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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Pierre G. T. Beauregard damit, Fort Sumter zu beschießen. Einen Tag später, noch gab es kein Todesopfer zu beklagen, kapitulierte Anderson und zog ab. Union und Konföderation befanden sich im Krieg.
    Die Folgen zeigten sich fast augenblicklich. Noch im April zogen sämtliche Unionseinheiten aus Virginia ab, im Mai traten Virginia, North Carolina und Arkansas aus der Union aus und der Konföderation bei, einen Monat später folgte Tennessee, das sich erst einmal für neutral erklärte, dies aber nur kurz durch zuhalten vermochte. Wenn jetzt noch die vier verbliebenen Sklavenstaaten gleichfalls aus der Union austraten, wäre Washington in unmittelbarer Gefahr gewesen. Lincoln vermied daher, sehr zum Ärger der abolitionistischen Radikalen in seiner Partei, jedwede Erwähnung der Sklavereidebatte und wirkte auf viele wie eine Wiedergeburt des späten Buchanan. Ihn plagten schlicht die gleichen Probleme. Zudem erinnerte er seine parteiinternen Kritiker wiederholt daran, daß sie ihre überlegene Moral dem historischen Zufall zu verdanken hatten, im Norden geboren zu sein. Nicht Moral aber, sondern Territorium und Soldaten waren im Moment die entscheidenden Faktoren, wenn man die Union erhalten wollte. Und Lincolns Taktik zahlte sich aus, obschon nicht ohne gravierende Probleme und Folgekosten. Vor allem entschied sich Maryland für den Verbleib in der Union. Hier setzte sich der von Freibauern dominierte Nordwesten gegen den Südosten und das tief gespaltene Baltimore durch. In Delaware war die Entscheidung kaum umstritten, da die Sklavenhalter in diesem Kleinstaat an den Fingern einer Hand abzuzählen waren. Wesentlich wichtiger war Missouri mit seinem quantitativ hohen Anteil von
proslavery ruffians
. Die Fronten des Bürgerkrieges verliefen quer durch den Staat und führten zu zahlreichen gewalttätigen Ausbrüchen. Nur ein entschlossener Handstreich republikanischer Einheiten, darunter viele deutsche Migrantenaus der Generation der 1848er, hielt St. Louis und damit den Staat in der Union. Ähnliches geschah in Kansas, das wenig später den Territorialstatus abstreifen konnte und die vollen Rechte eines Staates erhielt. Kentucky versuchte es wie Tennessee erst mit der Neutralität. Aber wie in Maryland, Missouri und Kansas zerbrachen hier ganze Familien, etwa die Crittendens, wo der Vater neutral, ein Sohn Unionist und einer Konföderierter war, und schließlich schloß sich der Staat ebenfalls der Union an, obwohl ganze Regimenter der Kentucky-Miliz zur Konföderation überliefen. Auch in Missouri und Maryland bildeten sich konföderierte Einheiten. Umgekehrt hielten West-Tennessee und West Virginia an ihrer traditionellen Loyalität zur Union fest und stellten ihrerseits keine konföderierten, sondern Unionsregimenter.
    Aber auch weit hinter den aktuellen Frontlinien war das Bild im Frühjahr 1861 unklar. Die Demokraten des Nordens oder wenigstens das, was von ihnen übriggeblieben war, zeigten sich zwischen Unionspatriotismus, Rassismus und Verständnis für die Anliegen des Südens hin und her gerissen und suchten verzweifelt nach gemeinsamen Grundlagen. In Illinois, Indiana, Ohio, Pennsylvania sowie in Kansas fanden sich viele Demokraten, die ihre Sympathien für das Sklavenhalterregime in Richmond offen zeigten. Mehrheitlich handelte es sich um kleine Farmer und Handwerker, die nicht selten aus den Südstaaten zugezogen waren. Selbst wenn sie der Sklaverei aus wirtschaftlichen Motiven heraus skeptisch gegenüberstanden, hielten sie aufgrund ihrer rassistischen Mentalität zum Süden. Sie fanden Verbündete unter den irischen Katholiken in New York und Massachusetts. Gemeinsam formierten diese prosüdlichen Kräfte, die meinten, man solle die Konföderation kampflos ziehen lassen, die sogenannten
Peace Democrats
, eine Minderheit innerhalb der Demokratischen Partei. Sie waren nicht notwendig illoyal gegenüber der Union, obwohl sie unter permanentem Verdacht standen, aber im Krisenfall konnte man sich auf sie kaum verlassen. Die Mehrheit der Demokraten aber waren
War Democrats
, die bald eine Koalition der nationalen Einheit mit den Republikanern formten. Es waren diese Kriegsdemokraten, die gemeinsam mitvielen Republikanern schnell Lincolns Ruf nach Freiwilligen für die Unionsarmee folgten. Sie waren unverzichtbar für den Erhalt der Union, da sie anfangs eine Mehrheit der Mannschaftsdienstgrade, vor allem aber des Offizierskorps der Union stellten.
    Angesichts der unklaren und gespannten Situation kam es im

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