Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
Vom Netzwerk:
Kilometer südlich von Jablah, wäre einem müßigen Spaziergänger vor allem die
Schönheit der Landschaft aufgefallen. Wahrscheinlich hätte er den Sonnenuntergang beschrieben, den Kontrast zwischen dem feurig roten Himmel und dem funkelnden Wasser des Mittelmeeres. Er hätte die sanft zum Meer abfallenden Hügel erwähnt und die unbefestigte Straße, die sich durch die dicht von Bäumen bestandene Landschaft schlängelt. Und er hätte auch auf das für viele Kilometer einzige Gebäude eingehen können, eine Villa mit weiß getünchten Wänden und roten Dachziegeln, die im Licht des Sonnenuntergangs zu glühen schienen. Aber der Betrachter wäre nicht in der Lage gewesen, irgendwo in der pittoresken Landschaft Anzeichen für menschliches Leben zu finden.
    Im Schatten hoher Kiefern, zwischen denen gelegentlich eine Eiche stand, lag völlig reglos Captain Ryan Kealey. Er lauschte angestrengt auf alle Geräusche in seiner Umgebung und wartete geduldig darauf, dass sich die anderen Mitglieder des Operational Detachment Alpha 304 über die verschlüsselte Funkverbindung bei ihm meldeten. Als er sich umblickte, war er erleichtert, von den anderen fünf Soldaten seines Teams nichts zu sehen.
    »Sapper Six, hier Gold One, over.«
    Kealey flüsterte in sein Motorola-Funkgerät, bemühte sich aber trotzdem, die Worte deutlich zu artikulieren. »Hier Sapper Six, erwarte Lagebericht, Gold One.«
    »Habe Position bezogen, gegenwärtig keine Zielperson zu sehen. Zu meiner Linken sehe ich Blue Two.«
    »Erwarte weitere Informationen, Gold One. Over.«
    Ohne sich umzudrehen, hob Kealey die rechte Hand und beschrieb mit dem Zeigefinger einen Kreis - das Signal für die anderen, zu ihm zu kommen. Innerhalb von dreißig Sekunden waren sie da. »Okay, Jungs, wie sieht’s aus?«
    »Wir sind bereit, Sir«, antwortete Staff Sergeant Donald Bryant, der zuletzt zu dem Team gestoßen war.

    Kealey schaute in sein jugendliches, eifriges Gesicht und erkannte darin sich selbst, wie er vor vier Jahren gewesen war. Er war dankbar, dass seine Soldaten ihre erste Kampferfahrung bei einer ziemlich unkomplizierten Operation sammeln würden. Die anderen Männer nickten zustimmend, sagten aber nichts. Für sie glich das Ganze eher einem etwas ernsteren Manöver.
    »Wir bewegen uns bis zum Waldrand vor. Denkt daran, dass wir schnell den Hügel hinabstürmen müssen, wenn unsere Scharfschützen uns benachrichtigen, aber vergesst nicht, dass es dort fast keine Deckung gibt. Thomas und Mitchell, ihr beobachtet das Auto. Sobald ihr euch sicher seid, dringt ihr an der abgesprochenen Stelle in das Haus ein. Ihr dürft an keinem Zimmer vorbeigehen, ohne es vorher zu säubern. Damit ist es mir ernst.« Er blickte alle nacheinander an und setzte ein entspanntes Grinsen auf. »Für euch wird das ein Kinderspiel, Jungs. Ihr wisst, warum wir hier sind. Wir erledigen den Job, und schon geht’s nach Hause.«
    Die Soldaten lächelten, und dann drang ein Schwall von Störgeräuschen aus dem Funkgerät, gefolgt von einer klaren, ruhigen Stimme. »Hallo, Sapper Six, hier Blue Two. Ich sehe jetzt ein Fahrzeug, scheint ein schwarzer Mercedes zu sein. Scheiben nicht getönt, Moment … Ein Fahrer, zwei andere Männer. Warte auf grünes Licht, over.«
    Kealey reagierte sofort. »Siehst du auch die Zielperson, Gold One?«
    »Ja, Sapper Six.«
    »Grünes Licht für die Scharfschützen. Wir warten auf euch. Over.«
    Kealey gab ein Handzeichen, und die Soldaten bewegten sich leise auf die Bäume zu. Alle hatten lose herabhängende Metallteile ihrer Ausrüstung, die Geräusche verursachen und ihre Position verraten konnten, mit Isolierband festgeklebt. Niemand rechnete
damit, dass der Gegner Patrouillen ausgesandt haben könnte, aber die Elitesoldaten wollten keinerlei Risiko eingehen.
    Als sie noch fünfzig Meter von dem Abhang entfernt waren, hallte das laute Geräusch eines Schusses aus einem Scharfschützengewehr durch die Bäume, sofort gefolgt von zwei weiteren Schüssen.
    »Hier Gold One, Sapper Six. Fahrzeug ist neutralisiert. Wiederhole, Fahrzeug neutralisiert.«
    »Auf geht’s!«, rief Kealey, aber die Soldaten rannten bereits, den Schutz der Bäume hinter sich lassend, auf offenes Gelände. Irgendwo in seinem Bewusstsein meldete sich ein vager Gedanke, aber er konnte ihn nicht richtig fassen … Er hatte etwas mit der Richtung zu tun, aus der die Schüsse gefallen waren …
    Als er schon halb den Abhang hinunter war, merkte Kealey plötzlich, dass der Wagen leer

Weitere Kostenlose Bücher