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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Curtlees hassen mich, seit ich ihren goldgelockten Sprössling ins Gefängnis gesteckt habe. Es ist fast schon ein Wunder, dass ich überhaupt noch einen Job habe – nach all dem, was sie mir anhängen wollten.«
    »Und trotzdem sitzen Sie hier als die Nummer zwei, obendrein ernannt von dem Burschen, den die Curtlees im Wahlkampf unterstützt haben. Von einem Verlierer kann man da kaum reden.«
    »Die Nummer zwei ist nicht die Nummer eins.«
    »Zugegeben. Aber vom Ende einer Karriere kann man nun auch nicht sprechen. Sie werden noch mehr Jahre auf diesem Planeten verbringen als ich, insofern würde ich die Hoffnung nicht aufgeben. Und wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich Ihrem Boss auch keine Vorwürfe machen – vor allem nicht wegen Sachen, die er niemals tun würde.«
    Sie ließ ihren Kopf kurz hängen. »Ich hätte nicht gedacht, dass es in Ihrer Macht steht, sich den Curtlees zu widersetzen. Oder dass Sie das überhaupt wollen. Es tut mir leid. Ich habe den Bogen überspannt.«
    »Vergeben und vergessen«, sagte Farrell. »Aber nur dieses Mal.«
    Als sich in seinem Terminkalender eine Lücke auftat, nahm Farrell die Gelegenheit wahr, zusammen mit Treya Glitsky, seiner Büroleiterin, weitere Kisten auszupacken. Treya war eine drahtige, attraktive schwarze Frau mit asiatischem Einschlag. Sie war mit Abe Glitsky verheiratet, dem Chef der Mordkommission, und hatte drei Kinder: Rainey ging bereits auf das College, während Rachel und Zachary, sechs und drei, noch zu Hause waren.
    Farrell saß auf der Schreibtischkante und erwies sich beim Auspacken nicht gerade als große Hilfe. »Nein, wirklich«, sagte er, »ich habe hier nichts verloren. Ich bin nicht für diesen Job gemacht. Vielleicht sollte ich besser zurücktreten, bevor ich zu viel Unheil anrichte.«
    Treya, gerade mit dem Einräumen der Bücher beschäftigt, drehte sich um und schaute auf ihre Uhr. »Das wäre ein neuer Rekord. Ich glaube, Clarence brauchte eine ganze Woche, um zu dieser Einsicht zu kommen.« Sie sprach von Farrells direktem Vorgänger Clarence Jackman, für den sie ebenfalls gearbeitet hatte. »Und am Ende blieb er dann neun Jahre.«
    »Aus dem Holz bin ich nicht geschnitzt«, sagte Farrell. »Ich habe mich eigentlich nur zur Wahl gestellt, um zu verhindern, dass die Nazis die Macht übernehmen – und um Sam und ihren Freundinnen einen Gefallen zu tun.«
    »Und den Latinos. Und den Schwulen.«
    »Einigen von ihnen, stimmt. Aber vergessen wir nicht die entscheidenden hundert Stimmen von den alten weißen Heterosexuellen, die mir den Wahlsieg beschert ha ben.« Farrell ließ seine Beine baumeln und kickte mit den Fersen gegen die Schreibtischseite. »Stimmt das wirklich? Clarence wollte auch das Handtuch werfen?«
    »Tagtäglich, zumindest in den ersten Monaten. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Sie halten noch immer den Rekord: So schnell wie Sie hat noch niemand den Wunsch geäußert, seinen Schreibtisch wieder zu räumen.«
    »Das beruhigt mich. Und warum hat Clarence nicht die Kurve gekratzt?«
    Treya schwieg für einen Moment. »Weil er süchtig wurde, süchtig nach dem ungenierten Einsatz seiner Machtbefugnisse.«
    »Nein, mal ehrlich!«
    »Sie haben mich gefragt, und das ist meine Antwort: die Macht.«
    Farrell kicherte. »Nun, das trifft auf mich nicht zu. Nichts könnte mir ferner sein.«
    »Nein.« Treya kicherte zurück. »Nein, natürlich nicht.« Sie griff sich ein paar Bücher aus der Kiste.
    »Das ›natürlich‹ klang ein bisschen sarkastisch.«
    »Das muss an der Akustik hier liegen.« Sie stellte die Bücher ins Regal und drehte sich um. »Möchten Sie, dass ich noch mal mit Amanda spreche?«
    »Nein. Ich denke, dass wir das ausgebügelt haben. Ich werde ihr mit diesem Ro-Curtlee-Ding nicht in den Rücken fallen. Und mit anderen Sachen auch nicht. Das sollte eigentlich klar und eindeutig genug sein.«
    »Wollen wir’s hoffen«, sagte Treya.

2
    Unsere Stadt
Von Sheila Marrenas
    Es war ein Sieg der Gerechtigkeit, als Roland Curtlee, Sohn des Verlegers dieser Zeitung, gestern in San Francisco gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde. Mr. Curtlee, dessen Verurteilung vom Bundesberufungsgericht aufgehoben wurde, hatte für die Vergewaltigung und den Mord an Dolores Sandoval, einer Hilfskraft im elterlichen Haushalt, zehn Jahre hinter Gittern verbracht. Während des damaligen Prozesses hatten Familienangehörige der Verstorbenen und deren Unterstützer im Gerichtssaal Buttons mit dem lächelnden Gesicht von Miss

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