Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
beharrte darauf, daß das Studium der Leiche von Wormwood sie etwas über Killertechnologie lehren könnte.
    Es waren noch viele Monate zu reisen bis zur Begegnung mit dem zweiten Schiff. Training war in ihrer gegenwärtigen Lage nicht angezeigt. Die Heilung und Wiederverbindung der Crew würden ihre Hauptbeschäftigungen sein.
    Martin archivierte mit Giacomo die Darstellungen und starrte zurück in die Vergangenheit, auf die schönen Fühler und Schalen aus Gas und Staub.
    Kein Zeichen von Killertätigkeit um Wormwood.
     
    Die folgenden Monate vergingen langsam und waren hart in ihrer Fadheit. Der Zustand von relativem Luxus, den sie vor dem Scharmützel und dem Neutrinosturm genossen hatten, kehrte nicht wieder. Die alleinige Mutter sagte ihnen, daß das Schiff auf eine Weise beschädigt wäre, die nicht schnell zu beheben sei. Die Speisen waren nahrhaft, aber ohne Abwechslung. Der Zugang zu den Bibliotheken war auf Textmaterial beschränkt, und Handygraphiken waren streng gestutzt.
    Martin argwöhnte, daß das Schiff Teile seiner entscheidend wichtigen Erinnerungen verloren hatte und nur noch ein Schatten seines früheren Selbstes war. Die Mutter konnte sich nicht vervollkommnen. Auch sie schien in eine Art von Dumpfheit verfallen zu sein; und Dumpfheit war an der Tagesordnung. Martin störte diese Schwierigkeit nicht. Sie gab ihm reichlich Zeit zum Denken. Und diese Zeit nutzte er.
    Hans war deutlich unwohl dabei.
    Die Exbosse hielten alle fünf Tage in seiner Wohnung ein Colloquium ab. »Es ist mir zuwider, als der Exerzierboß zu gelten«, sagte Hans. »Wir haben drei Monate bis zum Rendezvous mit unseren neuen Partnern. Wir haben ungefähr alles erforscht, was mit Wormwood zu tun hat – zumindest hat das ein jeder getan außer Jennifer und Giacomo… Wir langweilen uns, es gibt nur noch eine Mutter; und das beunruhigt mich. Habe ich recht?«
    Hans hatte dies in letzter Zeit immer wieder gefragt mit leicht nasalem Ton. »Habe ich recht?« fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Wir brauchen auch eine mentale Beschäftigung. Das Schiff wird keine große Hilfe sein.« Er sah Cham an, aber der zuckte die Achseln.
    »Martin?« fragte Harpal.
    Martin zog ein schiefes Gesicht. »Ohne die Fernsonden können wir nicht viel mehr über Leviathan erfahren.«
    Harpal schlug vor: »Das Essen ist langweilig. Vielleicht können wir es selbst kochen.«
    Joe Flatworm brummte: »Die Mutter wird uns nicht an Rohstoffe heran lassen.«
    »Hast du irgendwelche Vorschläge?« fragte Hans.
    »Wir sitzen in einem langen öden Trott fest«, sagte Joe leise. »Wir sollten schlafen.«
    »Ich halte das sicher für eine Möglichkeit…«, fing Martin an.
    »O ja. Die Mutter macht sich Sorgen.« Das war eine andere Redensart, die Hans jetzt oft benutzt hatte, und andere in der Crew hatten sie aufgegriffen. Die richtige Form war: Problem festgestellt oder Unzufriedenheit; Antwort: »Na ja, die Mutter macht sich Sorgen.«
    »Ich denke, wir sollten…«, fing Martin noch einmal an.
    »Aufhören, uns um das Schiff Gedanken zu machen«, sagte Hans.
    »Das war es nicht, was ich…«
    »Fein!« unterbrach ihn Hans.
    »Verdammt, laß mich ausreden!« brüllte Martin. Joe und Cham zuckten zusammen, aber Hans grinste, hob die Hände und schüttelte den Kopf.
    Er sagte: »Du hast das Wort.«
    »Wir können das Schiff nicht dafür tadeln, daß es uns das Leben gerettet hat«, sagte Martin. Er drückte damit keineswegs das aus, was er hatte sagen wollen, erkannte jetzt aber, daß es unter den derzeitigen Umständen nutzlos war, dies auszusprechen.
    »Ich glaube nicht, daß irgendeiner von uns Bossen an diesem Rang wirklich Freude gehabt hat«, sagte Hans und trommelte mit den Fingern auf dem Tisch zwischen ihnen. »Habe ich recht? Aber ich bin mit Problemen konfrontiert, die keiner von euch gehabt hat. Politischen Problemen. Psychologischen Problemen. Wir haben keine richtige Arbeit zu tun. Uns steht sehr viel Zeit zur Verfügung. Das einzige, was mir einfällt, um uns beschäftigt zu halten, ist Sport. Das gefällt mir nicht, aber so ist es.«
    Cham hob die Hand.
    »Ja?«
    »Wir sollten über das Nachher nachdenken.«
    »Nach was?«
    »Nachdem der Job getan ist. Wir sollten an einer Verfassung arbeiten, an Gesetzen und so weiter. Uns darauf vorbereiten, wie wir uns nach einer anderen Welt umsehen…«
    Hans dachte darüber in einer Weise nach, die Martin nicht gänzlich überzeugte. Er sagte: »Richtig. Joe, mach dich dran! Cham, um deiner

Weitere Kostenlose Bücher