Der Algebraist
eindrucksvollen,
wenn auch verschwenderischen Strahlungsfeuer unterging.
Vergeltungsschläge, wo sie noch möglich waren und wo man
sie, selten genug, versucht hatte, mündeten ausnahmslos in einen
grausamen und blutigen Zermürbungskrieg. Der dauerte dann so
lange, bis die Spezies, die so unklug gewesen war, sich
überhaupt mit den Gasriesenbewohnern anzulegen, zu der
ernüchternden Erkenntnis kam, dass sie gegen eine Zivilisation
dieser Größe (soweit von Zivilisation überhaupt die
Rede sein konnte) und gegen Wesen, die schon so lange lebten –
und davon wohl auch weiterhin nicht abgehen würden – wohl
keine Chance hatte.
Auch der Versuch, die Dweller-Bevölkerung im eigenen System
als Geisel zu nehmen, um eine – oder mehrere – andere zu
beeindrucken, war eine geradezu lächerlich lahme, ja sogar
kontraproduktive Strategie. Den Dwellern irgendeines beliebigen
Gasriesen lag wenig genug an ihrer eigenen kollektiven Sicherheit;
wer ihnen einen Vorwand lieferte zu zeigen, wie wenig solidarisch sie
sich mit anderen Gruppen ihrer eigenen Art fühlten, beschwor
damit nur besonders spektakuläre Grausamkeiten herauf. Dabei
waren die genetischen und kulturellen Unterschiede zwischen
Dweller-Populationen viel geringer als bei allen anderen galaxisweit
verteilten Gruppierungen.
So war man, besonders unter den Zivilisationen, die noch die
blauen Flecken von früheren Zusammenstößen mit einer
der wohl erfolgreichsten Spezies der Galaxis spürten, oder in
deren Datenbanken neuere Bilder vom Schicksal anderer Dweller-Opfer
ruhten, schon lange übereingekommen, dass es alles in allem am
Besten sei, die Dweller einfach in Ruhe zu lassen.
Wenn man die Dweller sich selbst überließ, störten
sie niemanden, allenfalls gelegentlich sich selbst und diejenigen,
die sich zu viele Gedanken darüber machten, wie man sie denn nun
wirklich zu verstehen hätte. Schließlich war ihre
Geschichte wie die Geschichte der Galaxis geprägt von Ruhe und
Frieden – wenn auch nicht ganz ohne Unterbrechungen. Über
Milliarden und Abermilliarden von Jahren passierte zum Glück nur
sehr wenig. In mehr als zehn Milliarden Jahren zivilisierten Lebens
hatte es nur dreimal ein großes Chaos gegeben, und die Zahl von
wirklich galaxisübergreifenden Kriegen schaffte es nicht einmal
bis in die Zweistelligkeit. Und das auf der Basis acht!
Die Dweller hielten das offenbar für eine Leistung, auf die
alle Beteiligten ein wenig stolz sein dürften. Besonders sie
selbst.
»Ich heiße Sie alle herzlich willkommen! Oberster
Seher, ich freue mich, Sie zu sehen! Seher Taak, Seher Yurnvic. Junge
Freunde. Und das muss Colonel Hatherence sein. Sehr erfreut, Ihre
Bekanntschaft zu machen, Madame.« Duelbe, der kahlköpfige,
kugelrunde Haushofmeister der Gemeinschaftsanlage Third Fury
begrüßte die Gäste in der Transithalle, während
der Truppentransporter wieder ablegte und zur Pyralis zurückflog. Zwei von den jüngeren Sehern, die dem
eindeutig ballförmigen Duelbe noch nie begegnet waren, rissen
die Augen auf.
In solchen Momenten drängten sich üblicherweise
Vergleiche zwischen der Form von Third Fury und dem Haushofmeister
seiner Gemeinschaftsanlage auf. Zum Glück blieben sie bei dieser
Gelegenheit unausgesprochen.
Diener kümmerten sich um die Gepäckpaletten. Hatherence
verscheuchte alle Bediensteten, die ihr helfen wollten, sich durch
den vergleichsweise engen Raum zu bewegen – die Kuppelhalle war
wie der Rest der zumeist unterirdischen Anlage seit dem Abzug der
letzten Spezies, der man Seher-Status gewährt hatte, nach
menschlichen Dimensionen umgebaut worden, ohne dass man
größere räumliche Zugeständnisse an andere,
effektiv größere Spezies gemacht hätte. Colonel
Hatherence konnte sich sehr gut ohne Hilfe vorwärts bewegen,
vielen Dank. Die drehbaren Flügelräder an der
Außenseite ihres diskusförmigen Schutzanzugs brachten sie
von einem Ort zum anderen.
»Aha!«, rief Braam Ganscerel. Er sprang mit langen,
federnden Schritten durch die Halle und sorgte mit lässigen
Stößen eines seiner Stöcke dafür, dass er der
Decke nicht zu nahe kam. Es sah aus, als übte er Stabhochsprung
in die falsche Richtung. »So ist es schon besser! Man
schätzt die Schwerkraft immer dann am meisten, wenn am wenigsten
davon zu spüren ist, nicht wahr, Duelbe?«
Der Haushofmeister lächelte breit, aber Fassin wusste, dass
er diesen Ausspruch von dem Alten sicher schon mehr als ein Dutzend
Mal gehört hatte. Die Juniorseher in seinem Gefolge
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