Der Amerikaner - The American
Wärter zu.
»Ich möchte nicht, dass jemand diesen Raum betritt oder verlässt, bevor ich zurückkomme. Ist das klar?«
»Verstanden, Ma’am …«
Alex Harris war zufrieden mit der Antwort und ging mit Adam North im Schlepptau zu einem Besucherraum.
Ryan Kealey irrte fast fünf Minuten umher, bevor er gefunden hatte, was er suchte.
Die Anmeldung, eine große, halbkreisförmige Theke im hinteren Teil der Eingangshalle, glich der Rezeption eines Hotels. Es gab vier Computer und eine Reihe von Telefonen. Dahinter befand sich eine offene Tür, doch die Dienst habende Person war nirgends zu sehen.
Kealey beugte sich über die Theke, griff nach einem Telefon und studierte die von Hand beschrifteten Aufkleber neben den Knöpfen. Als er den richtigen gefunden hatte, blickte er auf einen verblichenen, an der Wand hängenden Grundriss, auf dem Fluchtwege für den Fall eines Brandes verzeichnet waren. Er drückte den Knopf, die Gegensprechanlage begann zu knistern, und er hielt den Hörer ans Ohr.
»Mr Matthews, bitte melden Sie sich in den Werkstätten. Mr Matthews wird in die Werkstätten gebeten …«
Der Wärter runzelte die Stirn, als die Nachricht aus dem Lautsprecher tönte. Verdammt … Die Werkstätten lagen am anderen Ende des Gebäudes, und er hatte keinen Schlüssel für das Verhörzimmer. Zugleich durfte er sich gegenüber seinem Vorgesetzten keinen Fehler leisten. Vor drei Wochen hatte Jackson ihn schon einmal zusammengestaucht, weil er es nicht geschafft hatte, eine Schlägerei zu unterbinden, nach der ein Leicht- und ein Schwerverletzter zu beklagen waren.
Sorgfältig wog er seine Optionen ab. Der große Mann war mit der Rechtsanwältin weggegangen, aber da Elgins Füße gefesselt waren, konnte er das Verhörzimmer nicht verlassen. Jackson
hatte ihm befohlen, vor der Tür zu warten, und wenn man sich einem Befehl des Lieutenants widersetzte, war das in der Regel ein Kündigungsgrund.
Zugleich wusste er jedoch, dass Jackson und der Chef der Werkstätten am Wochenende fast immer in Arlington zusammen Basketball spielten. Solches Wissen über Freundschaften innerhalb der Gefängnishierarchie war wichtig, und wenn er dem Freund seines Vorgesetzten einen Gefallen tat, würde es Jackson vielleicht leichter fallen, über die Unzulänglichkeiten eines Untergebenen hinwegzublicken, der in der Hierarchie weit unten stand …
Seine Unschlüssigkeit schmolz dahin. Er konnte es sich nicht leisten, einen weiteren Tadel in der Personalakte zu riskieren.
Den kleineren der beiden Besucher, den stillen Typ mit den schwarzen Haaren und grauen Augen, hatte er schon vergessen.
Matthews verließ seinen Posten vor der Tür des Verhörzimmers und marschierte in Richtung Werkstätten.
»Was genau könnte denn für meinen Mandanten herausspringen?«
Harris wurde ungeduldig, während North seinen Kaffee umrührte und die Sekunden zählte.
»Ich warte …«
»Wir wissen beide, dass Elgin einer langjährigen Haftstrafe entgegensieht, Miss Harris. Selbst wenn Sie es irgendwie schaffen, dass die Anklage wegen Beihilfe zum mehrfachen Mord fallen gelassen wird, kriegen wir ihn immer noch wegen Unterstützung von Al Kaida und Körperverletzung dran. Und die Verletzte war eine CIA-Agentin.«
»Das ist mir nicht neu. Worauf wollen Sie hinaus?«
North atmete tief durch und trank einen großen Schluck Kaffee,
bevor er antwortete. »Bei der Anklage wegen Körperverletzung ist nichts zu machen, okay? Wenn man mich bittet, werde ich persönlich als Zeuge aussagen. Wahrscheinlich melde ich mich sogar freiwillig. Über das andere lässt sich reden. Sie wissen, wer der Hauptzeuge gegen Elgin ist, oder?«
Harris nickte. Ihre Ungeduld begann einem mäßigen Interesse zu weichen. »Ihr Hauptinformant.«
»Genau. Er ist ziemlich intelligent und sehr viel verlässlicher als die meisten Leute, mit denen zu arbeiten wir gezwungen sind. Meiner Meinung nach wird er einen guten Zeugen abgeben. Aber seine Erinnerung könnte etwas unscharf werden, wenn Ihr Mandant sich kooperationsbereit zeigt.«
Alex Harris spreizte die Hände auf dem Tisch, was offenbar eine versöhnliche Geste sein sollte. »Ich denke, darauf lässt sich aufbauen, aber es reicht einfach noch nicht. Ich benötige einen Widerruf Ihres Informanten, und zwar schriftlich. Nur in diesem Fall wird Elgin reden.«
North ließ sich mit seiner Antwort Zeit, denn sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Auf dich könnte noch eine Überraschung warten, Lady. Dein Schützling könnte
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