Der Amerikaner - The American
kleinere Lieferungen. Weisen Sie sich aus, und präsentieren Sie den Seefrachtbrief, dann geht die Sache klar.«
Vanderveen nickte dankbar. »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen, Sir.« Er zeigte auf den Kaffeebecher. »Wo kann ich was von dem Zeug bekommen?«
Der Captain lachte und spuckte auf den Boden. »Den Kaffee wollen Sie bestimmt nicht probieren. Schmeckt beschissen.«
Zehn Minuten später fuhr Vanderveen vor der Schranke des Lagerplatzes für die Lieferungen vor, die die Kapazität eines Containers unterschritten. Die Vermeidung der Benutzung eines
Containers war besonders für kleine Firmen eine hervorragende Alternative, um Frachtkosten zu sparen. Aber auch für Leute, die einer ganz anderen Profession nachgingen.
Der Mann in dem Wärterhäuschen steckte den Kopf durch das Schiebefenster.
»Kann ich helfen?«
»Muss ein paar Lattenkisten abholen«, antwortete Vanderveen, wiederum mit dem Akzent des tiefen Südens. »Wollen Sie meinen Führerschein sehen?«
»Und den Seefrachtbrief.«
Vanderveen runzelte die Stirn. »Hab ich leider nicht, Kollege. Aber den Begleitschein. Man hat mir gesagt, das würde reichen.«
»Ja, das klappt schon. Zeigen Sie mal.«
Als der Mann befriedigt festgestellt hatte, dass alles in Ordnung war, schaute er auf seinem Computer nach und reichte Vanderveen den Führerschein und den Begleitschein zurück, die beide den Namen Timothy Nichols trugen. »Okay, Sir. Der Zoll hat die Lieferung bereits abgefertigt. Ihre Lattenkisten befinden sich im Lagerhaus 3. Mit Ihrem Privatfahrzeug dürfen Sie allerdings nicht auf das Gelände.«
»Ach, kommen Sie.« Er ließ seine Stimme demonstrativ geknickt klingen. »Wie sonst soll ich meine Ware hier herausbekommen?«
Der Wärter nickte wissend. »Versteh schon, Sir. Sie sagen den Leuten einfach nicht, wie’s hier läuft. Passiert ständig.« Er schwieg kurz. »Ich sage Ihnen was. Fahren Sie weiter … Ich regele das für Sie.«
Vanderveen trug große Erleichterung zur Schau. »Besten Dank, Kollege. Einfach weiter geradeaus, sagen Sie?«
»Genau, und dann da hinten links abbiegen. Ist nicht zu verfehlen.«
»Alles klar.« Die Schranke hob sich, und Vanderveen folgte der Beschreibung, bis schließlich das riesige Lagerhaus in Sicht kam. Er stieg aus dem Führerhaus und trat in das hell erleuchtete Gebäude.
Fast sofort trat eine etwas übergewichtige Frau in mittleren Jahren auf ihn zu. Sie trug einen Schutzhelm und eine makellose Leinenbluse mit Namensschild, das sie als Bobbie Walker und Verwalterin des Lagerhauses auswies. »Sie dürfen sich hier nicht ohne Schutzhelm aufhalten, Sir«, sagte sie missbilligend. »Kann ich Ihnen helfen?«
Sie kam ganz offensichtlich nicht aus dem Süden, aber er musste seine Rolle weiterspielen. Man konnte nicht wissen, wie gut sie den Captain und den Mann an der Schranke kannte. »Tut mir Leid, Ma’am«, sagte er mit einem bedauernden Lächeln. »Der Wärter an der Schranke meinte, ich kann hier meine Lattenkisten abholen. Von Schutzhelmen war nicht die Rede.«
Das schien sie etwas versöhnlicher zu stimmen. »Ja, schon gut.« Sie holte einen Helm, der in der Nähe auf einem Spind lag. »Hier, setzen Sie den auf. Wenn ich dann die Papiere sehen dürfte, Mr …?«
»Nichols, Ma’am. Tim Nichols.« Er reichte ihr den Führerschein und den Begleitschein. Sie runzelte die Stirn, als sie den Namen sah, aber offenbar fiel ihr nicht ein, weshalb er ihr bekannt vorkam.
Sie gingen quer durch das Lagerhaus, an aufeinander gestapelten Stahlträgern und Rollen von Holzstoff vorbei. Dann blieb Walker vor einem Stapel von kleinen Lattenkisten stehen und schaute prüfend auf ihre Liste.
»Da wären wir. Vierzig Kisten, Gesamtgewicht der Ware über tausenddreihundertsechzig Kilo. Ganz schön schwer.« Sie blickte ihn neugierig an. »Was ist denn da drin?«
»Irgendwelcher Computerkrempel, soweit ich weiß.« Die Lüge kam ihm mühelos über die Lippen. »Ganz sicher bin ich aber nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Die Firma hat aus Bequemlichkeit einfach meinen Namen darauf schreiben lassen. Ich tue, was man mir aufträgt, Miss Walker. Nicht mehr und nicht weniger.«
Sie lachte, und ihre kleinen blauen Augen funkelten vor Belustigung. »Wir alle haben jemanden über uns, Mr Nichols. Das überrascht mich überhaupt nicht.«
Vanderveen blickte sich um. Niemand schien ihn zu beobachten, aber Beobachter zeigten sich nicht gern. Wenn er aufgefallen war, würden sie in den nächsten paar Minuten
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