Der amerikanische Buergerkrieg
einer Invasion Marylands zu einer bitteren Niederlage für den Süden, die am Ende bei weitem weniger schlimm ausfiel, als es hätte sein können. McClellan hatte nämlich durch einen Zufallsfund kurz vor Beginn der Schlacht von Sharpsburg (Antietam) Kenntnis sämtlicher Pläne Lees erhalten. Aber weil McClellan wie üblich zögerte, gelang es den Konföderierten nach einer unglaublich hart geführten Schlacht, eben noch zu entkommen. Es war die blutigste Einzelschlacht des Krieges, ja der gesamten amerikanischen Geschichte. Binnen 24 Stunden ließen über 23.000 Soldaten ihr Leben. Ganze Regimenter wurden nahezu ausgelöscht. Ungeachtet des Erfolges war Präsident Lincoln mit dem Vorgehen McClellans zutiefst unzufrieden. Dieser war bereits als Oberkommandierender der Armee abgelöst worden. Nun ersetzte ihn Ambrose Burnside als Befehlshaber der wichtigsten Unionstruppe, der
Army of the Potomac
. Burnside suchte nun verstärkt die Offensive, um dem Süden den Rest zu geben. Aber bei Fredericksburg mußten die Unionsstreitkräfte eine neuerliche verheerende Niederlage hinnehmen. Das Jahr 1862 endete militärisch im Osten mit einer Pattsituation, die niemanden zufriedenstellen konnte.
4. Emanzipation:
Die Radikalisierung in der Sklavenfrage und an der Heimatfront
Immerhin bedeutete die Schlacht von Sharpsburg für die Union auf der politischen Ebene einen entscheidenden Schritt nach vorn. Die Sklavenfrage konnte auf die Tagesordnung gesetzt werden. Zuvor war dies nahezu unmöglich gewesen, da die Niederlagenserie seit der fehlgeschlagenen Kampagne im Shenandoah-Tal die Vermutung nahegelegt hätte, die Union habe einen verzweifelten Schritt nötig, um sich der Unterstützung des Auslands, vor allem Großbritanniens, zu versichern. Lincoln hatte seine radikalen Parteifreunde in dieser Frage stets gebremst, umauf einen günstigen Zeitpunkt zu warten. Die Siege an der Westfront hatten die Gefahr eines Abfalls von Missouri minimiert, durch Sharpsburg galt Maryland als relativ sicher. Jetzt schien die Zeit zum Handeln gekommen, zumal die Sklaverei keineswegs allein ein Problem der radikalen Republikaner war. Mit jedem Erfolg des Nordens bei der Umsetzung des Anakonda-Plans und mit jedem Vormarsch in konföderiertes Territorium stellte sich die Frage ganz praktisch, wie man mit erbeuteten oder geflohenen Schwarzen umgehen sollte. Bereits im Mai 1861 hatte der radikalabolitionistische Unionsgeneral Benjamin Butler erklärt, die Schwarzen in der Hand der Unionstruppen seien «Konterbande», also Feindeigentum, das von den Unionstruppen genutzt werden könne. Manche Truppenkommandeure hatten diesen Befehl so verstanden, als seien sie regelrecht verpflichtet, den südstaatlichen Sklavenhaltern ihr Eigentum ungeachtet des laufenden Krieges zurückzugeben, was wiederum dazu führte, daß einige der Flüchtlinge von ihren Herren zu Tode gepeitscht wurden. Dies löste unter republikanischen Offizieren erheblich mehr Unruhe und Entsetzen aus als unter Demokraten. Insbesondere General Frémont, der republikanische Präsidentschaftskandidat von 1856, protestierte gegen Butlers Prozedere, das im ersten
Confiscation Act
vom August 1861 regierungsamtlich bestätigt worden war. Angesichts wachsender Kritik von allen Seiten kam es im Juli 1862 zu einer Novelle des
Confiscation Act
, die sämtlichen Sklaven in Händen der Unionsarmee die Freiheit zusicherte. Dieses neuerliche Gesetz wurde dann zur Grundlage der schwarzen Siedlungen an der Küste der beiden Carolinas, die in der demokratischen Propaganda eine überragende Rolle spielten. Parallel zum zweiten
Confiscation Act
wurde der
Militia Act
erlassen, der es befreiten Schwarzen erlaubte, sich zum Militär zu melden, was ebenfalls bei der Opposition auf erhebliche, rassistisch motivierte Widerstände stieß. Mit beiden Gesetzesnovellen erreichte aber auch die Diskussion über eine allgemeine Sklavenbefreiung und damit eine Abkehr von der Crittenden-Deklaration einen neuen Höhepunkt. Die radikalen Republikaner drängten Lincoln wiederholt zu mehr Aktivität. Umgekehrt hatten sich die Repräsentanten Missourisim Verlauf der Debatte um den zweiten
Confiscation Act
ausdrücklich zusichern lassen, daß eine allgemeine Sklavenemanzipation schon aus verfassungsrechtlichen Gründen keinesfalls in Frage käme. Gemäß der Rechtsauffassung der Sklavereibefürworter im Unionsparlament verfügte die Bundesregierung weder als solche noch in Kriegszeiten über das Recht, Privateigentum aufzuheben.
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