Der Altmann ist tot: Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln
Zeit!»
Da schlurft er zur Fischerhütte. Zu uncool, um einfach an einen Baum zu pinkeln. Plötzlich höre ich eine mir wohlbekannte Schülerstimme. Hikmet!
« WAS WILLST DU , DU SPAST ! GEHT DICH DOCH NICHTS AN !»
Ich sehe Wernitzki, wie er wild gestikulierend auf Hikmet einredet. Ich kann nicht verstehen, um was es geht, aber es sieht nach Stress aus. Wahrscheinlich hat Hannes ihn beim Rauchen erwischt.
« DU HAST MIR GAR NICHTS ZU SAGEN ! DU BIST NICHT MEIN LEHRER ! PASS LIEBER AUF , DASS ES DIR NICHT WIE DEM ALTMANN GEHT !»
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Eigentlich könnte ich Eileen erwürgen. Entweder hat sie einen Termin nach dem anderen, oder sie ist fix und fertig von all den Terminen und hängt mir andauernd das Baby an. Gut, heute Morgen hatte ich nichts dagegen. Das blöde Sportfest, da hab ich mich gerne krankgemeldet. Sollen die mal schön ohne mich um den Schlachtensee laufen. Hab da, weiß Gott, genug meiner dahinschwindenden Lebenszeit verplempert. Da gehe ich lieber mit der Kleinen zum Kinderarzt. Ist auch besser, sonst verschwitzt Eileen noch die Vorsorgeuntersuchung.
Vorher noch schnell zum Bäcker, Kuchen kaufen. Bienenstich! Den isst Männe am liebsten. Ich will versuchen, ihn ein bisschen bei Laune zu halten – ich glaube, der Gute fühlt sich zurückgesetzt, seitdem ich ständig mit Viktoria-Estelle unterwegs bin. «Mit mir gehst du gar nicht mehr spazieren!», hat er gestern Abend anklagend gesagt und eine angesabberte Mullwindel von der Couch gefegt. Bienenstich lässt sich allerdings nicht besonders gut transportieren. Ja, wenn ich jetzt einen Bugaboo mit einer schicken Ablage unter dem Gestell hätte!
Dass die Kleine bei dem Gerüttel und Geschüttel in dem ungefederten Wagen so tief und fest schlummert, ist sowieso ein Wunder!
Ich könnte auch durch die Arndtstraße laufen, da muss doch dieser neue Laden für alles sein, was die trendige Mama und ihr Kind ganz dringend brauchen. Ich will nichts kaufen, nur mal gucken.
Da ist er auch schon! Bunte Luftballontrauben am Eingang und die Schaufensterscheibe mit Sonderangeboten zur Eröffnung vollgepflastert. Ein ziemlich stylisches Geschäft! Ich gehe lieber nicht rein. Ist mir zu peinlich mit dem alten Wagen! Obwohl – außer einer jungen schwangeren Frau scheint niemand drin zu sein. Und was guckt die Frau sich gerade an? Einen Bugaboo. Typisch.
Moment! Diese Schwangere, diese Frau … die kenn ich doch.
Das ist doch Franziska! Die junge schöne Altmann-Witwe. Ach Gott, die Arme. Die tut mir ja so leid. Den Mann verlieren, kurz bevor das erste gemeinsame Kind auf die Welt kommt – ist doch schrecklich. Obwohl – Frau Freitag schwört ja Stein und Bein, dass das Kind von Jörg, diesem Fitnesstrainer, ist, aber wer weiß …
Ich gehe jetzt doch rein – vielleicht kann ich sie ja in ein kleines Gespräch verwickeln. Auf der Beerdigung hat sie mich in dem Pulk von Menschen bestimmt nicht wahrgenommen.
Also Tür auf und: «Guten Tag!» Frau Altmann nickt flüchtig in meine Richtung, sonst ist weit und breit niemand in Sicht.
So, mal ein bisschen hin und her gehen und sich an die trauernde Witwe ranarbeiten …
Mein Gott, was es hier alles gibt! Buggies mit so viel Technik, dass man damit mühelos einen Mondspaziergang machen könnte, Kinderwiegen aus Pappe; Hochstühle, die wie Barhocker aussehen …
«Kann ich Ihnen helfen?» Eine Verkäuferin! Und neben Frau Altmann steht plötzlich der Jörg, dessen Nachnamen ich nicht kenne.
Der Jörg auch hier! Sieh mal einer an!
«Danke, ich will nur ein bisschen … äh … schauen!»
«Gerne!»
Jetzt meldet sich Vicki – bestimmt ist sie wach geworden, weil der Wagen nicht mehr wackelt. Ich muss sie rausnehmen. Perfekt! Auf die Art und Weise bekomme ich garantiert gleich Kontakt zu Frau Altmann.
«Oh, wie süß! Guck doch mal, das Baby, Jörg!»
Es geht schon los! Die Witwe kommt näher und ist begeistert.
«Ist das ein Mädchen?»
«Ja!»
«Ach, wie schön! Und wie heißt sie?»
«Viktoria!» Das «Estelle» unterschlage ich mal …
«Sehr hübsch! Wir suchen noch nach einem Namen. Aber ich bekomme einen Jungen.» Frau Altmann legt eine Hand auf ihren Bauch und lehnt sich leicht an Jörg, der jetzt ganz dicht hinter ihr steht. Er küsst sie zärtlich aufs Ohr.
«Nein, mein Herz, WIR bekommen einen Jungen!», sagt er und lacht. Aha! Das ist doch mal ein Statement, oder? Frau Freitag würde mir jedenfalls einen triumphierenden Stoß mit dem Ellenbogen geben, wenn sie hier wäre.
Süß, diese
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