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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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wahrscheinlich recht.«
    Warum, fragte sich Durbin, war er eigentlich heute hierhergekommen? Vielleicht, dachte er, weil er seine Arbeit bestätigt sehen wollte und hoffte, dass dieser Kriminelle für immer hinter Gittern verschwinden würde. Aber nun, da das nicht passiert war, fühlte er die Angst in sich aufsteigen: Er wünschte sich aus ganzem Herzen, dass Ro oder die anderen Curtlees seine Existenz in keiner Weise zur Kenntnis nehmen würden.
    Inzwischen hatten sich die Sitzreihen fast vollständig geleert. Ein paar Minuten später standen Durbin und Novio in der Eingangshalle – und Durbin hatte es eilig, den ganzen Spuk hinter sich zu lassen.
    Aber die Halle schwirrte wie ein Bienenstock – nur die wenigsten der Besucher bewegten sich zum Ausgang. Alle anderen standen herum, redeten, ließen das Drama Revue passieren oder hofften vielleicht darauf, dem Bürgermeister die Hand zu schütteln.
    Durbin trat einen Schritt zur Seite, wollte eine Lücke in der Menschenmasse nutzen und fand sich plötzlich Seite an Seite mit Sheila Marrenas. Sie hatte ein Mikrofon in der Hand und interviewte Zuschauer, die gerade aus dem Gerichtssaal kamen. Durbin hatte sie kaum erkannt, als sie ihm auch schon das Mikro unter die Nase hielt. »Hallo, Sheila Marrenas vom ›Courier‹. Ein kurzer Kommentar, Sir. Angesichts der Fakten, die heute im Rahmen der Verhaftung von Ro Curtlee zur Sprache kamen: Glauben Sie, dass wir in San Francisco ein ernsthaftes Problem mit der Brutalität der Polizei haben?«
    Und bevor er sich versah, hörte sich Durbin antworten: »In keiner Weise. Zumindest ist es nicht annähernd so gravierend wie das Problem, dass Richter auch weiterhin Vergewaltigern und Mördern einen Freifahrtschein ausstellen.«
    Offensichtlich perplex ob dieser Antwort – die meisten »normalen Bürger«, die sie morgen in ihrem Artikel zitieren würde, waren von den Curtlees bestellte Strohmänner –, trat sie einen Schritt zurück und schaute ihn mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. »Kenne ich Sie von irgendwoher?«, fragte sie.
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete er. »Ich würde mich sicher dran erinnern.«
    Sie schaute ihn noch immer fragend an.
    »Wenn Sie mich bitte entschuldigen«, sagte er. »Ich versuche mich zum Ausgang vorzukämpfen.«
    Unsere Stadt
Von Sheila Marrenas
    Die Diktatur kommt immer in kleinen Schritten.
    Wie in dieser Kolumne berichtet, wurde Roland Curtlee, der Sohn der Herausgeber dieser Zeitung, letzte Woche auf Kaution entlassen. Ein neuer Prozess wird darüber entscheiden, ob er eines Verbrechens schuldig ist, das vor über zehn Jahren begangen wurde. Auch wenn er für den Mord an einer Frau verurteilt wurde, zu der er eine intime Beziehung pflegte, verwies das Berufungsgericht auf Vorurteile und Verfahrensfehler und entschied auf Haftbefreiung für Mr. Curtlee. Während sich seine Anwälte auf den neuen Prozess vorbereiten, kann sich Mr. Curtlee nun dank der Kaution als freier Mann bewegen. Und bei dieser Sachlage wäre es wohl auch geblieben – und hätte es bleiben sollen! –, wenn sich nicht die Polizei dieser Stadt, allen voran Lieutenant Abraham Glitsky, zu außerordentlichen Aktivitäten bemüßigt gefühlt hätte.
    Glitsky hatte vor zehn Jahren die Ermittlungen geleitet und war im Prozess Zeuge der Anklage. Wenige Tage nach Mr. Curtlees Entlassung kam eine weitere Zeugin, Felicia Nuñez, bei einem Brand in ihrem Apartment ums Leben. Obwohl ihr Tod nicht als Mord klassifiziert wurde, fühlte sich Glitsky dazu veranlasst, Mr. Curtlee in seinem Haus zu besuchen – angeblich, um sein Alibi zur Tatzeit zu überprüfen. Da Glitsky auf ein formelles Verhör verzichtete, erwies sich sein Besuch als das, als was es von vorneherein gedacht war: reine Schikane.
    Um den Verfall mit Glitsky zu klären, stattete Mr. Curtlee am nächsten Tag dem Haus des Lieutenants einen Besuch ab – ein Vorgang, den Glitsky umgehend als Bedrohung seiner Person und seiner Familie darzustellen versuchte. Unter dem Vor wand dieser »Drohung« wiederum erschien Glitsky erneut vor Mr. Curtlees Haus, diesmal in Begleitung mehrerer Polizeibeamter. Obwohl kein Haftbefehl vorlag, wollte Glitsky Mr. Curtlee verhaften – und setzte sich dabei in erschreckendem Ausmaß über die bürgerlichen Grundrechte hinweg. Als Mr. Curtlee nach einer Erklärung verlangte, wurde er von den Polizisten brutal zusammengeschlagen.
    In dem anschließenden Handgemenge schlugen sie auf Mr. Curtlees Kopf und Schultern ein, verursachten

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