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Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition)

Titel: Der Anfang aller Dinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wohlmodulierte Stimme. Und er war umgänglich. Sie wusste, dass Reporter in verschiedene Kategorien eingeteilt wurden: zurückhaltend, geheimnisvoll, omnipotent, umgänglich. Thorpe war ein Mann aus Fleisch und Blut, den die Zuschauer gern in ihren Wohnzimmern willkommen hießen und dessen Worten sie nahezu bedingungslos Glauben schenkten. Und selbst wenn die Welt am Untergehen wäre, so die einhellige Meinung, würde T.C. Thorpe darüber berichten, ohne ins Stottern zu geraten.
    Während seiner fünfjährigen Tätigkeit als Washingtoner Chefkorrespondent hatte er sich einen beneidenswerten Ruf aufgebaut. Er besaß die beiden wichtigsten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Reporter: Glaubwürdigkeit und zuverlässige Quellen. Wenn T. C. Thorpe etwas berichtete,
glaube man ihm. Wenn T. C. Thorpe eine Information brauchte, wusste er, welche Nummer er wählen musste.
    Livs Abneigung gegen ihn war rein instinktiv. Sie war auf politische Schlagzeilen für den lokalen Sender spezialisiert. Thorpe war ihr größter Konkurrent. Er verteidigte sein Revier mit der Verbissenheit eines Straßenköters. Er hatte seine Wurzeln in Washington; sie war immer noch die »Zugereiste«. Und er ließ ihr keine Chance. Jedes Mal, wenn sie eine heiße Spur verfolgte, war T.C. Thorpe bereits als Erster an Ort und Stelle.
    Seit Monaten war Liv auf der Suche nach einer gerechtfertigten Kritik an ihm. Eitelkeit konnte man ihm nicht vorwerfen. Wenn Thorpe auf Sendung war, trug er gediegene Kleidung  – nichts, was die Aufmerksamkeit der Zuschauer von seinen Reportagen ablenken könnte. Sein Sprachstil war direkt. Seine Berichte hatten Biss und Tiefgang, er selbst blieb absolut objektiv. An seiner Arbeit gab es überhaupt nichts auszusetzen. Alles, was Liv an ihm kritisieren konnte, war seine Arroganz.
    Sie beobachtete Thorpe auf dem Bildschirm, wie er wirkungsvoll platziert vor dem Weißen Haus stand und die Larkin-Story rekapitulierte. Ihr war klar, dass er mit Larkin persönlich gesprochen hatte, etwas, das ihr nicht gelungen war, obwohl sie alle verfügbaren Möglichkeiten genutzt hatte. Das allein schon wurmte sie entsetzlich. Auch Thorpe führte einige aussichtsreiche Nachfolger für Larkins Ministerposten an. Der Name Dell fiel als Erster.
    Carl nickte hinter ihrem Rücken, während Liv wütend auf den Monitor starrte. Thorpes Bericht gab ihrer Vermutung Recht, überlegte er.
    »Das war T.C. Thorpe, direkt vom Weißen Haus.«
    »Sagen Sie der Redaktion, dass Sie meinen Segen für Ihre Recherchen haben«, verkündete Carl und zog heftig an seinem Zigarettenstummel. Liv drehte sich zu ihm um, den Blick noch immer auf den Monitor fixiert. »Nehmen Sie Crew zwei.«
    »Fein.« Sie schluckte tapfer gegen die Wut darüber an, dass sie die Erreichung ihres Ziels nur Thorpes Einfluss zu verdanken hatte. »Ich werde alles Notwendige veranlassen.«
    »Bringen Sie mir etwas für die Abendnachrichten«, rief er Liv hinterher, den Blick schon wieder auf den Monitor geheftet.
    Liv drehte sich an der Tür noch einmal zu Carl um. »Darauf können Sie sich verlassen.«
     
    Es war acht Uhr morgens und einige Grad unter Null, als Liv mit ihrer Zwei-Mann-Crew vor dem hohen Eisentor von Beaumont Dells Wohnsitz in Alexandria, Virginia, vorfuhr. Liv war um fünf Uhr aufgestanden, um ihre Fragen vorzubereiten. Am Abend zuvor hatte sie ein halbes Dutzend Telefonate geführt und schließlich von einem von Dells Sekretären die Zusage für ein zehnminütiges Interview mit ihm an diesem Morgen erhalten. Ein guter Reporter konnte in zehn Minuten eine ganze Menge in Erfahrung bringen. Liv stieg aus dem Crewbus und ging auf den Wachmann vor dem Tor zu.
    »Olivia Carmichael von WWBW.« Sie zückte ihren Presseausweis. »Mr. Dell erwartet mich.«
    Der Wachmann studierte den Ausweis, warf anschließend einen Blick auf sein Clipboard und nickte. Dann drückte er wortlos den automatischen Türöffner.
    Freundlicher Zeitgenosse, dachte Liv, als sie wieder in den Crewbus kletterte. »Okay, beeilt euch mit dem Aufbau. Wir haben nicht viel Zeit.« Während sie die gekieste Auffahrt hinauffuhren, holte Liv ihre Notizen aus der Tasche, um sie rasch noch einmal durchzugehen. »Bob, ich möchte eine Totale vom Haus und eine vom Tor, wenn wir wieder fahren.«
    »Die vom Tor ist bereits im Kasten«, erwiderte er grinsend. »Und ein Close-up von deinen Beinen auch. Du hast wirklich umwerfende Beine, Liv.«
    »Findest du?« Sie schlug sie übereinander und musterte sie kritisch.

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