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Der Amerikaner - The American

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Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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einer blassen Naomi Kharmai, die erst ihre geballte Faust öffnen musste, um es entgegenzunehmen.
    »Lasst euch nicht abwimmeln, Naomi«, sagte Harper. »Wir müssen wissen, was läuft. Wenn Shakib die undichte Stelle ist, wird uns das weiterhelfen. Ärgern Sie sich nicht, dass wir nicht zuerst davon erfahren haben. Es geht darum, wie wir jetzt agieren, okay?« Andrews unterbrach einen Augenblick das Gespräch, um mit jemand anders zu reden. Dann meldete er sich zurück. »Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Einzelheiten in Erfahrung gebracht haben.«
    Bevor Kharmai antworten konnte, war das Gespräch schon beendet. Als Kealey in den vierten Gang schaltete und Gas gab, versank sie tiefer in ihrem Sessel, felsenfest davon überzeugt, dass er einen Unfall bauen würde, bevor sie ihr Ziel erreicht hatten.
     
    Vor dem Kennedy-Warren-Gebäude an der Connecticut Avenue herrschte Hochbetrieb. Kealey sah Feuerwehr- und Krankenwagen, daneben die unauffälligen Limousinen der FBI-Agenten. Am Bordstein lag zusammengekehrter, schmutziger Schnee, das Pflaster des Gehwegs war glitschig. Ein böiger Wind pfiff zwischen
den Fahrzeugen hindurch, wodurch die gefühlte Temperatur deutlich unter der lag, die das Thermometer anzeigte. Kealey schätzte, dass es unter null Grad war, und er bedauerte, dass er keine wärmere Kleidung mitgebracht hatte als seine abgetragene schwarze Lederjacke. Um alles noch schlimmer zu machen, mussten er und Kharmai fünf Minuten warten, bis die aufreizend langsamen Polizisten an der Absperrung ihre Ausweise geprüft und ihre Identität bestätigt hatten.
    Kharmai blickte zu einem über sechs Meter langen Chevrolet-Transporter hinüber, dessen Hecktür offen stand. Kealey erkannte eine Telefonzentrale und ein am Boden festgenietetes Notstromaggregat. Um das Fahrzeug standen Männer mit kugelsicheren Westen und blauen Overalls, von denen die meisten mit HK-MP10-Maschinenpistolen bewaffnet waren. Zwei oder drei hielten mit Spezialmunition geladene Schrotflinten in den Händen, mit denen Türen aufgeschossen werden sollten. Alle unterhielten sich leise, einige kauten Kaugummi und tippten nervös mit den Fingern auf die Läufe ihrer automatischen Waffen. Alle versuchten ihre Anspannung zu verbergen, aber den meisten gelang es nicht.
    Kealey kannte die Rituale, durch die man den Stress zu ertragen versuchte, und wusste, dass diese Männer dem Job gewachsen sein würden. Allerdings hoffte er, dass es gar nicht erst so weit kommen würde.
    »Glauben Sie, dass sie das Gebäude gleich stürmen werden?«, fragte Kharmai.
    »Gott behüte, hoffentlich nicht.« Kealey zeigte in die Richtung der Übertragungswagen mit den Satellitenschüsseln auf den Dächern, die direkt hinter der Absperrung standen. »Wenn Shakib sich tatsächlich da oben aufhält, sieht er alles, was hier vorgeht. Die Lage ist jetzt schon äußerst problematisch.«

    Kharmai erblickte einen stämmigen Schwarzen mit gereizter Miene, der eine blaue Jacke mit dem Aufdruck »FBI« über einem weißen Oberhemd und einer Anzugshose trug. Er rief einem Grüppchen von Agenten etwas zu und zeigte aufgeregt mit dem Finger in die Luft. Kharmai fing seinen Blick auf und ging auf ihn zu, gefolgt von Kealey. Als sie sich näherten, zerstreuten sich die Agenten.
    »Hab ich’s mir doch gedacht, dass Sie hier aufkreuzen würden«, sagte der Schwarze argwöhnisch.
    Kharmai ignorierte seinen Tonfall, schenkte ihm ein warmes Lächeln und stellte ihren Begleiter vor. »Ryan Kealey, Luke Hendricks. Unser Freund hier ist der stellvertretende verantwortliche Special Agent vom Washingtoner FBI-Büro.« Dann löste sich ihr Lächeln auf, und sie stellte eine unverblümte Frage: »Warum haben wir nichts von dieser Geschichte erfahren?«
    »Sie haben’s selbst gesagt, ich bin nur der Stellvertreter des Chefs«, antwortete Hendricks. »Deshalb glaubt auch jeder, er kann mir erzählen, wie ich meinen Job zu tun habe. Aber ich bin nicht für die Entscheidung verantwortlich, was wir wem mitteilen.«
    Kharmai blickte sich um. »Und wo ist der verantwortliche stellvertretende Direktor des Washingtoner Büros?« So nannte sich der FBI-Chef in großen Städten wie Washington oder Los Angeles.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, er liegt wegen einer Bypassoperation im Krankenhaus. Dafür hat er sich einen guten Zeitpunkt ausgesucht, was? Wahrscheinlich hat er diese Geschichte kommen sehen.«
    Kealey versuchte, den FBI-Agenten einzuschätzen, und sein Urteil fiel positiv aus. Er war zu Recht

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