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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Schiebetür und schaute auf die Felder. Als sein Blick gedankenverloren auf den Waldrand in der Ferne fiel, fragte er sich, ob das nicht ein geeigneter Ort wäre, um Nicole Milberys Leiche und ihren Wagen verschwinden zu lassen.

29
    Tyson’s Corner, Virginia • Hanover County
    Das Terrorist Threat Integration Center war ursprünglich im CIA-Hauptquartier in Langley beheimatet gewesen, dann aber im Frühjahr 2004 in einen hochmodernen Neubau in Tyson’s Corner umgezogen. Seine Gründung war eine der vielen Neuerungen hinsichtlich der Zusammenarbeit der amerikanischen Geheimdienste nach den verheerenden Ereignissen des 11. September, und ursprünglich arbeiteten bei dem Projekt einhundertfünfundzwanzig Mitarbeiter des FBI, der CIA, des Heimatschutz- und des Außenministeriums zusammen. Das vorrangige Ziel des TTIC bestand nicht darin, vor Ort glaubwürdige Informationen zu sammeln, sondern eingehende Informationen zu interpretieren und sinnvolle Schlüsse daraus zu ziehen.
    Und gerade damit befasste sich Naomi Kharmai, die irritiert auf einen vor ihr liegenden Stapel von Karten und Papieren blickte. Obwohl bei der Suche nach Will Vanderveen alles in Bewegung gesetzt worden war, hatten die Nachforschungen während der letzten beiden Tage nur sehr wenig gebracht. Schon bei ihren eigenen ersten Recherchen hatte sie festgestellt, wie schwierig alles sein würde. Im letzten Jahr waren allein im Hanover County dreihunderteinundachtzig Farmen mit weniger als hundertachtzig Morgen Land verkauft worden, und allein im Bundesstaat Virginia gab es hundertfünfunddreißig Countys. Am problematischsten war die Eingrenzung der Suchkriterien. Wenn Kealey sich hinsichtlich Vanderveens Absichten auch nur
in einem Punkt geirrt hatte, konnten sie sich sehr gut auf ein völlig falsches Objekt konzentrieren.
    Zum dritten Mal während der letzten Stunde drehte sie sich um, weil sie ungeduldig auf Kealey wartete. Der Raum war überfüllt mit Leuten, die vor Computern hockten, telefonierten oder auf Faxe warteten. Alle gaben ihr Bestes, um einen Mann zu finden, der sich irgendwo in drei Bundesstaaten versteckte, die zusammen genommen mehr als dreizehn Millionen Einwohner hatten.
    Am gegenüberliegenden Ende des Raumes sah sie Harper, ganz in eine Diskussion mit Patrick Landrieu vertieft, dem Direktor des TTIC. Kharmai war sich nicht sicher, aber es schien, als wären sie in irgendeinem Punkt gegenteiliger Meinung. Kein gutes Omen, dachte sie, bevor sie weiter nach Kealey Ausschau hielt.
    Schließlich gab sie es auf und wandte sich wieder der Karte des nördlichen Virginia zu. Nach einem weiteren Schluck lauwarmen Kaffees starrte sie mit geröteten Augen auf das Gewirr von Straßen. Nach langem Hin und Her hatte sie beschlossen, sich auf die sechs Countys direkt nördlich von Richmond zu konzentrieren: Caroline, Hanover, Spotsylvania, Stafford, Prince William und Fairfax. Ihr spezielles Interesse galt dem Interstate 95, der aus nördlicher Richtung nach Washington hineinführte, und sie orientierte sich bei ihrer Suche an Kealeys Vorschlägen - jedes Anwesen, das mehr als fünf Kilometer vom Interstate entfernt lag, wurde sofort von der Liste gestrichen. Das Gleiche galt für Farmen, zu denen mehr als hundertachtzig Morgen Land gehörten.
    Damit blieb immer noch eine atemberaubend lange Liste von fünfhundertvierundsechzig Farmen in sechs Countys, die während der letzten drei Monate verkauft worden waren. Kharmai
schüttelte den Kopf, während sie nach einem dreißigseitigen Stapel von Faxen der Virginia Farm Bureau Federation griff, den sie jedoch sofort angewidert fallen ließ, ohne ein Wort gelesen zu haben. Als sie gerade nach dem nächsten Dokument greifen wollte, ließ sich jemand auf den Stuhl neben ihr fallen.
    Ungläubig stellte sie fest, in was für einem Zustand sich Kealey befand. »Mein Gott, Ryan! Wo hast du rumgehangen? Ist dir bewusst, wie spät es ist?«
    Ohne sie zu beachten, griff er nach der Kaffeetasse auf ihrem Schreibtisch. »Irgendwas Neues?«
    Ihr Blick glitt über seine Kleidung - die Jeans und das T-Shirt vom Vortag. Rasiert hatte er sich mindestens eine Woche nicht mehr, und seine Augen waren rot gerändert. Er wirkte erschöpft. »Nichts«, erwiderte sie. »Siebenundsechzig Leute arbeiten an der Geschichte, und damit sind nur die in diesem Raum berücksichtigt. Allmählich halte ich das Ganze für ausweglos.«
    Kealey schnaubte. »Natürlich ist es ausweglos. Diese ganze beschissene Geschichte ist reine

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