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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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passiert. Was ja auch der Fall ist.«
    »Hier geht es nicht um Geschichte, Chuck, das ist eine Drecksau.«
    »Guter Witz«, sagte Novio. »Geschichte ist nichts anderes als eine endlose Prozession von Drecksäuen. Das macht es ja so spannend.«
    »Ich bewundere deinen Enthusiasmus«, sagte Durbin, »aber warum hast du mir gestern beim Abendessen nicht gesagt, dass du auch kommen würdest. Wir hätten zusammen fahren können.«
    »Ich hab mich erst heut Morgen dazu durchgerungen; hatte das Gefühl, dass ich es mir nicht entgehen lassen sollte. Außerdem wusste ich ja nicht, dass du kommen würdest.«
    »Hab ich gestern Abend nichts gesagt? Vielleicht hatte ich mich ja auch noch nicht festgelegt.« Durbin machte eine Pause. »Und, wie wird’s ausgehen?«, fragte er.
    »Ich denke, er bleibt hinter Gittern.«
    »Ich hoffe es.«
    »Warum sollten sie ihn laufen lassen?«
    Durbin nickte mit dem Kopf nach draußen. »Dann schau dir mal dieses Gesindel an. Hast du schon mal was von den Curtlees gehört?«
    Novio zuckte mit den Schultern. »Der Bursche ist ein rechtmäßig verurteilter Mörder, der obendrein ein paar Cops zusammengetreten hat, die ihn verhaften wollten. Das kannst du drehen, wie du willst: Kein Richter auf dieser Welt lässt ihn wieder raus.«
    »Hoffen wir, dass du recht behältst.«
    »Ich habe recht. Wollen wir wetten?«
    »Nein danke, ich wünsche mir ja, dass du recht hast.«
    »Aber wenn wir wetten und ich danebenliege, gewinnst du in jedem Fall. Die Chancen stehen zwei zu eins für dich.«
    Durbin, noch immer nicht begeistert, streckte die Hand aus. »Zwanzig«, sagte er.
    Novio griff die Hand und schüttelte sie. »Deal.«
    Sitzungszimmer 11 bot Platz für etwa achtzig Besucher, und Durban und Novio, obwohl sie sich frühzeitig angestellt hatten, mussten lange warten, bis sie die beiden letzten Sitze in der vorletzten Reihe ergatterten.
    Ro Curtlees Inhaftierung war nicht nur in der gestrigen Sonntagsausgabe des »Courier« der Aufmacher gewesen; der »Chronicle« hatte dem Vorfall ebenfalls auf der Titelseite Platz eingeräumt – und für die lokalen Fernsehsender war es ohnehin das Topthema des ganzen Tages. Eine dieser News-Updates hatte Durbin noch im Fernsehen verfolgt, bevor er eingeschlafen war – allein eingeschlafen war: Nach dem Dinner bei den Novios hatte Janice den Notruf eines Patienten bekommen und war zu einer späten Therapiesitzung in ihr Büro gefahren. Durbin hatte die Vermutung, dass es sich um einen ganz speziellen Patienten handelte, wusste aber nicht genau, wer es war.
    Also hatte er die Nachrichten eingeschaltet und Inter viewschnipsel eines hageren, etwas zerzausten Staatsan walts namens Wes Farrell gesehen, dann den aufgebrachten Bürgermeister Leland Crawford, der empört die Meinung vertrat, dass die Zeit für eine Sonderkommission gekommen sei, um der »Kultur der Gewalt und Missachtung der Rechtsstaatlichkeit« ein Ende zu setzen – und natürlich Cliff und Theresa Curtlee, die das schreiende Unrecht beklagten und forderten, dass nicht ihr Sohn, sondern Lieutenant Glitsky verhaftet werden müsse.
    Beide Curtlees saßen nun in der ersten Reihe des Gerichtssaals, und als Durbin sie erstmals wieder aus nächster Nähe sah, stieg die Galle in ihm hoch. »Was für selbstgefällige Arschlöcher«, wisperte er zu Novio. »Ich frage mich, ob sie wirklich daran glauben, dass Ro unschuldig ist – oder ob’s ihnen einfach scheißegal ist. Wie kann man seinen Sohn unterstützen, wenn man weiß, dass er ein Mörder ist, ein Killer?«
    Novio, der die aufgeladene Atmosphäre im Saal zu genießen schien, versuchte einen Blick auf sie zu werfen. »Vielleicht steht ja die ermordete Frau so tief unten auf der evolutionären und sozialen Leiter, dass sie in ihren Augen nicht mehr als menschliches Leben wahrgenommen wird. Und wenn das nicht als Erklärung taugt, muss er wohl für den Mord einen triftigen Grund gehabt haben. Oder sagen wir: einen halbwegs triftigen.«
    Durbin schüttelte den Kopf. »Halbwegs triftig. So kann man’s auch sehen.«
    Durch die hintere Tür, die zu den Büros der Richter und einigen U-Haft-Zellen führte, waren inzwischen die ers ten Akteure im Gerichtssaal erschienen. Zwei Gerichtsdiener machten den Anfang, gefolgt von einer älteren Dame, die den Platz der Gerichtsstenografin einnahm, und einer jüngeren Justizsekretärin, die sich gleich neben sie setzte.
    Als er die beiden nächsten Personen – einen Mann und eine Frau, beide in Polizeiuniform – durch

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