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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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In Anbetracht dieser unvereinbaren Ausgangsvoraussetzungen und Forderungen entschloß sich Johnson, an dem Kurs festzuhalten, den Lincoln bereits während des Krieges festgelegt hatte. Demnach war der Süden faktisch nicht ausgetreten und konnte deswegen relativ leicht wieder reintegriert werden, wenn 10 Prozent der Wahlberechtigten von 1860 einen Loyalitätseid auf die USA ablegten. Auf dieser Grundlage hatte Lincoln schon während des Krieges in Tennessee, Arkansas und Louisiana unionsloyale Regierungen installiert. Nur bestimmte konföderierte Amtsträger sollten darüber hinaus von dem Pardon ausgeschlossen und hart bestraft werden. Ihnen würde man entweder für den Rest ihrer Lebenszeit oder auf unbestimmte Dauer sämtliche bürgerlichen Ehrenrechte absprechen. Vermutlich, so ließ Johnson durchblicken, würden einige von ihnen wegen Hochverrats hingerichtet werden. Im Mai 1865 erließ der Präsident eine entsprechende Verordnung, die sämtliche Amtsinhaber der Konföderation, ihre Offiziere und alle Personen, die über Eigentumswerte von mehr als 2000 $ verfügten, von allen politischen Rechten ausschloß. Hinter dem letzten Punkt stand Johnsons Überzeugung, dieReichen im Süden seien an der Sezession schuld gewesen und der Krieg sei ausschließlich ihrer Initiative zu verdanken. In Gesprächen und Mitteilungen deutete Johnson überdies an, er trete für ein Wahlrecht wenigstens für jene Schwarzen ein, die Landbesitz hätten, Steuern zahlten und lesen könnten. Die radikalen Republikaner atmeten erleichtert auf. Mit diesem Kompromiß konnten sie leben, obwohl er ihre Maximalforderungen nicht erfüllte. Aber die Stoßrichtung war klar: keine Gnade für die Sezessionisten. Zugleich bedeutete dies, daß die Partei die Möglichkeit hatte, im Süden ihre Basis organisatorisch erst aufzubauen und dann langfristig zu festigen, da jede politische Konkurrenz vorerst ausgeschaltet sein würde. Diese politische Strategie würde die Dominanz der Republikaner über Jahrzehnte hinaus sichern.
    Möglicherweise waren es diese parteipolitischen Erwägungen, die allerorten ganz offen diskutiert wurden, die bei Johnson einen abrupten Kurswechsel auslösten. Schlagartig fing er nämlich an, Konföderierte zu begnadigen. Im Laufe des Sommers 1865 kam er auf die ungeheure Zahl von 13.000 Begnadigungen. Als Demokrat, der seine Partei nie verlassen hatte, konnte Johnson unmöglich daran gelegen sein, die Vorherrschaft der Republikaner auf unabsehbare Zeit zu zementieren. In der Forschung werden allerdings auch andere Gründe, viele von ihnen eher persönlicher Natur, für seinen Schwenk diskutiert. Dennoch dürften politische Überlegungen den Ausschlag gegeben haben. Der Präsident fing nun an, Gouverneursposten und andere Ämter im Süden mit genau den Männern zu besetzen, die schon vor 1860 dort tätig gewesen waren, unter anderem mit dem extrem umstrittenen William Holden in North Carolina, der in seinem Leben schon jeglicher politischen Richtung angehört hatte. Die Südstaaten sollten ferner mit ihren eigenen Politikern ihre Verfassungen erarbeiten. Nicht einmal die Akzeptanz des XIII. Verfassungszusatzes, also die Aufhebung der Sklaverei, blieb als Bedingung für den Wiedereintritt in die USA bestehen.
    Damit rückte die zweite Frage in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nur wenige Amerikaner hatten sich Gedanken über das Schicksal der Schwarzen nach der Emanzipation gemacht. Und selbst Lincoln hatte sich über Monate hinweg gegenden Gedanken gesperrt, die Sklaverei durch einen Verfassungszusatz abzuschaffen. Gegen den
Wade-Davis Reconstruction Bill
hatte er 1864 sein Veto eingelegt, weil dieser Gesetzesvorschlag der radikalen Republikaner ein Ende der Sklaverei in sämtlichen Staaten der Union, auch in Louisiana, vorschrieb, was Lincoln strikt ablehnte. Er wollte die bisherigen Erfolge bei der Reintegration der Südstaaten auf keinen Fall gefährden. Dabei lief bereits der verfassungsrechtliche Prozeß, der dann 1865 in den XIII. Verfassungszusatz mit dem Verbot der Sklaverei mündete. Ursprünglich hatte es sich um ein rein republikanisches Anliegen gehandelt, das auf einen Entwurf John Quincy Adams’ aus dem Jahr 1839 zurückging und im Dezember 1863 im Repräsentantenhaus neu aufgegriffen wurde. Aber erst als sich im darauffolgenden Januar auch einige Kriegsdemokraten unter Führung von Senator John B. Henderson aus dem Sklavenstaat Missouri dem Begehren anschlossen, nahm das Projekt Fahrt auf. Der Senat

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