Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
schläft nie!», behauptet Emre und bestellt drei Dönerteller.
«Ja, echt, ist schlimm. Habt ihr schon was Neues gehört von dem Altmann-Mord?»
Emre schüttelt den Kopf. «Die Ermittlungen laufen. Alles Routine, wie immer. Wird alles abgecheckt, aber das dauert! Irgendwann kriegen unsere Kollegen den Täter.»
«Ist das eigentlich so wie bei ‹Tatort›?» Ich weiß natürlich, dass das in Wirklichkeit nicht so ist, aber ich muss meine beiden in ein Gespräch verwickeln, von sich aus erzählen die nichts.
«Ich meine, geht die Polizei zum Beispiel auch zu dem Opfer nach Hause und durchsucht alles? Mit Durchsuchungsbefehl? Um Spuren zu finden, die zum Täter führen?»
Emre schüttelt den Kopf. «Das heißt Durchsuchungsbeschluss, Frl. Krise!! Man schaut sich natürlich manches an … wie … äh …»
«Den Computer!», fällt Ömür hilfreich ein und erntet böse Blicke.
«Das Handy, wollte ich sagen!», faucht Emre.
«Ach, das Handy ist nicht geklaut worden? Der hatte doch so ein ganz teures Teil, ein …»
«Es war doch kein Raubmord!»
Auch gut zu wissen! Davon stand noch gar nichts in der Zeitung. Die haben sich mit Details überhaupt ziemlich zurückgehalten. Wahrscheinlich will sich die Kripo nicht in die Karten gucken lassen. Genickbruch soll die Todesursache sein, mehr erfuhr man da auch nicht.
Und wenn ich das richtig verstehe, haben sie also den Computer von Günther Altmann untersucht. Was man da wohl gefunden hat? Bestimmt so sexuelles Zeug, vielleicht sogar Kinderpornos. Frau Freitag meinte ja sogar, seine Tochter …
«Auf Computern findet man immer was! Stimmt’s, Emre? Steuerhinterziehung, zweifelhafte Chatseiten, Fotos …»
Emre schweigt, und Ömür steckt seine Daumen in die Ohren und macht mit seinen Fingern komische Bewegungen vor Estelles Gesicht. Die guckt ihn mit großen Augen an und trinkt ungerührt weiter.
«War die Polizei eigentlich auf der Beerdigung?»
«Warum wollen Sie das wissen, Frl. Krise?»
«Na ja … wegen …» Soll ich das jetzt erzählen? Diesen Verdacht, den Frau Freitag wegen der Tochter hatte?
«Dreimal Dönerteller, bitte sehr!» Der Verkäufer stellt schwungvoll die Teller auf den Tisch. Das Essen sieht lecker aus … armer Männe. Wenn ich das aufgegessen habe, werde ich heute Abend garantiert keine Lust mehr zum Kochen haben. Meine Jungs hauen gleich kräftig rein. Umso besser, dann sind sie ein bisschen abgelenkt.
«Ich war ja auf der Beerdigung», lasse ich beiläufig fallen. «Die Verwandtschaft von Herrn Altmann ist ziemlich unübersichtlich, kann ich euch sagen. Seine Tochter war übrigens nicht da. Anna, ist 17 . Komisch, oder? Dass die nicht da war, meine ich. War doch immerhin ihr Vater. Ich frag mich, registriert die Polizei so was? Beziehungsweise, zieht sie die richtigen Schlüsse?»
Emre und Ömür tauschen einen kurzen Blick. Wenn ich sie nicht so gut kennen würde, hätte ich das nicht bemerkt.
«Machen Sie sich keine Sorgen, Frl. Krise, wir passen schon auf!», sagt Emre und schiebt sich eine gehäufte Gabel mit Fleisch in den Mund. Ein dicker Platsch Soße tropft auf den Teller und spritzt auf seine Hose. Manieren haben die immer noch keine. Ach – und überhaupt – von wegen aufpassen … ich drehe mich zum Fenster um, und …
Der Kinderwagen! Wo ist der Kinderwagen?
Fassungslos stehen wir vor dem Geschäft. «Ihr seid mir schöne Polizisten!», schimpfe ich. «Du hattest den doch genau im Blick, Ömür!»
«Ich hab mich gerade so aufs Essen konzentriert!», verteidigt sich Ömür. Er kaut immer noch.
«Ach Mann! Das gibt’s doch nicht!» Ich könnte mich totärgern. «Der schöne neue Wagen. Jetzt muss ich auch noch eine Anzeige erstatten! Als hätte ich sonst nichts zu tun! In der Zeitung stand, dass im Prenzlauer Berg die Bugas von den Straßen weggeklaut werden wie nix. Obwohl man die registrieren lassen kann wie Fahrräder. Ist doch verrückt! Da gibt es sogar schon eine Soko Bugaboo! Aber dass das jetzt in Kreuzberg auch so losgeht …»
Meine Privatpolizisten gucken mich mit großen Augen an und schweigen belämmert.
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«Frl. Krise, wo bist du?» Es ist kurz vor acht, und ich warte schon seit 15 Minuten am S-Bahnhof Schlachtensee. «Wie, du kommst nicht? Wie, krankgemeldet? Gestern warst du noch voll gesund. WAAAASS ? Und deshalb kommst du nicht zum Waldlauf? Soll ich das dem Fischer erzählen? Was? Ja, ja, verstehe. Nein, stimmt. Ich habe keine Kinder und kann das wahrscheinlich deshalb
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