Der amerikanische Buergerkrieg
ihre Außenpolitik aus. Auch vor diesem Hintergrund muß die
Emancipation Proclamation
von 1863 verstanden werden. Sie beraubte den Süden in Europa seiner letzten potentiellen Alliierten.
Dieses grundsätzliche Scheitern bedeutete indes nicht, daß es nicht auch Anlässe gab, in denen sich zeigte, wie nahe einige europäische Mächte im Prinzip und aus Eigennutz dem Süden standen. So verdarb es sich die Union fast mit Großbritannien, als 1861 US-Seestreitkräfte das britische Schiff
Trent
aufbrachten und zwei Gesandte der Südstaaten festsetzten. Auf massiven Protest der britischen Regierung hin ordnete Seward an, die beiden Männer wieder freizulassen. Schließlich kam es gelegentlich zu Konflikten wegen britischer Waffenlieferungen und geplanter Schiffslieferungen an die Konföderation, die wiederholt schwere Krisen zwischen London und Washington auslösten. Aber selbst diese Spannungen, die mitunter zu «Krieg-in-Sicht»-Krisen führten, bewegten die Briten nicht dazu, ihre neutrale Position aufzugeben. Die Konföderation blieb auch auf dem Feld der Diplomatie stets im Hintertreffen, und keine der hochfliegenden Vorstellungen von 1861 konnte je in die Realität umgesetzt werden.
4. Ein Ende mit Schrecken
Nach dem Wahlsieg Lincolns im November 1864 quälten sich die beiden Armeen weiter durch den Morast um Petersburg im nördlichen Virginia. Der Krieg war inzwischen zumStellungskrieg erstarrt. Gleichzeitig marschierten im Januar 1865 Shermans Regimenter von Georgia her kommend in South Carolina ein. Damit fiel jener Staat, der den gesamten Konflikt überhaupt erst ausgelöst hatte. Mehr noch als zuvor in Georgia wollten die Soldaten der Union hier Rache üben und die weiße Bevölkerung für ihre Illoyalität bestrafen. Sherman, immer Anhänger einer möglichst effektiven und brutalen Kriegführung, beförderte diesen Gedanken. In weiten Teilen des Landes brannten Häuser der Großgrundbesitzer, Felder und Äcker. Infolge der modernen Kommunikationsmittel erfuhren die konföderierten Soldaten rasch von dem Schrecken, der ihre Heimat heimsuchte. Viele warfen einfach ihre Waffen fort und machten sich, ohne weitere Erlaubnis abzuwarten, auf den Weg zu ihren Familien. Binnen weniger Tage schmolz die einst so stolze
Army of Northern Virginia
auf knapp 30.000 Soldaten zusammen. Grant verfügte hingegen über mehr als 115.000 Mann. Schon seit Herbst 1864 bedurfte es keiner überragenden strategischen und taktischen Fähigkeiten mehr, über die Grant von vornherein nur in Maßen verfügt hatte, um diese kümmerlichen Überreste einer Armee zu schlagen. Am 2. April 1865 nahmen die Unionseinheiten Richmond ein. Das Kabinett Davis floh erst nach Danville und später nach Washington im Staate Georgia. In Richmond zündeten die letzten konföderierten Soldaten die Stadt noch an, ehe sie flüchteten. Inzwischen waren beide Seiten zu einer Taktik der verbrannten Erde übergegangen. Diesmal war es an den Nordstaatlern, Richmond vor dem völligen Ruin zu retten. Lees Truppen bewegten sich unterdessen in westlicher Richtung, wobei niemandem mehr recht ersichtlich war, welches Ziel der konföderierte Oberbefehlshaber mit diesem Schritt verfolgte. Am Ende sah Lee dann die Sinnlosigkeit seines Handelns ein. Er und Grant trafen sich am 9. April 1865 in Appomatox Court House. In einer schlichten Zeremonie, die von beiden Seiten ausdrücklich als gegenseitige Anerkennung der militärischen Ehre von Sieger und Besiegtem verstanden wurde, kapitulierte General Lee. Die beiden Generäle gedachten kurz ihrer gemeinsamen Kriegserlebnisse im Mexikokrieg, Grant erlaubte es seinen Gegnern großzügig, ihre Pferde zu behalten, dann ging man auseinander. Fastexakt vier Jahre nach Beginn der Kampfhandlungen war der blutigste und teuerste Krieg der nordamerikanischen Geschichte beendet.
Die Nachgeschichte ist schnell erzählt. Am 14. April, dem Karfreitag des Jahres 1865, war es derselbe Robert Anderson, der vier Jahre zuvor die Fahne der Union eingezogen hatte, der sie in einem ebenso feierlichen wie symbolischen Akt wieder über Fort Sumter hißte. Einen knappen Monat später tagte das konföderierte Kabinett ein letztes Mal, um sich und die Konföderation aufzulösen. Jefferson Davis wurde kurz darauf festgenommen und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis, zeitweilig in Ketten gelegt. Er wurde des Verrats angeklagt, aber der Prozeß 1869 eingestellt. Während Robert E. Lee 1870 starb, lebte Davis relativ unbehelligt bis 1889. Sein
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