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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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den wir bei Wormwood verloren haben und denken gründlich über die Dinge nach.«
    Er nickte den am nächsten sehenden Mitgliedern der Crew zu, als er an ihnen vorbeiging in Richtung auf die Tür. Harpal schaute Martin an. Dies war kaum das, was sie erhofft hatten. Martin fühlte sich innerlich krank. Krank mit seinem ungelösten Schmerz und krank wegen der Auflösung, die ihnen bevorzustehen schien.
    »Wir müssen gründlich darüber sprechen«, sagte Harpal zu Martin.
    Martin lehnte ab. Er sagte: »Ausruhen. Wir haben zuviel durchgemacht, und ich kann jetzt nicht vernünftig reden. Aliens!« Er zitterte plötzlich – ob vor Erregung oder Erschöpfung, konnte er nicht sagen. Harpal ließ die Schultern hängen und das Kinn sinken.
    »Wir werden alle ausruhen«, sagte Martin und berührte sanft seinen Arm. »Und trauern.«
     
    Martins Koje war kahl und kalt. Es hing noch der Brandgeruch darin, der Geruch von durch Neutrinos versengter Materie. Er trat ein, und die Tür glitt hinter ihm zu. Zumindest in diesem Moment hätte er, den Geruch ignorierend, am Beginn seiner Reise sein können, als die Dämmerungsgleiter zum ersten Mal den Kindern präsentiert wurde, und sie sich hier ihr neues Heim eingerichtet hatten.
    Mit einiger Erleichterung und einiger Besorgnis erkannte er, daß dies nicht das gleiche Quartier war, in dem er und Theresa sich geliebt hatten. Das Schiff hatte sich zu ausgiebig umgerüstet und repariert. Die Plattform, auf der ihr Bett geruht hatte, war jetzt um Meter verlagert und zum Teil recycelt worden. Welche Verbindung hatte er noch zur Vergangenheit?
    Keine.
    Martin schloß die Augen und rollte sich auf dem Boden zusammen, legte seine Wange gegen die glatte, kühle Fläche, drückte seine Fingerspitzen dagegen und wartete auf Schlaf.
    Er dachte kurz vor dem ersehnten Schlaf an den verletzten Körper von Jorge Rabbit und was er einst enthalten hatte; Reden und Lachen und große Verläßlichkeit, Beliebtheit bei den Kindern. Der Crew.
    Jorge Rabbit und die anderen könnten bald in der Luft sein, die sie atmeten, der Nahrung, die sie aßen, und dem Wasser, das sie tranken. Aber nicht William und Theresa.
    Martin langte nach Theresas Hand. Er konnte sie beinahe fühlen. Seine Finger streiften durch die Luft, wo sie gewesen war; ein schwacher Hauch von Sinneserregung überkam ihn. Dann zog er entschlossen die Hand zurück und faltete sie über der Brust. »Leb wohl!« flüsterte er und schlief ein.
     
    Hinter der Dämmerungsgleiter dehnte sich der Leichnam von Wormwood aus als ein bunter Dampf wie in Wasser quirlende Milch, von vielen Lichtern erhellt.
    Hakim betrachtete die Sternleiche mit kühlem Interesse und verschränkten Armen. Neben dem Bild rollte die Sternsphäre ab und ließ Bilder, Tabellen, und gedrängte Darstellungen aufleuchten, welche die Eigenschaften des toten Körpers mit einer interstellaren Autopsie von unglaublicher Tiefe und Komplexität vermittelten.
    Hakim sagte zu Martin: »Wenn ich jetzt auf der Erde lebte, wäre ich Astronom, könnte aber nie so etwas sehen. Was meinst du, wo ich lieber sein würde. Hier und jetzt, wo ich dies sehe, oder…?«
    Martin sagte: »Du wärest lieber auf der Erde.« Sie waren im Bugraum allein. Der Rest der Crew erwartete das Ende der von Hans sich selbst auferlegten Woche der Isolation und erlebte die eigenen Isolierungen, Wiedergruppierungen und Neubewertungen.
    Hakim stimmte zu. Sein Gesicht hatte sich seit dem Scharmützel verändert, wie Erin Eire ihren teuren Sieg nannte. Seine Miene war härter geworden, die Augen funkelten heller, das ständige Lächeln war angespannter, und die Falten um Lippen und Augen schärfer.
    Er sagte: »Vielleicht war es ein fairer Tausch. Wie viele Schiffe des Gesetzes wurden von Wormwood eingefangen und vernichtet?«
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Martin. »Die Falle fing an zu rosten.«
    »Du weißt so gut wie ich, daß es gleichermaßen eine Sache von Glück wie von Strategie gewesen ist. Wir sollten uns die Befriedigung nicht versagen, weil wir auf einen geschwächten Feind getroffen sind.«
    »Wir wissen nicht, ob der Feind schwach ist. Er könnte noch stark sein«, erwiderte Martin.
    »Warum versuchen sie dann, sich hinter Fallen zu verstecken?«
    »Um Schwierigkeiten zu vermeiden. Vielleicht war das für sie nicht wichtiger als der Verlust eines Fliegenfängers auf der Veranda.«
    Hakim lächelte boshaft. »Mir gefällt dieser Vergleich. Wir sind Moskitos, aber wir bringen Gelbfieber… Und jetzt

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