Der Amerikaner - The American
fast unvorstellbar, dass Mazaheri eine so wichtige Aufgabe wie die Finanzierung einer Operation einer Frau überlassen würde.
»Sie ist eine wertvolle Hilfe für unsere Arbeit und vertrauenswürdig«, fuhr al-Zawahiri fort. »Mehr müssen Sie nicht wissen.« Sein Lächeln löste sich auf. »Bei dem, was ich eben sagte, geht es nicht um eine Bitte. Falls Sie sich nicht zu den vorgeschriebenen Zeiten melden, spielt es keine Rolle mehr, ob Sie Erfolg haben. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
Vanderveen nickte. »Ich werde mich daran halten. Und die Operation erfolgreich durchführen.«
Es entstand ein langes, unbehagliches Schweigen. Für al-Zawahiri war die Bereitschaft des Amerikaners, seinen Landsleuten so etwas anzutun, schwer zu begreifen, zumal es ihm nur um einen sicheren Platz in der Organisation ging. Letztlich blieb ihm aber keine andere Wahl, als den Amerikaner zu unterstützen. Der Emir wünschte es, und sein Befehl war so bindend, als käme er von Allah persönlich.
»Gut. Legen Sie sich jetzt schlafen. Der Helikopter wird morgen früh zurückkommen. Dann hängt alles von Ihnen ab.«
Ryan Kealey war gerade zwei Stunden in Washington, als er zu einem Gespräch mit dem Direktor der CIA nach Langley gerufen wurde. Er war müde von dem langen Flug und noch genervter, weil sich das Wiedersehen mit Katie deutlich verschieben würde.
Zuerst fiel sein Blick auf Jonathan Harper, der es sich in einem der Sessel bequem gemacht hatte. Auf der anderen Seite des niedrigen Tisches saß der Direktor. Die beiden Männer unterbrachen ihr Gespräch, als Kealey durch die Mahagonitür in das geräumige Büro trat.
Der Direktor war ein stämmiger Mann, der seinen beträchtlichen Leibesumfang durch gut geschnittene Ralph-Lauren-Anzüge zu kaschieren wusste. Er stand auf und gab Kealey die Hand. »Bob Andrews. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
»Ganz meinerseits, Sir.«
Andrews beäugte den Neuankömmling misstrauisch. Er hatte schon viel über Kealey gehört, und dessen äußere Erscheinung schien seinem Ruf zu entsprechen. Er trug schwere Columbia-Wanderstiefel, dunkle Jeans und einen abgetragenen, grau melierten Pullover mit rundem Ausschnitt. Sein Gesicht war tief gebräunt von der afrikanischen Sonne, noch mehr als sonst, und sein pechschwarzes Haar war nicht gerade perfekt frisiert. Der Anblick war etwas gewöhnungsbedürftig, aber der Direktor erinnerte sich an die Bilanz des Mannes.
Er wies auf einen der Sessel. »Nehmen Sie Platz, Mr Kealey. Wie ich höre, war Ihr Besuch in Afrika ein Erfolg. Mein Kompliment.«
»Danke, Sir.«
»Ich weiß es zu schätzen, dass Sie heute noch gekommen sind«, sagte der Direktor, als hätte Kealey eine andere Wahl gehabt. Er zeigte auf eine leere Tasse. »Kaffee?«
Kealey nickte, schenkte sich selbst ein und gab etwas Milch hinzu. Unterdessen blätterte der Direktor etwas durch, das er für seine Personalakte hielt. »Dann wollen wir mal sehen … Acht Jahre bei der Army, Abschied als Major. Reichlich Orden: Distinguished Flying Cross , drei Bronze Stars , zwei Purple Hearts . Beeindruckend. Einsätze im Kosovo und am Golf. Zwei Jahre beim 1st Special Forces Operational Detachment …« Andrews schaute mit einem fragenden Blick auf. »Delta?«
Kealey nickte und trank einen Schluck Kaffee.
Andrews hob eine Augenbraue und wandte sich wieder der
Akte zu. »Damit waren Sie für die Army ein Geheimnisträger, stimmt’s?«
»Ja, Sir. Als Direktor Harper mich rekrutierte, habe ich eine Erklärung unterschrieben. Ansonsten würde meine Personalakte wahrscheinlich immer noch irgendwo in Fort Bragg liegen.« Kealey wusste, dass Andrews ihn verstand. Obwohl die Army den größten Teil ihrer Personalakten beim Human Ressources Command in St. Louis aufbewahrte, gab es für Spezialeinheiten Sondergenehmigungen, in einem bestens gesicherten Trakt in Fort Bragg Akten zurückzuhalten, die konkretes Material über Operationen der Eliteeinheiten enthielten.
Andrews schloss die Akte und warf sie auf den Tisch. »Und zu guter Letzt, um alles abzurunden, ein Intelligence Star . Diese Seiten belegen, dass Sie eine ziemlich imposante Bilanz aufzuweisen haben, Mr Kealey.« Er trommelte mit den Fingern auf den Aktendeckel. »Unglücklicherweise bedeutet das, dass ich Ihre Meinung ernst nehmen muss.«
Kealey blickte zu Harper hinüber, doch dessen Miene ließ sich nichts entnehmen.
»Was Sie mit diesem Elgin angestellt haben, hat ganz schön Staub aufgewirbelt. Die Sache ist nicht
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