Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Der Allesforscher: Roman (German Edition)

Titel: Der Allesforscher: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
Vom Netzwerk:
Manche Wahrheit war so schrecklich unglaubwürdig, so verfahren.
    Bot sich nicht eher an, postwendend einen Bodyguard herzuschaffen? Oder besser eine ganze Armee?
    Er lächelte bei der Vorstellung, wie viele zufriedene KAI-Kundinnen bereit wären, um ihn herum einen lebenden Schild zu bilden.
    Erneut griff er nach der Waffe, betrachtete sie, wie sie da zusammen mit seiner Hand durchaus eine Symbiose bildete. Die Waffe war ja auf die auslösende Hand genauso angewiesen wie umgekehrt die Hand auf das zu bedienende Gerät. Ohne die Pistole hätte sich die Hand zur Faust ballen müssen, um eine gewollte Bedrohung darzustellen. Aber das Ballen allein nützte wenig, während hingegen das Abdrücken bereits Sinn und Zweck der Symbiose in Gang setzte. Eine Faust war auf sich gestellt, ein Schußfinger nicht.
    Sollte darin seine Zukunft bestehen? Bewaffnet oder von Dritten beschützt sein Leben fortzusetzen und seine G 7 -Formel, sein Angstbüchlein, vor den dunklen Mächten der Schönheitsindustrie zu bewahren? Oder war es besser, an die Öffentlichkeit zu gehen? Zu klagen? – Fragte sich, ob sie einen retten konnte, die Öffentlichkeit.
    Was Auden aber vor allem zu denken gab, war der mehrfache Hinweis, wie gut es sei, daß er keine Kinder habe, dank derer man Druck auf ihn hätte ausüben können. Das stimmte! Wie fatal darum, wären seine Beziehung zu Frau Dr. Senft und deren Schwangerschaft bekannt geworden, erst recht vor dem Hintergrund einer möglichen Begünstigung dieser Schwangerschaft durch G 7 . Er hätte dann weniger sich selbst als Frau Dr. Senft beschützen müssen. Wobei anzunehmen war, daß Lana sich weigern und derartige Befürchtungen als paranoid abtun würde. Oder noch schlimmer: daß sie meinte, er hätte sich das alles nur ausgedacht, um sie dazu zu bringen, sich wieder mit ihm zu beschäftigen.
    Die Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum. Ein verrückt gewordenes Bienenvolk.
    Auden sagte sich: »Und wenn ich das nur träume?«
    Aber die Frage war viel eher, ob der Mann, dessen Pistole Auden Chen noch immer in der Hand hielt, soeben dabei war, sich eine Ersatzwaffe zu besorgen, und sodann einen weiteren Versuch unternehmen würde, doch noch seinen Auftrag zu erfüllen.
    So gesehen, drängte sich auf, als erstes einmal das Zimmer und den Ort zu verlassen.
    Auden packte eilig seine Sachen und zog sich an. Wobei er sich das Angstbüchlein diesmal hinten in die Hose klemmte, dort, wo üblicherweise die Pistolen unterkamen (zumindest, wenn man Kriminalfilme als Quelle nahm). Die Waffe hingegen fügte er in die spezialgefertigte Innentasche seines Jacketts. Buch und Waffe hatten den Platz getauscht.
    Auden verließ das Zimmer, verließ ungesehen das Hotel, stieg – um drei Uhr morgens – in ein Taxi und ließ sich zum Flughafen bringen. Dort angekommen, änderte er jedoch seinen Plan und wies den Fahrer an, ihn zur Bahnstation East Perth zu fahren. Ihm war die Idee gekommen, den Indian Pacific zu nehmen, um nach Adelaide zu reisen und erst von dort den Kontinent zu verlassen.
    Den Zug nach Adelaide also. Eine umständliche Art, die über vierzig Stunden in Anspruch nahm und eigentlich allein von Touristen genutzt wurde, die den Verlust an Zeit als »schöne Erfahrung« verbuchten.
    Doch genau diese Umständlichkeit erschien Auden als der sicherere Weg. Was ja für die meisten Dinge im Leben galt.
    Auden nutzte die lange Fahrt, um einige weitreichende Entscheidungen zu treffen. Er beschloß zu verschwinden. Er beschloß, quasi aus dem Stand heraus seine bisherige Existenz abzuschütteln und an anderem Ort und in gänzlich anderer Bestimmung ein neues Leben zu beginnen. Nur auf diese Weise würde er sich und die anderen, vor allem Lana und das Kind, schützen können. Und wohl auch seine Eltern, die ja noch immer in den Staaten lebten. Nur so würde er unangreifbar werden. Denn um jemanden zu erpressen, mußte er doch erreichbar sein, oder? Auch die bösesten Briefe benötigten einen Adressaten.
    Er wollte unsichtbar werden. Unsichtbar für die, die offensichtlich bereit waren, noch so häßliche Wege zu beschreiten, um an das Rezept von G 7 zu gelangen. Dazu war allerdings nötig, die Spuren in die Unsichtbarkeit so gering als möglich zu halten. Weshalb es sich verbot, jetzt seinen Anwalt anzurufen und sein Vermögen auf Lana zu übertragen oder dergleichen. Solcherart hätte er Lana erst recht in Gefahr gebracht. Nein, sein Verschwinden mußte so gut wie ansatzlos sein.
    In Adelaide würde er ein

Weitere Kostenlose Bücher