Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Amerikaner - The American

Der Amerikaner - The American

Titel: Der Amerikaner - The American Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
Vom Netzwerk:
ihn die himmelblauen Augen unter den langen dunklen Wimpern, deren Ausdruck und Farbe sich stets änderte, je nachdem, ob sie glücklich, belustigt oder wütend war.
    Verdammt! Er schüttelte genervt den Kopf. Wenn Sie bloß nicht so empfindlich und eifersüchtig auf Kharmai gewesen wäre - oder auf fast jede andere Frau, die ihm je begegnet war. Als er wieder aus seinen Gedanken auftauchte, wurde ihm plötzlich die Schönheit der Aussicht bewusst. Im trüben Licht der Laternen sah er das Schneegestöber, und die Flocken wirbelten um die Statuen von Andrew Jackson und des Comte de Rochambeau herum, als wollten sie dem Marmor Leben einhauchen. Alles in allem war es ein atemberaubender Ausblick.

    Und doch begrüßte ihn ein noch faszinierenderer Anblick, als er wieder in das Zimmer trat. Die Frau, die er liebte, kehrte ihm noch immer den Rücken zu, doch das war egal, weil sie aus jeder Perspektive wunderschön war. Er bewunderte das sanfte Schimmern ihrer Haut im gedämpften Licht der Suite, und ihr perfekt gerundeter Körper passte hundertprozentig in das elegante Ambiente.
    Als er sie so sah, wurde ihm schlagartig etwas klar. Er würde es ertragen, dass sie hin und wieder einen Anfall bekam. Es war ihm egal, ob es nur eine vorübergehende Erscheinung war oder ob er für immer damit leben musste. Wenn das der Preis war, den er für seine Liebe bezahlen musste, war es ein kleiner Preis, den er mit Freuden entrichten würde.
    Ein paar Minuten vergingen. Katie versuchte, ihre Sorgen zu vergessen und Schlaf zu finden, aber ihre Erregung war noch nicht abgeklungen. Ihr Blick fiel auf den funkelnden Diamantring am Mittelfinger ihrer linken Hand. Ihr Trotz löste sich auf, und als sie sich zu Kealey umdrehte, war sie erleichtert, dass er sie immer noch aufmerksam betrachtete. Mehr brauchte sie nicht. »Okay, komm schon«, sagte sie mit gespielter Ungeduld und einem altklugen Lächeln. »Du gibst nicht so schnell auf, was?«
    Er stürzte sich auf sie, und sie kreischte lachend, doch bald entlockten ihr seine Zärtlichkeiten Schreie der Ekstase.

23
    Norfolk • Washington, D. C.
    Als Will Vanderveen nachmittags am Hafen von Norfolk eintraf, um seine Lieferung aus Übersee abzuholen, war auf dem regennassen Stapelplatz für Container so viel los, dass er unter den Arbeitern fast nicht auffiel.
    Er hatte alles sorgfältig geplant. Es war kein Zufall, dass er einen marineblauen Overall, Stiefel mit Stahlkappen und eine wollene Schiebermütze trug, denn so passte er sich den einfachen Hafenarbeitern an, die dem unmittelbar bevorstehenden Schichtwechsel entgegensahen.
    Auf dem Platz standen hunderte von sechs oder zwölf Meter langen Containern, von denen jeweils vier aufeinander gestapelt waren, sieben Reihen tief, wie es die Vorschriften erforderten. Auf Schienen dahingleitende Kräne setzten pausenlos Container auf Tiefladern ab, die in einer endlosen Schlange hintereinander warteten.
    Vanderveen ging auf drei Männer zu, die neben einer Reihe von Containern standen. Einer hielt ein Klemmbrett und einen Pappbecher mit dampfendem Kaffee in der Hand, und seine Uniform wies ihn als Captain der Hafenbehörde von Virginia aus.
    Es war ein älterer Mann mit sehr kurz geschnittenem grauen Haar, einem faltigen Gesicht und fast unwirklich klaren, blassblauen Augen. Vanderveen war sich fast sicher, dass er früher bei den Marines gedient hatte, wahrscheinlich als etwas höherer Unteroffizier.

    »Entschuldigen Sie«, sagte er, während er näher trat, aber niemand nahm von ihm Notiz. Nachdem er noch einen Augenblick gewartet hatte, tippte er dem Captain auf die Schulter.
    Der Mann wandte sich mit einem verärgerten Gesichtsausdruck um. »Ja, kann ich helfen?«
    Vanderveen setzte eine energische Miene auf und beschloss, seine Stimme so klingen zu lassen, als käme er aus dem tiefen Süden. »Tut mir Leid, dass ich störe.« Er zog ein paar Formulare hervor und lächelte den Captain an. »Ich muss meine Lieferung abholen, bin aber zum ersten Mal im Hafen von Norfolk. Kann ich mit meinem Fahrzeug hier auf das Gelände fahren?«
    »Leider nicht, mein Sohn«, antwortete der Mann in einem schleppenden Tonfall. »Halt, Sekunde. Liegt Ihre Lieferung vom Gewicht unterhalb der Kapazität eines Containers?«
    »Ja, Sir, genau.«
    »Na, dann sieht die Lage anders aus. Vielleicht lässt man Sie doch mit Ihrem Fahrzeug auf das Gelände.« Er zeigte auf eine Schranke in der Ferne. »Hinter dem Zaun da führt eine Straße zu dem Lagerplatz für

Weitere Kostenlose Bücher