Der Amerikaner - The American
gereicht, um von ihm die Erlaubnis zur Installation einer Kamera zu bekommen. Sie war noch am selben Tag angebracht worden, über der Eingangstür, sodass genau zu sehen war, wer das Haus betrat oder verließ. Es gab keinen Ton, das Videokabel übertrug nur die Bilder auf den Zwanzig-Zoll-Monitor. Er wusste, wer diese Leute waren, und auch, warum sie kamen.
Er rief nach Fatima Darabi, ohne den Blick von dem Bildschirm abzuwenden.
Als Kharmai im vierten Stock ankam, hatten die Agenten schon Position bezogen. Sie hielt sich mit Green hinter ihnen, und ihr Herz klopfte wie wild.
Einer der Männer zog einen flexiblen Stab mit einer fiberoptischen Linse hervor und schob die Miniaturkamera durch die Ritze unter der billigen Wohnungstür hindurch. In seiner Linken hielt er einen winzigen Videomonitor.
Vanderveen fuhr gerade in südlicher Richtung die 12th Street hinab, als das Handy in seiner Jackentasche vibrierte. Er manövrierte das Motorrad an den Straßenrand und meldete sich. Nur eine Person hatte diese Nummer, und sie war angewiesen worden, sie nur im Notfall zu benutzen. »Ja?«
»Hören Sie gut zu, ich habe nicht viel Zeit. Die Leute vom FBI kommen bereits die Treppe rauf.«
»Wie viele sind es?«
»Sieben, fünf davon schwer bewaffnet.«
Er blieb ruhig, obwohl am anderen Ende die Frau war, die persönlich für die Überweisung der Gelder auf sein Konto zuständig war und auch den Namen kannte, den er gegenwärtig benutzte. »Was werden Sie tun?«
»Keine Sorge. Ich werde ihnen nichts mehr erzählen können. Die Wohnung ist sauber. Die Festplatten sind schon fast gelöscht.«
»Was ist mit dem Telefon? Sie können …«
»Auch das gibt keine Probleme. Glauben Sie mir, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich bin schon lange im Geschäft. Haben Sie genug Geld?«
»Die meisten Anschaffungen habe ich bereits getätigt, und für den Rest ist noch Geld da.« Er schwieg kurz. »Das war’s dann wohl.«
»Ja, leider. Viel Glück.«
Fatima Darabi unterbrach die Verbindung, ohne eine Antwort abzuwarten, und löschte dann mit zitternden Fingern alle in dem Handy gespeicherten Informationen. Obwohl ihr bewusst gewesen war, dass es so kommen konnte, hatte sie nie wirklich mit dem Ernstfall gerechnet. Aber jetzt war er da, und sie würde ihre Pflicht tun. Innerlich fühlte sie sich, als würde sie in die Tiefe stürzen, und sie fragte sich, ob ihr Bruder genauso empfunden hatte, bevor das Flugzeug auf dem Atlantik aufgeschlagen war. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als al-Maroub mit einem Schnellfeuergewehr aus dem Schlafzimmer auftauchte. Sie blickte auf. »Alles erledigt?«
Der Mann nickte, und auch Darabi griff nach ihrer Waffe.
Der vor der Tür kauernde Agent hob erst einen, dann einen zweiten Finger. Plötzlich riss er die Augen weit auf, die auf das kleine Display in seiner linken Hand gerichtet waren. Kharmai, direkt hinter Green im Treppenhaus stehend, wollte ihm gerade eine Frage ins Ohr flüstern, als etliche Kugeln durch die Tür schlugen. Die ersten trafen den Mann mit der Minikamera in die Brust, und er wurde auf die dreckigen Fliesen zurückgeschleudert, während seine Kameraden das Feuer erwiderten.
Kharmai ließ sich zu Boden fallen und tastete nach ihrer Pistole. Die Wohnungstür war von Kugeln durchsiebt, wie die gegenüberliegende Wand. Die Agenten suchten nach Deckung, doch drei lagen schon am Boden, bevor sie sich aus der Schusslinie retten konnten. Bill Green lag neben Kharmai auf den Stufen und wollte etwas sagen, aber sein Mund war voller Blut. Sein
Gesicht hatte einen ungläubigen Ausdruck, und sie erkannte entsetzt, dass mindestens ein Dutzend Kugeln seine Schutzweste zerfetzt hatten.
Es war ein entsetzlicher Augenblick. Angst schnürte ihr die Brust zu, und sie schnappte mit fest zugekniffenen Augen nach Luft. Noch immer pfiffen Kugeln durch die Luft, die Zentimeter über ihrem Kopf in die Wand schlugen. Die verletzten Agenten schrien vor Schmerzen, aber einer der Terroristen feuerte schon den nächsten Kugelhagel in den Flur.
Schließlich entschlossen sich die beiden unverletzten Agenten zum Handeln. Einer gab Feuerschutz, während der andere durch ein klaffendes Loch in der Tür eine Blendgranate in die Wohnung warf. Kharmai, noch immer mit geschlossenen Augen, sah das grelle Licht nicht, verlor aber durch die von der Explosion ausgelöste Erschütterung das Bewusstsein. Die Tür flog auf, und die Agenten verschwanden in der Wohnung.
Vanderveen saß am
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