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Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Straßenrand auf der Honda und betrachtete die vorbeifahrenden Autos. Seine Miene ließ keine Emotionen erkennen, aber sein Gehirn arbeitete fieberhaft.
    Es war an der Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Trotz der Versicherungen der Frau war ihm klar, dass sie irgendetwas übersehen würde; es war unvermeidlich. Schließlich hatten sie es geschafft, ihr auf die Spur zu kommen. Er hatte einen zweiten Satz von Papieren dabei, die er immer am Körper trug und von denen sie nichts wusste. Er hatte sie bereits benutzt und brauchte sie für den 26., doch jetzt konnten sie ihm noch auf andere Weise nützlich sein. Der National Airport lag direkt gegenüber der Brücke, ein paar Kilometer weiter südlich, und dort konnte er einen Auslandsflug buchen und die Vereinigten Staaten in weniger als zwei Stunden verlassen.

    Doch was dann? Gewissen Wahrheiten musste er ins Auge blicken. Wenn er jetzt verschwand, würde es für ihn in der Organisation keinen Platz mehr geben, daran konnte nicht der geringste Zweifel bestehen. Aber die Iraner waren die größere Gefahr. Vielleicht glaubten sie ihm, doch wahrscheinlicher war, dass sie annehmen würden, er hätte die Frau auffliegen lassen. Kein Zweifel, seine Zukunft war so oder so unausweichlich mit dem Ausgang der Operation verknüpft.
    Wichtiger war allerdings sein eigenes Verlangen, die Operation zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Viele Jahre lang hatte er sich daran berauscht, dass dieses ihm so verhasste Land ihm beigebracht hatte, was jetzt zu seiner Zerstörung beitrug. Es war nicht leicht gewesen, Loyalität gegenüber seiner neuen Heimat vorzutäuschen, besonders am Anfang, als er in schmuddeligen Kasernen hausen musste und gezwungen war, mit seinen angeblichen Kameraden gemeinsam die Mahlzeiten einzunehmen. Als er dann in Syrien die Maske fallen gelassen hatte, schwebte ihm bereits sein definitives Ziel vor; er wollte für seinen eigenen Schmerz so viele Menschen wie möglich leiden lassen. Und in einigen wenigen Tagen würde ihn die Waffe, die er in der Scheune an der Chamberlayne Road bastelte, diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher bringen. Er konnte und würde jetzt nicht mehr abspringen.
    Vanderveen merkte, wie Zorn in ihm aufstieg. Er musste dagegen ankämpfen, weil er unfruchtbar war, doch eine Frage blieb: Wie hatte diese Panne passieren können? Mit Sicherheit hatten sie nicht die Nummer des Bankkontos, über das er die Miete für das Haus und den Kaufpreis für den Lieferwagen beglichen hatte, denn sonst hätten sie ihn in Virginia festzunehmen versucht. Sie mussten eine andere Quelle gehabt haben … Shakib? Wenn der die Adresse der konspirativen Wohnung gekannt
hatte, war das denkbar. Er würde es nie erfahren, weil Shakib bei der Explosion des Kennedy-Warren-Gebäudes ums Leben gekommen war, während Kealey unten auf der Straße gestanden hatte.
    Vanderveens Miene änderte sich nicht, als er an ihn dachte. Kealey. Er zweifelte nicht daran, dass sein früherer Kommandeur etwas mit dieser unglückseligen Entwicklung zu tun hatte. Schlimm genug, dass der Mann die Frechheit gehabt hatte, damals in Syrien zu überleben. Jetzt forderte er das Schicksal wirklich heraus.
    Wenn Kealey unbedingt seine Nase in diese Geschichte hineinstecken wollte … Nun, ihm sollte es recht sein. Er ließ den Motor der Honda an und fädelte sich in den Verkehr ein.
     
    Als Kharmai wieder zu sich kam, tastete sie ängstlich ihren Körper nach Wunden ab, aber wie durch ein Wunder schien sie unverletzt geblieben zu sein. Auf wackligen Beinen ging sie auf die Wohnung zu. Als sie die Tür erreicht hatte, stürmten die beiden überlebenden Agenten heraus. Sie nahmen Kharmai nicht zur Kenntnis und sprachen hektisch in die Mikrofone an ihren Jackenkragen.
    »Hier Alpha 4, vier Agenten am Boden. Schickt Notärzte, sofort .«
    Kharmai steckte ihre Pistole ins Holster und trat in die völlig verwüstete Wohnung. Von dem billigen Mobiliar war praktisch nichts übrig geblieben, der Teppichboden war mit Holzsplittern und Glasscherben übersät. Einer der Terroristen lag mit gespreizten Gliedern am Boden, und ihr wäre beinahe übel geworden, als sie sah, was von seinem Gesicht noch übrig war. Sie wandte schnell den Blick ab und schnappte nach Luft. »Korrigiere, fünf Agenten«, hörte sie eine Stimme hinter sich. »Wiederhole,
fünf Männer am Boden … Krankenwagen sind unterwegs? Verstanden.«
    Als sie in eines der Schlafzimmer trat, hörte Kharmai aus der Ferne das Heulen von

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