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Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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für die Nahkampfkünste der Menschen. Niemand war so blind wie eine todbringende Kugel.
    Dennoch, die Vorstellung, Das Zeitalter der Angst und damit sämtliche KAI-Rezepte könnten gestohlen werden, führte dazu, daß Auden entschlossen aus dem Bett sprang und mit dem Gewicht seines muskulösen Körpers in Richtung Kleiderschrank stürmte. Dabei prallte er gegen die Tür, welche wiederum auf den dahinter stehenden Körper stieß. Ein Körper, der umfiel.
    Auden hingegen war in der Aufrechten geblieben, eilte hinüber zum Fenster und zog den Vorhang zur Seite, hinter dem das leuchtende Perth lag. Im Perthlicht erkannte Auden die Fußtaste einer Stehlampe und betätigte sie. Gleich darauf auch einen Generalschalter, der sämtliche Lichter des Hotelzimmers in Betrieb setzte.
    Heller ging es nicht mehr.
    Ein Mann lag am Boden, bewegungslos. Neben ihm eine Pistole, deren Lauf die typische Verlängerung eines Schalldämpfers besaß. Daneben eine Taschenlampe, deren Lichtstreifen eine ovale Sonne auf den Teppichboden brannte.
    Auden wollte zum Telefonhörer greifen. Aber seine Hand schwang am Hörer vorbei und faßte nach der Pistole. Der ersten echten in seinem Leben. Alle anderen waren Spielzeugwaffen gewesen. Und er griff keine Sekunde zu früh. Denn in diesem Moment löste sich der am Boden Liegende aus seiner kurzen Betäubung. Er richtete sich halb auf, kam auf die Beine, hielt sich eine Hand an die Schläfe, blinzelte hinüber zu Auden und erkannte die Waffe in dessen Hand. Er seufzte, tat einen Schritt zurück und ließ sich in die Mitte eines Sofas fallen.

    Er wirkte sehr müde. So, wie sich Auden Stunden zuvor noch gefühlt hatte. Nur war dieser Mann hier um einiges älter und sehr viel unförmiger. Ein gealterter James Bond. In seinem schwammigen Gesicht – mit Augenschlitzen so eng, als müßten die Lider ein linsengroßes Ei festklammern – öffnete sich ein kleiner Mund. Der Mann fragte: »Können Sie mit so einer Waffe überhaupt umgehen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Auden. »Ich denke, man drückt einfach ab.«
    Genau das tat er auch.
    Ja, ein Schuß fiel. Nicht mit Absicht, natürlich nicht. Sondern so, wie wenn man jemanden bittet, still zu sein, und, während man das sagt, sich automatisch den Finger an die Lippen legt.
    Indem er vom Abdrücken sprach, drückte er ab.
    Glücklicherweise war der Lauf nicht gegen das besetzte Sofa, sondern gegen den unbesetzten Polstersessel gerichtet gewesen, so daß die Kugel, die mit einem Flupp! den Schalldämpfer verließ, mit einem ganz ähnlichen Flupp! in die Rückenlehne des Möbels eindrang und ausdrang und auch noch die dahinter liegende Wand perforierte. Hätte dort eine Person gesessen, sie hätte nun auf Brusthöhe einen Tunnel gehabt.
    »Zum Teufel! Vorsicht!« rief der Mann, dem diese Waffe eigentlich gehörte.
    »Verzeihung«, sagte Auden und lachte in der Art des Fassungslosen. Fassungslos worüber? Daß er geschossen hatte? Oder daß er sich dafür entschuldigte?
    Auden trat nun einen Schritt hinüber zum Kleiderschrank, um rasch festzustellen, daß das Buch fehlte, welches er bei sich auch gerne das »Angstbüchlein« nannte.
    »Her damit!« verlangte er.
    »Und wenn nicht?«
    Auden legte die Waffe aufs Bett und näherte sich dem Mann auf dem Sofa. Dieser hob die Arme leicht an und sagte: »Sie brauchen mich nicht zu schlagen.«
    »So weit wollte ich gar nicht gehen«, äußerte Auden.
    Der andere griff sich in die Jackentasche, zog das Buch hervor und händigte es aus. Wobei er erklärte: »Das nützt Ihnen auch nichts. Oder denken Sie, die geben auf?«
    »Wer sind die ?«
    »Das wissen Sie nicht?« staunte der Mann. »Also, wenn Sie es nicht wissen … Sie sollten Ihre Gegner kennen.«
    »Und Sie sollten Ihre Auftraggeber kennen.«
    »Ich bitte Sie, darin besteht doch der Sinn, daß ich keine Ahnung habe, wer das ist. Und einfach tue, wofür ich bezahlt werde.«
    »Was Ihnen schön mißlungen ist«, stellte Auden fest.
    Der Mann senkte den Kopf und meinte bedauernd: »Absolut.«
    Dann hob er den Kopf wieder an und sagte: »Wenn ich das hier versaue, werden die jemand anderen engagieren. Jemanden, der jünger und schneller und brutaler ist. Dessen Herz viel kleiner ist als meines.«
    In der Tat wunderte sich Auden, daß, wer auch immer »die« waren, einen so alten Typen geschickt hatten. Aber wer weiß, vielleicht hatte dieser »alte Typ« einen guten Namen und war in dieser speziellen Situation weniger ungeschickt als glücklos gewesen.

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