Berichten diverser Kundschafterspezies ist zu
entnehmen, dass sich viele namenlose Kadaver im Weltall an den
Lagrange-Punkten angesammelt haben.
    - Und wenn sie nicht mehr da sind, fragte Y’sul.
– Wenn euch jemand zuvorgekommen ist und sie…
aufgegessen oder

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