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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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ihr Haus am Rande des Buena Vista Parks betrat. Er sprach mit ihrer Hündin, einem gelbbraunen Labrador namens Gert, und er tat es in einer putzigen Babysprache, die überhaupt nicht zu seiner normalen Stimme passen wollte. »Ich weiß, es war ein langer, langer Tag, Baby, aber du bist ja so brav. So, so brav. Was für ein gutes Mädchen du bist. Das beste Mädchen, das es gibt. Okay, okay, du bist sogar mein allerbestes Mädchen.«
    Herr und Hund betraten die Küche, und Farrell fasste sich wieder. »Um ehrlich zu sein«, flüsterte er, als Gert auf Sam zulief, »ist sie nur mein zweitliebstes Mädchen. Aber sie wird immer so eifersüchtig, wenn ich ihr nicht sage, dass sie mein Liebling ist.« Er beugte sich herab und küsste Sam auf die Wange. »Du bist die liebste.«
    Keine Reaktion.
    »Die liebste Frau «, fügte Wes hinzu. »Gert ist gerade mal drei Jahre alt, und deshalb ist sie für mich, selbst in Hundejahren gerechnet, ein Mädchen. Du bist eine reife und wundervolle Frau, die ich unter keinen Umständen als Mädchen bezeichnen würde.«
    Sie schaute zu ihm hoch. »Ich kann nicht glauben, dass du Ro Curtlee auf Kaution hast laufen lassen.«
    Farrell, der sich gerade den Mantel abstreifte, hielt für einen Moment inne. »Und du bist mein liebster Mann« , trällerte er in einem Tonfall, der Sams Stimme imitieren sollte. »Mein liebster Menschen-Mann, meine ich natür lich. Und wie war dein Tag heute, Darling?« Er warf den Mantel über einen der Küchenstühle. »Um genau zu sein«, sagte er, »habe nicht ich Ro laufen lassen, sondern Richter Baretto.«
    »Aber du solltest ihn doch davon abhalten.«
    »Was ich auch versucht habe. Meine stellvertretende Staatsanwältin hat die Begründung vorgetragen. Vielleicht hast du das Memo nicht bekommen.«
    »Aber warum konntest du nicht selbst hingehen und gegen die Kaution argumentieren? Du hast mir selbst gesagt, dass Baretto ein Weichei ist. Warum konntest du ihm nicht durch die Blume sagen, dass du jeden seiner Fälle bis ans Ende der Tage anfechten würdest, wenn er Kaution gewähren sollte?«
    »Wieso weißt du, dass ich das nicht getan habe?«
    »Hast du?«
    »Nein.« Farrell trat einen Schritt zurück. »Wie dumm von mir. Ich dachte, dass ein Richter wie Baretto sich selbst ein Bild machen kann, ob Kaution zulässig ist oder nicht. Was er ja offensichtlich auch getan hat, wenn auch nicht mit dem Resultat, das ich mir gewünscht hätte.«
    »Aber du hättest ihn stoppen können.«
    »Um ehrlich zu sein: Ich glaube nicht, Sam.«
    »Aber du wirst es nie wissen, weil du es nicht versucht hast.«
    Farrell zögerte einen Moment, griff sich einen Stuhl, drehte ihn um und setzte sich rittlings drauf. »Hör zu, Sam. Die ganze Sache fing doch damit an, dass Sharron Pratt in ihrer Weisheit entschied, Ro wegen Vergewalti gung und Mord anzuklagen – und nicht auf Mord als Resultat einer vorangehenden Vergewaltigung.« Er hob sei ne Hand. »Ich weiß, ich weiß: Wenn er das eine gemacht hat, hat er auch das andere gemacht, aber das ist nun mal eine Eigenheit der kalifornischen Strafprozessordnung. Die Anklage ging am Tatbestand vorbei, aber davon ließ Pratt sich nicht irritieren. Mit dem Resultat, dass man den Richtern die Möglichkeit gab, über die Kaution zu entscheiden. Der frühere Richter, Thomasino, lehnte ab. Gute Entscheidung. Baretto? Weniger gut. Hätte ich ihm irgendwie drohen können? Ja, aber es hätte gegen den Ehrenkodex verstoßen, und er hätte sich obendrein dagegen verwahrt, dass ich mich in etwas einmische, das seiner Entscheidung obliegt. Und ich muss mit diesen Jungs ja schließlich noch arbeiten, vier Jahre lang. Ich hielt es für die richtige Entscheidung, ihn nicht schon in meinem ersten Monat gegen mich aufzubringen.«
    »Was bedeutet, dass nun ein rechtskräftig verurteilter Vergewaltiger frei herumläuft?«
    »Ich sage es nur ungern, Sam, sogar weit mehr als nur einer. Für Vergewaltigung kann nun mal Kaution gestellt werden; das haben wir bereits mehrfach erlebt. Es stinkt zum Himmel, aber was soll ich dagegen tun? Meine Aufgabe ist es, die Gesetze anzuwenden – und nicht sie zu erlassen.«
    Sam starrte ihn mit unverhohlener Abneigung an. »Ich bin mir nicht sicher, wo dich dieses ganze Staatsanwaltsding noch hinbringen wird. Weißt du das?«
    »Ich fange an, einen ersten Eindruck zu bekommen«, erwiderte Farrell.

3
    Seit ihrer Kindheit hatten Janice und Kathy gerne zusammen in der Küche gearbeitet. Heute hatten sie sich in Kathys Haus in

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