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Der amerikanische Buergerkrieg

Der amerikanische Buergerkrieg

Titel: Der amerikanische Buergerkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hochgeschwender
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Jahr 1857 hinfällig. Schwarze waren nun, anders als frisch eingewanderte Japaner oder Chinesen, berechtigt, Bürger der USA zu werden. Unklar blieb allerdings, wie sich diese Bestimmung in der Praxis des Südens auswirken würde, insbesondere wenn nicht absehbar war, ob und inwieweit die Bundesregierung die ihr übertragenen Kompetenzen tatsächlich nutzen würde.
    Gänzlich anders lief es bei den beiden anderen Gesetzesinitiativen, deren parteipolitische Motivation allerdings deutlicher erkennbar war als bei dem XIV.
Amendment
. Die
Civil Rights Bill
war einerseits der gewissermaßen natürliche Ausfluß der Sklavenemanzipation, indem er die politischen Mitwirkungsrechte der Schwarzen sichern sollte. Andererseits war er Bestandteil der
Southern Strategy
der radikalen Republikaner, die das Ziel dauerhafter Herrschaftssicherung im Süden und auf nationaler Ebene verfolgten. Mindestens ebenso umkämpft war das
Freedmen’s Bureau
, das im März 1865 vom Kriegsministerium unter Führung des Generals Oliver O. Howard erst einmal für ein Jahr gegründet worden war. Die Hauptaufgabe dieser Institution bestand zuallerst darin, die befreiten, aber bitterarmen Schwarzen mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Darüber hinaus hatte das Büro aber noch einen zweiten Zweck: In einer umfassenden Landreform sollte das Land, welches den konföderierten Amtsträgern, Offizieren undGroßgrundbesitzern wegen ihres Verrats abgenommen werden sollte, in Parzellen zu 40
acres
an Freigelassene verteilt werden. Dies hätte nichts anderes als die totale Revision der gesellschaftlichen Gegebenheiten im Süden mit sich gebracht, ganz so, wie die Radikalen es verlangten. In der Realität beschränkten sich die Aktivitäten des
Freedmen’s Bureau
meist jedoch darauf, Arbeitsverträge zwischen den Großgrundbesitzern und ihren einstigen Sklaven auszuhandeln beziehungsweise zu vermitteln, da Johnson mit seiner großzügigen Begnadigungspraxis jede Konfiskation von Ländereien unmöglich machte. Angesichts der intransigenten Haltung des Präsidenten sollte der Handlungsspielraum des Büros erweitert werden, um die geplanten gesellschaftlichen Veränderungen doch noch durchzuführen. Beide Maßnahmen, die
Civil Rights Bill
und die
Freedmen’s Bureau Bill
, stießen im Süden, bei den Demokraten und bei Johnson höchstpersönlich auf Widerstand. Der Präsident legte daraufhin sein Veto gegen die Gesetzesvorhaben ein, da er sie für einen Verstoß gegen das Prinzip der Einzelstaatenrechte hielt. Ganz wie in der späten Antebellumära war damit die Tonlage für das folgende Jahrhundert vorgegeben. Hatte die Berufung auf Einzelstaatenrechte (
state rights
) nach 1848 nur noch bedeutet, daß man die Sklaverei verteidigen wollte, so meinte dieser im 18. Jahrhundert erst revolutionäre, dann konservative und antinationale Schlachtruf im späten 19. und weiten Teilen des 20. Jahrhunderts nichts anderes als die Verteidigung der rassistischen Sozialordnung des Südens.
    Der Wahlkampf des Jahres 1866 war zuvörderst von diesen Fragen gekennzeichnet. Die radikalen Republikaner bekämpften mit äußerster Entschiedenheit die moderat-unionistische Politik, die aus ihrer Perspektive restaurativ war. Johnson hingegen und die Demokraten suchten ihr Heil in einer Neuauflage des rassistischen Wahlkampfs von 1864. Mitten im Wahlkampf überstimmte der Kongreß Johnsons Veto erst gegen die
Civil Rights Bill
und dann gegen die
Freedmen’s Bureau Bill
. Beide erhielten Gesetzeskraft und dienten von nun an als legale Grundlage für die republikanische Strategie im Süden. Das
Freedmen’s Bureau
blieb aber trotz seiner bald 900 Mitarbeiter bis zu seinem Ende im Jahre 1872 vor allem auf humanitärem Gebieterfolgreich. Insbesondere die Einrichtung schwarzer Schulen verdankte sich seiner Kooperation mit Philanthropen aus dem Norden und schwarzen Aktivisten im Süden. Eine Landreform fand nie statt. Mit den Vetos verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Republikanern und Präsident über die Grenze des Unerträglichen hinaus. Johnsons Hoffnung, mit Hilfe der Zwischenwahlen die Stellung der Demokraten ausbauen zu können, erfüllte sich nicht. Im Senat siegten die Republikaner mit 42:11, im Repräsentantenhaus mit 143:49 Sitzen. Das war an sich ein kleiner Erfolg der gestärkten Demokraten, viel wichtiger war allerdings, daß bei den Republikanern der radikale Flügel gestärkt aus den Wahlen hervorging. Da sie diesen Erfolg 1868 wiederholen und noch

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