Der Amerikaner - The American

Monate liebevoll ein einziger Mann gekümmert hatte. Ein unglaublich ruhig dastehender Sergeant First Class Jason March verschwamm weiter vor seinen Augen, und als der Schmerz schlimmer wurde, bekam er keine Luft mehr.
    Er konnte einfach nicht mehr atmen …

    Ryan Kealey wachte abrupt auf, und nach und nach wurde ihm bewusst, wo er war.
    Die dünnen Laken klebten an seinem verschwitzten Körper, und als das Zittern langsam nachließ, wurde ihm plötzlich klar, dass Katie von hinten die Arme um ihn geschlungen hatte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Ihre Finger strichen über die Narbe auf seiner Brust.
    »Alles in Ordnung, Ryan? Mein Gott, du hast so laut geschrien …« Ihre Stimme zitterte merklich. »Deine Träume … Es wird schlimmer.«
    Er antwortete nicht und zog es vor, so lange wie möglich an nichts zu denken. Er wollte nur die Nähe ihres Körpers spüren. Vielleicht verstand sie ihn. Allmählich beruhigte sich seine Atmung wieder.
    Die Gedanken kehrten zurück, er konnte sie nicht länger verdrängen. Jason March hatte Menschen getötet, die wie Brüder für ihn gewesen waren. Schon in der regulären Armee wurden lebenslange Freundschaften geschmiedet, aber wenn sie sich bei den Eliteeinheiten entwickelten, war ihre Bedeutung identisch mit der von Familienbeziehungen. Und jetzt war dieser Mann, von dem er gehofft hatte, er wäre tot, vom anderen Ende der Welt zurückgekehrt, um noch schlimmere Gräueltaten zu begehen.
    Kealey glaubte, wie kein anderer dafür geeignet zu sein, March endgültig auszuschalten. Er war es den Männern schuldig, die auf diesem Hügel, weit von ihrer Heimat entfernt, das Leben verloren hatten. Wo die Geschichte enden würde, war ungewiss, aber er wusste genau, dass er vor Ort sein würde, um ihr ein Ende zu machen.

7
    Washington, D. C.
    »In zwei Stunden muss ich im Weißen Haus sein, John. Mit leeren Händen kann ich da nicht antanzen. Wie beurteilen Sie diese Geschichte?«
    Jonathan Harper schaute Robert Andrews an, den kürzlich ernannten neuen Direktor der CIA. Die Frage war schwer zu beantworten; die gemeinsamen Anstrengungen der CIA und des FBI hatten in der vergangenen Woche nur sehr wenig neue Informationen zutage gefördert. Telefonate waren geführt, Gefälligkeiten eingefordert worden. Die seit den Ereignissen des 11. Septembers politisch erwünschte Zusammenarbeit war nie wirklich zustande gekommen. Daran hatte auch die Einrichtung des nur einige Kilometer entfernten Terrorist Threat Integration Center nichts geändert, und Harper war einer der wenigen, die es schon vorher geahnt hatten.
    »Bisher hat sich noch niemand zu dem Anschlag auf Senator Levy bekannt, was sehr ungewöhnlich ist. Der Iran bestreitet, irgendetwas mit der Sache zu tun zu haben, aber ich denke, man kann das nicht für bare Münze nehmen angesichts ihrer offiziellen Ankündigung, das Waffenprogramm wiederaufzunehmen. Das Timing passt einfach zu gut. Außerdem hätten die Iraner einen besseren Grund als alle anderen gehabt, den Senator aus dem Verkehr zu ziehen. Ob es um die Beschaffung von Nuklearmaterial oder um Menschenrechtsverletzungen ging, Levy war ihr lautstärkster Widersacher. Immerhin haben wir eine Augenzeugin,
die den Täter halbwegs sicher identifiziert hat, und wir können ihn direkt mit Al Kaida in Verbindung bringen. Aber das habe ich Ihnen ja schon erzählt.«
    Andrews nickte bedächtig. »Für mich hört sich das etwas unglaubwürdig an. Warum sollten Terroristen einem Amerikaner derart vertrauen, dass sie ihn so tief in ihre Organisation eindringen lassen?«
    »Vielleicht wissen sie, was in Syrien passiert ist.«
    Andrews bedachte Harper mit einem scharfen Blick. »Sie sagten, die Identifizierung sei durch diesen Kealey bestätigt worden. Wo ist er?«
    »Er ist heute Morgen zurückgekommen und kümmert sich im Augenblick mit Davidson und Kharmai um abgehörte Handygespräche.«
    »Ich dachte, er hätte seinen Job bei uns quittiert.«
    Der stellvertretende Direktor zuckte die Achseln. »Er hat’s mal mit dem Vorruhestand probiert. Wahrscheinlich wusste er selbst, dass er es nicht lange aushalten würde.«
    »Behalten Sie ihn im Auge«, warnte Andrews. »Ich habe seine Akte gelesen und weiß, was er in Bosnien getan hat. Bei dieser Geschichte können wir keine Publicity gebrauchen, John.«
    »Das wurde nie bewiesen, Sir.«
    Der Direktor warf Harper einen skeptischen Blick zu, der diesen seine Worte sofort bedauern ließ. »Passen Sie auf, dass er nicht aus der Reihe tanzt. Wie