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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Mitglieder des Hostage Rescue Team, die bereits kugelsichere Westen angelegt hatten, automatische Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände aus den Fahrzeugen holten.
    Hinter sich hörte sie das laute Dröhnen eines auf der Straße vorbeibrausenden Motorrads, und als sie sich umdrehte, war sie geblendet von dem Licht, das sich auf den Chromteilen und dem blauen Metalliclack reflektierte. Plötzlich legte sich eine Hand auf ihre Schulter.
    »Sollte eigentlich keine zwanzig Minuten mehr dauern.«
    Kharmai drehte sich um. Vor ihr stand Bill Green vom Washingtoner FBI, der Luke Hendricks’ Platz eingenommen hatte. »Worauf warten Sie noch?«
    »Auf den Durchsuchungsbefehl. Ich habe gerade mit einem meiner Männer im Gericht telefoniert. Offensichtlich war die Richterin nicht besonders glücklich darüber, wie Ihr Kollege an die Information herangekommen ist. Sie hatte ein langes Gespräch mit Alex Harris, das hat ein bisschen geholfen …«
    »Sie glauben, sie zögert die Sache absichtlich hinaus?«
    »Vermutlich. Aber wir haben keine andere Wahl, als hier auf die Entscheidung zu warten.«
    Ein Agent trat zu ihnen, einer von Greens kriecherischen Mitarbeitern, ein großer, gut angezogener Mann, der eher wie ein Student aussah. Er reichte seinem Boss einen dünnen Schnellhefter. »Das ist gerade aus dem Gericht gekommen.«
    Kharmai wartete ungeduldig, während Green die Papiere durchblätterte. »Und?«

    Er lächelte sie an und entblößte dabei gerade weiße Zähne. »Sie gibt grünes Licht.« Noch ehe Kharmai etwas sagen konnte, rannte er zu dem ersten Suburban, wobei er dem Boss des HRT-Teams Befehle zubrüllte. Dann drehte er sich zu Kharmai um und rief: »Suchen Sie sich ein Fahrzeug aus, in dem Sie mitfahren wollen. Sie können von der Seitenlinie zuschauen, kommen aber nicht aufs Spielfeld, Kharmai. Ist das klar?«
    Green wartete ihre Antwort nicht ab, und sie schickte ihm einen wütenden Blick nach, als er schon auf den Beifahrersitz des ersten Fahrzeugs kletterte, das sofort den Parkplatz verließ, auf dem die Sicherheitskräfte zusammengezogen worden waren.
    Sie fand einen Platz in dem letzten Suburban, zwischen zwei verschwitzten Agenten und ihrer Ausrüstung. Das Fahrzeug bog von der 7th Street in die D Street und raste in östliche Richtung. Zum wiederholten Mal schlug schmerzhaft der Lauf einer schweren Waffe gegen ihr Knie. Sie biss die Zähne zusammen, wie schon so oft in letzten Wochen, wenn sie insgeheim Ryan Kealey verflucht hatte.
     
    Das fünfstöckige Mietshaus in der D Street war alles andere als beeindruckend. Die Backsteinfassade, die ausgetretene Treppe vor dem Eingang und die alte Haustür aus Eichenholz waren noch halbwegs respektabel, doch sobald Kharmai das Innere betreten hatte, schlug ihr der Gestank wie eine Ohrfeige ins Gesicht. Es roch nach Essensresten, verschüttetem Bier und verschmutzten Windeln. Ihr wäre fast übel geworden, und sie sah, dass es den anderen genauso erging.
    Die durchdringenden Schreie eines Kindes hallten durch das Treppenhaus, dazu kamen lautstarke Flüche eines koreanischen Ehepaares.

    Green und die Männer vom HRT-Team stiegen schnell die Stufen hoch, Kharmai war hinter ihnen. Man hatte ihr eine 9-mm-Pistole gegeben, die in einem Holster an ihrer Hüfte steckte.
    »Wie werden Sie vorgehen?«, fragte sie Green, als sie ihn schließlich eingeholt hatte.
    »Kommt darauf an, was wir hören. Wenn in der Wohnung was los ist, schießen wir das Schloss in Stücke, wenn’s ruhig ist, nehmen wir die Brechstange.« Kharmai nickte und wollte weitergehen, doch Green packte ihren Arm. »Moment, warten Sie, bis die Agenten Position bezogen haben.« Er lauschte einer Nachricht, die über seinen Kopfhörer kam, und wandte sich wieder Kharmai zu. »Okay, wir gehen hoch. Halten Sie sich hinter mir.«
     
    In der engen Wohnung im vierten Stock sah Abdullah Azis auf seinem Monitor, wie die letzten beiden Agenten die Treppe vor dem Haus hochkamen. Wenn es schon während seiner Schicht passieren musste, war es besser, wenn es zeitig geschah. Seine Aufgabe war monoton, und nach einer Stunde hätte ihm nicht nur der Rücken wehgetan, sondern er wäre vermutlich schon halb eingeschlafen gewesen. Es hätte gut passieren können, dass er die Agenten gar nicht bemerkt hätte.
    Er musste daran denken, wie wenig Probleme mit dem Hausmeister seine Vorgänger gehabt hatten, als sie im Frühjahr 1998 nach Washington gekommen waren. Ein paar zerknüllte Zwanzig-Dollar-Scheine hatten

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