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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Schlafzyklus gebracht. Er aß sein Abendessen, während sie frühstückte. Aber das Essen sah ziemlich gleich aus.
    Das Schiff war noch nicht für die breite Vielfalt von Gerichten eingerichtet, die es früher anbot. Was ihnen serviert wurde, war schlicht, aber sättigend. Ein bräunlicher brotartiger Pudding wechselte gelegentlich mit Suppen ab.
    Sie begrüßten sich sehr knapp. Ariel machte Martin unbehaglich, indem sie ihn scharf anblickte, wenn er nicht hinsah.
    Als sich ihre Augen begegneten, fragte sie: »Was denkst du jetzt von Hans?«
    »Er macht sich gut.«
    »Besser als du?« fragte sie.
    »In mancher Hinsicht«, erwiderte Martin.
    »Wie denn? Ich bin neugierig. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Das hast du auch nicht. Er ist wahrscheinlich geschickter als ich und mehr aufgeschlossen für die wechselnden Stimmungen der Crew.«
    Sie machte eine Kopfbewegung, die weder Zustimmung noch Enttäuschung ausdrückte.
    »Und du?« fragte er.
    »Ich behalte mir ein Urteil vor. Er ist geschickter als manche Bosse, die wir hatten. Rosa schätzt ihn. Sie spricht in ihren Predigten über die Pflicht gegenüber unserem Anführer.«
    »Predigten?«
    »Ich bin noch bei keiner gewesen, aber ich höre davon.«
    »Sie predigt?«
    »Noch nicht«, sagte Ariel, »ist aber dicht davor. Sie berät. Hilft einigen der Crew, dem Scharmützel und dem, was es bedeutet, zu trotzen.«
    »Beschimpft sie die Mütter?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Beschimpft sie sie alle?«
    »Sie erwähnt sie nicht einmal, soweit man mir erzählt hat. Sie spricht über Verantwortung und freien Willen und unseren Platz in dem breiten Schema. Vielleicht sollten wir hingehen und zuhören.«
    »Vielleicht werde ich das tun«, sagte Martin.
    »Vielleicht sollte auch Hans hingehen.«
    »Wünschst du, daß ich sie für Hans ausspioniere?«
    Ariel schüttelte den Kopf. »Ich denke nur, es ist typisch, was passiert.«
    »Vielleicht ist es unvermeidlich«, sagte Hans leise und stand auf, um in sein Quartier zu gehen.
     
    Theodore Dawn besuchte ihn in seinen Träumen und war sehr geschwätzig. An manches davon erinnerte sich Martin, wenn er wach war.
    Sie saßen in einem Garten unter einem voll erblühten Baum. Theodore in einer kurzen weißen Tunika, die Beine gebräunt von langem Verweilen in der Sommersonne, die jetzt über ihren Köpfen im Zenit stand. Sie aßen Weintrauben und hätten Römer sein können. Theodore hatte gern etwas über die Römer gelesen.
    Theodore sagte: »Der Rosa wird etwas Schreckliches widerfahren. Weißt du, was das ist?«
    »Ich denke schon«, antwortete Martin und ließ eine Traube auf den Kies zu ihren Füßen fallen.
    »Das Schlimmste, was einer Prophetin passieren kann, ist, nicht ignoriert und vergessen zu werden. Es ist, wenn ihr Fall aufgegriffen und von den Massen durchgekaut wird. Was auch immer sie sagt, paßt nicht und wird erst recht durchgehechelt werden. Irgendein Opportunist wird kommen und einen Widerspruch ersinnen, eine scharfe Meinungsäußerung aufpolieren; und dann wird es passen. Die Leute glauben an alles außer den ursprünglichen Worten.«
    »Rosa ist keine Prophetin.«
    »Du sagtest, du wüßtest, was geschieht.«
    »Sie ist keine Prophetin. Schau sie dir bloß an!«
    »Sie hat die Vision gehabt. Dies ist für dich eine besondere Zeit.«
    »Unsinn!« erklärte Martin wütend. Er erhob sich von der Marmorbank und brachte ungeschickt seine Robe in Ordnung, deren Falten ihm ungewohnt waren. »Übrigens – ist Theresa hier bei dir?«
    Theodore schüttelte traurig den Kopf. »Sie ist tot. Man muß leben, um zu sterben.«
     
    Paola Birdsong und Martin befanden sich allein im Heck des Schiffs. Sie hatten einen Sendetest mit Handy für die Mutter beendet und saßen ohne weitere Anweisungen da und plauderten, froh, von der dumpfen Geschäftigkeit der Crew getrennt zu sein.
    Das Gespräch ebbte ab. Sie blickte weg. Ihre olivenfarbene Haut wurde dunkel. Die Lippen hatte sie zusammengepreßt. Martin hob die Hand, um ihre Wange zu streicheln, damit sie sich entspannte. Sie neigte sich dem Streicheln zu. Dann kamen ihr die Tränen. Sie sagte: »Ich weiß nicht, was ich tun oder fühlen soll.«
    Sie hatte einen Flirt mit Sig Butterfly gehabt. Martin wollte nicht nachfragen aus Furcht, Wunden aufzureißen. Darum blieb er still und ließ sie reden.
    Sie sagte: »Wir waren nicht sehr eng verbunden. Ich habe nie ein wirklich tiefes Verhältnis mit einem Liebhaber gehabt. Aber er war ein Freund und hörte mir

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