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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Gesetz nach bestem Wissen und Gewissen zu achten – und genau das würde er auch tun. Komme, was wolle.
    Er schaute noch einmal zu den ausgebrannten Überresten von Felicia Nuñez’ Apartment hoch, schob unbewusst seinen Unterkiefer vor und fuhr los.

8
    Von der Lake Street bog Ro Curtlee nach rechts ab und parkte seinen BMW in einer Sackgasse, die – wie die Vallejo Street mit der Curtlee-Residenz, wenn auch ungleich bescheidener – direkt am Presidio endete. Auf beiden Seiten der Straße standen identische, zweigeschossige Doppelhäuser. Direkt am Straßenrand befanden sich die Garagen, und neben jeder Garage führte ein Fußweg zunächst zur Parterrewohnung, dann ein paar Schritte weiter zu einer Treppe, über die man die Wohnung im ersten Stock erreichte.
    Ro stieg aus seinem Wagen. Er trug Jeans, Stiefel und eine dicke grüne Regenjacke, die er nach dem Aussteigen zuknöpfte.
    Nach einem Blick auf die Hausnummern ging er mit energischen Schritten weiter die Straße hinauf. Ganz am Ende fand er die Adresse, die er suchte. Es war die Wohnung im ersten Stock, und er stieg die zwölf Stufen hoch, stand einen Augenblick vor der Tür und drückte dann die Klingel.
    Eine weibliche Stimme rief: »Einen Augenblick!«
    Ro wartete.
    Die Tür öffnete sich, und er sah eine attraktive farbige Frau, die fast so groß war wie er. »Ja, bitte? Kann ich Ihnen helfen?«
    Ro konnte nicht glauben, dass sie so einfach die Tür aufgemacht hatte und ihn begrüßte. Sollte sie vorher durch den Türspion geschaut haben, so hatte er es nicht bemerkt. Und es gab keine Sicherheitskette, die ihn im Zweifelsfall davon abgehalten hätte, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen.
    Gesundes Selbstvertrauen oder schlicht Dummheit, dachte er.
    Sie trug einen lila Jogginganzug und Tennisschuhe. Gleich neben ihr, Hand in Hand, stand ein fünf- oder sechsjähriges Mädchen, dessen selbstbewusster und forscher Gesichtsausdruck Ro spontan an ihren Vater erinnerte.
    Ro lächelte das Mädchen halbherzig an und richtete seine Augen dann wieder auf die Mutter. »Ich hatte die Hoffnung, mit Kommissar Abe Glitsky sprechen zu können«, sagte er.
    »Er ist nicht zu Hause«, sagte sie, »aber er müsste in einigen Minuten hier sein.« Für einen irritierenden Moment dachte Ro, dass sie ihn tatsächlich ins Haus bitten würde. Tatsächlich aber trat sie einen Schritt zurück, legte die Hand an die Türkante, als wolle sie sich darauf vorbereiten, sie im nächsten Moment zuzuschlagen, schaute ihn aber weiterhin gelassen und freundlich an. »Falls Sie in einer halben Stunde noch einmal kommen möchten, müssten Sie ihn eigentlich antreffen.«
    »Geht schon in Ordnung. Ich werde ihm sicher in der Stadt über den Weg laufen und kann dann mit ihm sprechen. Ich war nur zufällig in der Nachbarschaft und dachte, ich könnte ihm einen Überraschungsbesuch abstatten – so wie er es gestern Abend mit mir gemacht hat.«
    »Gestern Abend?«
    »Genau.« Er grinste sie an. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm mitteilen könnten, dass Ro Curtlee mal vorbeigeschaut hat.«
    Diesmal verhärteten sich die Gesichtszüge der Frau. Instinktiv ging sie einen Schritt weiter zurück und schob ihr Kind hinter sich. Ihre Hand an der Türkante straffte sich. »Was wollen Sie hier?«
    Es war genau die panische Reaktion, die er sich erhofft hatte.
    »Ich wollte Ihren Mann einfach nur informieren, dass ich weiß, wo er wohnt. So wie er das gestern mit mir gemacht hat.«
    Sie drückte die Tür weiter zu. »Sie sollten jetzt sofort gehen«, sagte sie. »Sie haben hier nichts verloren.«
    Mit gespielter Enttäuschung antwortete er: »Wo wir uns doch gerade so gut unterhalten haben.« Er zeigte auf das Mädchen. »Und Sie haben so eine süße kleine Tochter.«
    Sie schlug die Tür zu. Er hörte noch, wie sie sagte: »Ich rufe sofort die Polizei.«
    »Machen Sie sich nicht die Mühe«, rief er. »Bis dahin bin ich längst weg.«
    Er stieg die Treppe hinunter und spazierte zu seinem Wagen.
    Glitsky saß gerade in Jenkins’ vollgestopftem Büro, trank einen Tee und informierte sie über Beckers neue Erkenntnisse – die eindeutige Identifizierung von Nuñez, die Sohle des Adidas-Schuhs –, als Treya ihn auf dem Handy erreichte. Scheinbar ruhig und beherrscht schilderte sie die Ereignisse, doch Glitsky blieb das Zittern in ihrer Stimme nicht verborgen. Er bemerkte, wie nahe sie einer ausgewachsenen Panik war, wie unmittelbar die Gefahr gewesen sein musste.
    Ohne es selbst zu bemerken, war

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