Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
kannten ihn
offenbar noch nicht. Sie taten so, als müssten sie sich eisern
beherrschen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
     
    Drei Doppelscheiben schwebten über einer großen
gekrümmten Wolkenschlucht in einer konvexen, hundert Kilometer
hohen blutroten Masse, die an eine Schneewechte erinnerte. Hoch
über ihnen rasten gelbe Bänder vorbei und gewährten
immer wieder einen kurzen Blick auf einen Himmel in blassem Kirschrot
mit vielen spitzen Sternenpünktchen. Gelegentlich zog ein
einzelner Mond wie ein weicher brauner Schneeball darüber hin.
Die Flugmaschinen schwenkten in strenger Formation auf die blutrote
Dampfmasse zu und verschwanden darin.
    Die Sinne schalteten um. Nun nahm Fassin mühelos magnetische,
radioaktive, Gravitations- und Radiostrahlung auf und setzte daraus
ein Bild seiner Umgebung von mehreren Kilometern im Durchmesser und
hunderten von Kilometern Tiefe zusammen. Plötzlich war das
Breitlichtbild, das immer noch zur Verfügung stand, von einem
riesigen, glasklaren Netz von Magnetfeldern, Strahlungs- und
Gravitationsgradienten überlagert. Darunter erstreckte sich das
gallertartige Geisterbild der akustischen Landschaft.
    Paggs führte das Trio an. Er stürzte auf eine scharf
abgesetzte Sprungschicht zu, die ein Dutzend Kilometer tiefer in
Sicht kam. Die anderen folgten ihm.
    Sie durchquerten eine große Blase mit relativ klarer Sicht,
dann einen Schauer aus Wasserschnee. Sie tauchten tiefer,
durchstießen eine Druck- und Temperaturschicht, wo Wasserregen
heftig gegen die Außenhaut ihrer rotierenden Doppelräder
prasselte, dann umfing sie tiefe Finsternis, die nicht einmal das
Breitlicht zu erhellen vermochte, und schließlich landeten sie
im warmen, dampfenden Wasserstoffschlick. Hier hüpften die
Räder wie riesige Doppelkegeljojos auf und ab und schickten
einander flackernde Maserbotschaften.
    - Wie gefällt es dir, junger Taak? Freust du dich, wieder
nach Hause zu kommen?
    - Es ist faszinierend, stimmte Taak zu. – Wo sind
wir? Er befragte zweimal seine internen Navigationsinstrumente.
- Zwei Äquatorialsatelliten weiter in der Horizontalen und
ein Band weiter oben?
    - Hör zu, Fass, begann Paggs.
    - Wenn ich also Folgendes mache – sendete Fassin und
ließ sein Doppelrad auf das von Paggs zuschießen. Paggs
hatte erraten, was er vorhatte, und wich bereits nach
rückwärts und nach oben aus. Fassins Maschine schien auf
die ferngesteuerte Drohne des anderen Sehers zuzustoßen, zog
sich zurück und hielt kurz vor der Stelle an, wo Paggs eben noch
gewesen war – hat man gerade genug Zeit, um aus dem Weg zu
gehen, erklärte Fassin sachlich.
    - Seher Taak… begann Braam Ganscerel.
    - Hätte ich dagegen etwas Ähnliches auf der anderen
Seite des Planeten versucht, fuhr Fassin fort, – am
anderen Ende einer ganzen Satellitenkette, selbst ohne die
Verzögerungen bei der Signalverarbeitung fast eine volle
Lichtsekunde entfernt, dann könnten wir uns jetzt beide von
unseren Drohnen anhören, dass ich zumindest jeden Anspruch auf
Garantieleistungen verwirkt hätte.
    - Fassin, sendete Ganscerel mit einem Seufzer. – Ich denke, wir alle sind uns der Lichtgeschwindigkeit und des
Planetendurchmessers bewusst. Und diese Drohnen sind außerdem
weder vollkommen dumm noch ungeschützt. Sie haben ein hoch
entwickeltes Kollisionsvermeidungssystem. Wir mussten uns
ausdrücklich die Erlaubnis von deinen Freunden in der
Justitiarität holen, um es einbauen zu lassen, es steht so dicht
davor… intelligent zu sein.
    - Aber was ist, wenn ein Dweller nur so zum Spaß einen
Laser auf Sie richtet?, fragte Fassin. – Nur weil ersehen
will, wie Sie zurückzucken? Was nützt Ihnen dann das
Kollisionsvermeidungssystem?
    - Vielleicht, empfahl Ganscerel milde, – sollte man
sich mit einer Sorte von Dwellern, von denen ein solches Verhalten zu
erwarten ist, erst gar nicht einlassen.
    Leider sind das diejenigen, von denen man am ehesten
interessante Infos bekommt, alter Mann, nicht die vertrockneten,
harmlosen aber auch ahnungslosen hirnweichen Exemplare, denen du die
ganze Zeit den Hof machst, dachte Fassin. Er war ziemlich sicher,
dass es nur ein Gedanke war. Die Leute machten sich immer Sorgen,
weil man im VR Dinge sagen konnte, die man nur denken wollte, aber er
war, was die Besonderheiten von Fern-Trips anging, nicht so
eingerostet, dass ihn das wirklich belastet hätte.
Außerdem täte es Braam Ganscerel vielleicht ganz gut, wenn
er hin und wieder ein paar Dinge zu hören bekäme, die

Weitere Kostenlose Bücher