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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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frühere Flamme. Sie geistert mir nur durch den Kopf, ihr Name zumindest, Felicia Nuñez.«
    »Sie wird schon irgendwann aufkreuzen.«
    »So sicher wie Weihnachten.« Glitsky biss in sein Sandwich und kaute geistesabwesend darauf herum. »Sorry«, sagte er schließlich. »Ich weiß, wenn wir ausgehen, hat die Arbeit dabei nichts verloren.«
    »Bist du denn sicher, dass sie mit deiner Arbeit zu tun hat? Ich meine die Frau, die du einmal gekannt hast, nicht die heute am Tatort.«
    »Ziemlich sicher.«
    »Nun, ich hab unsere ›Dein Job kommt mir nicht ins Haus‹-Regelung nie sklavisch ausgelegt«, sagte sie. »Ich gewähre dir eine Ausnahme.«
    »Weiß ich zu schätzen, aber der Punkt ist der, dass ich eigentlich überhaupt nicht das Bedürfnis habe, über meine Arbeit zu sprechen. Es fängt schon damit an, dass ich keinen Kommissar hatte, der den Fall übernehmen konnte – und prompt selbst eingreifen muss, und das sogar an einem Freitagabend, an dem wir eigentlich ausgehen wollten. Das sind die Dinge, die mich auf die Palme treiben, wenn ich nur anfange, darüber zu reden. Und ich garantiere dir: Es wird nicht der letzte Mordfall sein, den wir auf den Tisch bekommen, obwohl so viele alte Fälle noch nicht abgeschlossen sind. Und es ist ein Problem, das sich nur noch verschlimmern wird, weil die Idioten, die in dieser Stadt ins Amt kommen, völlig hirnrissige Prioritäten setzen. Warum wollen sie es einfach nicht kapieren?«
    »Ich seh schon«, sagte Treya, »du willst wirklich nicht über deinen Job reden. Ich merk’s ganz deutlich.«
    »Ich nicht.«
    »Ich weiß, ich weiß. Also lassen wir diesen Teil mal außen vor. Aber was ist mit deiner Felicia Nuñez?«
    »Die neue – oder die, an die ich mich zu erinnern glaube?«
    »Möglicherweise ja beide. Hast du sie vielleicht mal festgenommen?«
    »Ich glaube nicht. Ich erinnere mich an die Leute, die ich verhaftet habe.«
    »War sie ein Opfer?«
    Glitsky hatte sein Sandwich noch immer nicht angerührt. »Arnie Becker meint, es sei ein gängiger Name, aber irgendwie sagt er mir was.«
    »Vielleicht eine Polizistin? Jemand, der für ein Vorstellungsgespräch in deinem Büro saß? Oder jemand, der eine Zeugenaussage gemacht hat?«
    Glitskys Gesicht war plötzlich regungslos. Er hielt eine Hand vor den Mund, während seine ungewöhnlich blauen Augen die Ecken der Decke abzusuchen schienen.
    Treya kannte die Situation: Er hatte eine Spur aufgenommen. Sie gab keinen Mucks von sich.
    »O großer Gott«, kam es schließlich leise durch seine Finger. Glitsky benutzte nur selten Kraftausdrücke, und wenn er sogar den Herrgott bemühte, musste ihm schon etwas ernsthaft an die Nieren gehen.
    »Was ist los, Abe?«
    Er senkte seine Hand und sagte mit bemüht ruhiger Stimme: »Ro Curtlee.«
    »Nein!« Es war ein Name, den sie nun so gar nicht hören wollte, da er – selbst nach all den Jahren – in den Büros des Staatsanwalts noch immer hohe Wellen schlug. »Und du glaubst, dass sie mit ihm irgendwas zu tun hat?«
    »Sie hat im ersten Prozess gegen ihn ausgesagt – und wäre auch im kommenden eine der wichtigsten Zeuginnen gewesen. Jetzt, wo sie tot ist, wird sie wohl kaum noch eine entscheidende Rolle spielen.«
    »Wes wird begeistert sein«, sagte Treya nach einer Weile.
    »Ich muss ihn sofort anrufen.«
    »Vielleicht hatte Ro mit dieser Felicia Nuñez ja doch nichts direkt zu tun?« Glitsky, der Farrells Nummer bereits in sein Handy tippte, rollte nur mit den Augen.
    Wes Farrell war gerade mitten in seiner Rede, die er auf einer Tagung der Einwandererorganisationen im Mission District hielt, als sein Handy am Gürtel vibrierte. Er fluchte innerlich, das dumme Ding überhaupt mitgebracht zu haben. Er hielt sich nicht gerade für einen begnadeten Redner – schon gar nicht, wenn er auch noch dabei gestört wurde. Nichtsdestotrotz war er diesmal mit seinem Vortrag ziemlich zufrieden, ging es doch um ein Thema, das ihm wirklich am Herzen lag: den Schutz von Verbrechens opfern aus San Franciscos Einwanderergemeinschaften.
    »Wir müssen den Eindruck vermeiden«, sagte er gerade, »und nicht nur den Eindruck, sondern vor allem die zu Grunde liegende Realität –, dass Immigranten nicht den gleichen Rechtsschutz genießen wie alle Amerikaner. Wenn Sie in San Francisco Opfer eines Verbrechens werden, ist Ihr Einwanderungsstatus kein – ich wiederhole: kein – Faktor der Strafverfolgung. Die Untersuchung eines Vergehens durch die Polizeikräfte dieser Stadt ist nicht

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