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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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schreckte ihn auf. Er hatte angenommen, dass sie bereits am Schlafen sei – aber da saß sie, auf der Couch im Wohnzimmer.
    »Nur den Regen.« Er blieb am Fenster stehen. Plötzlich schoss ihm eine Frage durch den Kopf: »Wo sind denn die Männer, die auf euch aufpassen sollten?«
    »Ich hab sie nach Hause geschickt, nachdem du mir gesagt hattest, dass Ro verhaftet sei.«
    »Ihr Auftrag war aber, hierzubleiben.«
    »Ich sagten Ihnen, sie könnten gehen. Genau genommen haben ich es Ihnen sogar befohlen.«
    Glitsky seufzte.
    »Hat dein Handy den Geist aufgegeben?«
    Er schaute zu ihr herüber. »Treib mich nicht auf die Palme, Frau.«
    »Ich wollte doch nur sagen …«
    »Okay. Verstanden. Aber sag besser nichts. Tut mir leid. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte, dich anzurufen, hätte ich’s auch getan, aber es ging nicht.«
    Sie klopfte mit der Hand neben sich aufs Sofa. »Komm, setz dich.«
    Er ging hinüber und ließ sich langsam, als würde sein ganzer Körper schmerzen, aufs Sofa nieder.
    »Hast du was gegessen?«, fragte sie.
    »Nein, aber mach dir keine Mühe.« Er nahm ihre Hand. »Alles okay mit dir?«
    »Alles bestens. Wir haben nur einen Schreck gekriegt.«
    »Er ist jetzt im Gefängnis.«
    »Ich weiß.«
    »Die Curtlees wollen, dass ich gefeuert werde. Und der Bürgermeister scheinbar auch.«
    »Der wird’s schon noch lernen.«
    »Und dann gibt es da noch deinen Boss.«
    Er spürte, dass sie neben ihm zusammenzuckte.
    »Wes? Was ist mit ihm?«
    »Er hätte Ro ebenfalls nicht verhaftet. Er glaubt nicht, dass es eine akute Bedrohung war.«
    »Er war auch nicht dabei.«
    »Das ist mir bekannt. Aber er meint, dass ich ihn zuerst hätte anrufen müssen – bevor ich Ro verhaftete. Und vielleicht hat er ja recht. Jedenfalls muss ich ihn wohl in eine missliche Lage gebracht haben.«
    »Armer Wes.«
    »Er ist nicht gerade glücklich. Außer sich, um genau zu sein.«
    »Weil du Ro verhaftet hast? Er war eine akute Bedrohung, daran gibt es doch keinen Zweifel. Ich hab mir das doch nicht ausgedacht.«
    »Das glaubt auch niemand.«
    »Wes offensichtlich schon.«
    »Nein, er meint nur, dass ich es mit ihm – oder einem Richter – hätte abklären müssen. Vielleicht hätte ich ja wirklich jemand anderen mit der Verhaftung beauftragen sollen.«
    »Ich dachte, dein ganzes Team sei anderweitig beschäftigt.«
    »Sind sie auch, aber trotzdem.«
    »Du kannst es keinem recht machen.«
    »Stimmt nicht. Einigen kann ich es schon recht machen.« Er drückte ihre Hand. »Ich möchte einfach nicht, dass irgendwas zwischen dir und Wes hängenbleibt.«
    »Das wird es nicht.«
    »Er war außer sich. Ich hab ihn noch nie so gesehen.«
    »Der Job«, sagte sie. »Er steigt gerade ein und will kein Porzellan zerschlagen.«
    »Nicht nur das«, sagte Glitsky. »Er will vor allem nicht, dass andere sein Porzellan zerschlagen. Und möglicherweise habe ich das gerade getan.«
    »Du hast nun mal getan, was du als richtig empfunden hast. Das ist doch so.«
    »Ja.«
    »Und es war nicht falsch oder ungesetzlich, oder?«
    »Nein, es war alles legal und sicher auch die richtige Entscheidung.«
    »Na also. Wieso solltest du deswegen Probleme bekommen?«
    »Ich weiß es nicht.« Glitsky schüttelte den Kopf. »Und ich möchte es eigentlich auch nicht herausfinden.«

10
    Als Michael Durbin am nächsten Montagmorgen in die Stadt fuhr, hatte er Visionen.
    Er verstand selbst nicht, warum, aber wann immer er in letzter Zeit – seit er wusste, dass Ro wieder frei rumlief – in sein Auto stieg und losfuhr, ging ihm die Eingangssequenz aus »The Sopranos« durch den Kopf, in der Tony Soprano durch die Stadt fährt – inklusive des dazugehörigen Songs, in dem sich jemand eine Waffe besorgt. You got yourself a gun!
    Seltsam kam es ihm schon vor, aber gleichzeitig waren die Bilder auch unglaublich realistisch: In seinen Gedanken fuhr er die gleiche Route durch New Jersey, die Zigarre im Mund, während in Wahrheit die Straßen von San Francisco an seinem Fenster vorbeizogen – angefangen von seiner Parkgarage auf der Union Street, hinauf nach Pacific Heights (wo die Curtlees wohnten), runter in die vergammelte Gegend der Western Addition, dann rüber zur Geary Street und schließlich hinaus zu den Avenues. Die Bilder wurden besonders plastisch, wenn er um die letzte Ecke zu seinem Haus bog. Er schien in der Rolle des Mafia-Bosses geradezu aufzublühen und sah, als er die Tür öffnete und ausstieg, fast schon beängstigend entschlossen aus: Hier

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