Der amerikanische Buergerkrieg
Großbritannien, Österreich und Frankreich zu erwirtschaften. Zu diesem offenkundigen Erfolg in der Wirtschaftskriegführung, dessen Wert anfangs nicht allen einsichtig war und der deswegen in der Unionspresse kaum festgehalten wurde, kam dann noch ein größerer militärischer Sieg. Im Frühjahr 1862 landeten Unionstruppen in Louisiana und eroberten am 25. April New Orleans. Damit hatten die Südstaaten ihren wichtigsten Hafen eingebüßt, ihre mit Abstand größte Stadt und eines der wenigen Zentren frühindustrieller Produktion. Aber diese Niederlage war über die wirtschaftlichen Aspekte hinaus bedeutsam. Zum einen nutzten Lincoln und seine Administration Louisiana ähnlich wie die Inseln vor der Küste der Carolinas als Experimentierfeld für die Nachkriegszeit. Auf den Inseln wurden landwirtschaftliche Musterbetriebe für freie Schwarze eingerichtet. Da dies von männlichen und vor allem weiblichen Abolitionisten, die dort als Lehrer tätig waren, massiv unterstützt wurde, diente dieses Experiment der demokratischen, rassistischen Propaganda als Musterbeleg für ihre These, die Abolitionisten planten, eine Mischlingsrasse zu züchten, um die weiße Rasse zu vernichten. Von den Erfolgen dieser Einrichtungen, welche die Absurdität dieser Behauptungen belegten, wollte niemand etwas wissen. Der Umgang mit Louisiana war mindestens ebenso umstritten. Die Unionsregierung verfolgte dort zum Entsetzen vieler radikaler Republikaner einen ausgesprochen moderaten Kurs. Angesichts heftiger Sympathien für die Union unter freien Schwarzen und kreolischen Whigs konnte man es sich leisten, Louisiana ganz regulär wieder in die Union aufzunehmen. Der Staat stellte eigene Senatoren und Repräsentanten, was dazu führte, daß er gleichzeitig in der Union und der Konföderation vertreten war. Entsprechend kämpften Soldaten aus Louisiana auf beiden Seiten der Front. An den Eigentumsverhältnissen und der Sklaverei wurde, den Vorgaben der Crittenden-Deklaration folgend, nichts geändert.
Zum anderen war die Einnahme von New Orleans und des südlichen Teils von Louisiana militärisch von großer Bedeutung. Von nun an konnte der Anakonda-Plan von zwei Seiten her umgesetzt werden. Zwischen Februar und Juni 1862 rückte die Cumberland-Armee unter maßgeblicher Führung der Generäle Ulysses S. Grant und William Rosecrans den Mississippi entlang nach Süden vor. Bei Fort Henry, Fort Donelson und Shiloh wurden die konföderierten Kontingente besiegt, ebenso wurde im Herbst ein Gegenvorstoß der Südstaatler bei Perryville in Kentucky abgewehrt. Am 6. Juni 1862 fiel Memphis, Tennessee, in die Hände der Union. Gleichzeitig stießen Unionsverbände von New Orleans aus allmählich gen Norden vor. Avisierter Treffpunkt war die Festung Vicksburg, der am besten befestigte Ort im Mississippital. Wurde diese Festung erobert, war die Konföderation faktisch in zwei Teile gespalten.
Im März 1862 begann dann auch McClellan nach langem Zaudern mit seinen Operationen an der kriegsentscheidenden Front in Virginia. Hier standen die besten konföderierten Truppen unter den besten Anführern, darunter Stonewall Jackson, J. E. B. Stuart, Jubal Early und Robert E. Lee. Während die Küstengebiete der Südstaaten relativ rasch unter Kontrolle der Unionsmarine gebracht werden konnten, verliefen die Landoperationen nicht ganz nach den Erwartungen von Regierung und Generalität. Im März und Juni 1862 eroberte Nathaniel Banks im Verlauf seiner Shenandoah-Kampagne West Virginia und schuf so die Grundlagen für die Errichtung des neuen Bundesstaates. Allerdings wurden seine Einheiten dann von Stonewall Jackson zurückgeschlagen. Weiter im Osten sah es schon so aus, als würde die Hauptstadt der Konföderation, Richmond im nördlichen Virginia, demnächst fallen, ehe die Unionstruppen in der Siebentageschlacht vom 25. Juni bis zum 1. Juli 1862 eine verheerende Niederlage erlitten. Wieder war es Stonewall Jackson, der Lee Hilfe leistete, allerdings langsamer und weniger enthusiastisch als sonst. Die Unionstruppen verloren 16.000 Soldaten, die
Army of Northern Virginia
hingegen 20.000. Obschon sie operativ das Heft in der Hand behalten hatte, war klar, daß die Konföderation sich nicht mehr viele solche Siege leisten konnte.
Nach der Siebentageschlacht übernahmen Lee und die anderen Südstaatler die Initiative und marschierten gen Norden. Im August 1862 wurden die Nordstaatler bei Manasses zum zweiten Mal besiegt. Dann aber kam es bei dem Versuch
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